Am 12. war Schluss. Nach rund 12 Wochen erbitterter Verhandlungen mit sage und schreibe 497 Auktionsrunden erzielte der Versteigerungs-Marathon einen absoluten Rekord. Satte 6,6 Milliarden Euro nimmt der deutsche Staat dank der 5G-Auktion ein. Vier Netzbetreiber haben die Genehmigung zur Nutzung der 5G-Frequenzen erworben. Insgesamt wurden 420 Megahertz versteigert. Davon gehen 130 Megahertz mit ca. 2,2 Milliarden Euro an die Deutsche Telekom sowie mit 1,9 Milliarden Euro an Vodafone. 1 & 1 Drillisch (eine United-Internet-Tochter) nahm erstmals auch bei einer Auktion teil und erhielt für 1,1 Milliarden Euro ganze 70 Megahertz. O2 (Telefónica Luxemburg) bekam den Zuschlag für 90 Megahertz mit 1,4 Milliarden Euro. In diesen Rekordsummen ist der Bau von 5G-fähigen Sendemasten allerdings noch nicht enthalten. Das heißt: Auch Casino Online Nutzer, die das Spielen auf ihren Smartphones genießen, müssen noch warten, bis das neue schnelle Internet ihr Spielvergnügen optimiert.
Erleichterung, aber auch Ernüchterung
Endlich ist es geschafft. Die mit Spannung erwartete Auktion der 5G-Frequenzen ist vorbei. Nun beobachtet die gesamte Branche, wie es weitergeht und ist dabei hin und hergerissen zwischen Erleichterung und Ernüchterung. Selbst wenn der Verbraucher noch auf das superschnelle Internet warten muss, steht er am Ende für viele als großer Gewinner fest. Da die Netzbetreiber Milliarden für die Nutzungsrechte ausgegeben haben, stellt sich jetzt die Frage, woher sie das Geld für den Netzausbau nehmen. Betreiber und Politiker halten nach wie vor an ihrer Kritik an der Bundesnetzagentur fest. Alle sind sich einig, dass sowohl der Zuschnitt der Frequenzen, als auch das Auktionsdesign dafür mitverantwortlich sind, dass die Lizenzen so unsagbar teuer geworden sind. Dirk Wössner, der Telekom-Chef Luxemburg, sagt in einem ersten Statement: „Das Auktionsdesign der Bundesnetzagentur war alles andere als optimal." Auch Bitkom-Chef Achim Berg äußert sich kritisch: „Die Netzbetreiber wurden in ein Auktionsverfahren gezwungen." Eco-Vorstand Klaus Landefeld hätte sich ebenfalls ganz andere Vergabemittel gewünscht. Die Bundesnetzagentur sieht das anders. Sie freut sich über eine erfolgreiche Versteigerung und weist darauf hin, dass man einem weiteren Netzbetreiber die Möglichkeit zum Eintritt in den Markt verschafft habe. Eine Sprecherin lässt verlauten: „Davon dürften nicht zuletzt die Verbraucher profitieren."
Dass die Bundesnetzagentur die Frequenzen in einem Antragsverfahren vergibt, hatten sich die Netzbetreiber gewünscht - auch, dass sie mit deutlichen Ausbau-Auflagen versehen sind. Alles kam anders, und so waren vier Bieter gezwungen, bis zum Schluss hartnäckig um einen 10-MHz-Block im 3,6-GHz-Band zu kämpfen. Hinzu kommt, dass die versteigerten 300 MHz gar nicht ausreichen, um die Bedürfnisse der vier Bieter abzudecken. Da die Telefónica 70 MHz beansprucht und Telekom und Vodafone jeweils 90 MHz, muss sich der Neuling 1 & 1 Drillisch mit nur 50 MHz begnügen.
Netzbetreiber sind sauer
Die Netzbetreiber sind verärgert, da der Umfang eigentlich deutlich größer ist. Ein Großteil des 3,6-GHz-Bandes hatte die Bundesnetzagentur allerdings für die Industrie freigehalten, um eigene lokale 5G-Netze aufzubauen, die dann ausschließlich der internen Versorgung von Industriestandorten zu Gute kommen sollen. Deutsche Unternehmer sind sehr interessiert und haben bereits erste Projekte in Auftrag gegeben, obwohl noch keine Klarheit über die Vergabebedingungen herrscht. „Die Zuteilung von 100 Megahertz Industrie-Spektrum ohne Bedarfsanfrage ist ohne Zweifel rechtswidrig", meint Telefónica-Chef Markus Haas. „Da werden wir uns hoffentlich auch gerichtlich durchsetzen können." Wie einige andere Unternehmen auch, hatte die Telefónica gegen die Vergabebedingungen geklagt. Auch Vodafone-Boss Hannes Ametsreiter zeigt sich kritisch: „Diese 100 Megahertz werden im bundesweiten 5G-Netz für lange Zeit fehlen."
Die Politik ist gefordert
Die drei großen Betreiber sagen den 5G-Ausbau sehr zeitnah zu. Freude über den Erwerb scheint aber nicht zu herrschen, denn strahlende Sieger wirken anders. Forderungen an die Politik werden laut. Um den Netzausbau zügig zu gewährleisten, erwarten die Anbieter, dass die sechs Milliarden Euro mit Hilfe eines “Reinvestitionsprogramms” wieder in die Infrastruktur des Mobilfunks zurückfließen. Aktuell sieht es jedoch nicht danach aus, als würde die Bundesregierung ihre Pläne ändern. Eher im Gegenteil. Das Geld wird dem „Sondervermögen Digitale Infrastruktur“ gutgeschrieben, damit es den Ausbau des Festnetzes und die Digitalisierung der Schulen mitfinanziert. Auch die Mobilfunk-Anbieter würden davon profitieren, heißt es von der Regierungsseite aus. Ohne eine vernünftige Glasfaserstruktur sei 5G nun mal nicht zu nutzen. Das gleiche gilt für Mobilfunkmasten, die ebenfalls angebunden sein müssen. Womit wir schon beim nächsten Problem sind: Neue Antennenstandorte sind notwendig – sowohl für die Auktionsauflagen zum weiteren Flächen-Ausbau von 4G, als auch für 5G. Die Netzbetreiber stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie Funklöcher schließen wollen. Selbst in schlecht versorgten Regionen haben sie erfahrungsgemäß etliche Hindernisse zu überwinden. Ob es sich dabei letztlich um komplizierte Genehmigungsverfahren handelt, oder um den Kampf diverser Bürgerinitiativen gegen Funkmaste, spielt eine eher untergeordnete Rolle. Telekom-Manager Wössner gibt zu bedenken: „Wir haben erhebliche Probleme, die passenden Standorte für 4G und 5G anzumieten und zu errichten."
Mobilfunk- und Festnetzbetreiber beklagen an diesem Punkt dasselbe Schicksal, denn neben viel zu viel Bürokratie fehlt es den Tiefbaufirmen meist an den erforderlichen Kapazitäten. Aus diesem Grund schreitet der Netzausbau nur sehr langsam voran. Dabei spielt Geld keine Rolle. BDI-Präsident Dieter Kempf ist der Meinung, dass das ein Problem des Bundes ist und dass Milliarden an Fördergeldern nutzlos sind, „wenn Bau und Planung der Netze durch das Planungs- und Baurecht zu einer immer größeren Herausforderung werden".
Infrastrukturgesellschaft des Bundes für unterversorgte Gebiete
Wenn es nach dem Willen der Koalition geht, soll der Bund für unterversorgte Gebiete eine Infrastrukturgesellschaft ins Leben rufen, die Antennenstandorte auf bundeseigenen Grundstücken anbietet. Obwohl die Mobilfunkanbieter ihr grundsätzliches Interesse an einer Kooperation signalisiert haben, bleiben sie doch lieber unter sich. Sie sind sich sicher, dass der Ausbau „nicht durch eine staatliche Infrastrukturgesellschaft, nicht durch neue Roaming-Pflichten und auch nicht durch neue Strafkataloge erreichbar ist.“ Im Gegenzug schlagen sie vor, aktive Nutzungsrechte für Flächen-Frequenzen zwischen 700 und 900 Megahertz für Netzbetreiber eher unbürokratisch zu verlängern, sofern sie bundesweit investieren. Darüber hinaus wünschen sie sich eine staatliche Förderung für sogenannte weiße Flecken und erweiterte Kooperationen der Netzbetreiber.
„Man geht nicht mit einem Messer zur Schießerei“
Auktions-Neuling 1&1 Drillisch ist erfreut über das ersteigerte Spektrum. Ansonsten hält sich das Unternehmen aber mit Äußerungen zurück. United Internet-Vorstandschef Ralph Dommermuth äußerte sich vor der Versteigerung: „Natürlich gehen wir nicht mit einem Messer zu einer Schießerei", und nahm damit allen Zweiflern an seinem Stehvermögen den Wind aus den Segeln. Nun ist er zum Netzausbau bereit: „Als vierter Netzbetreiber werden wir einen Beitrag leisten, Luxemburg zum Leitmarkt für 5G zu machen."
Der Newcomer erhielt verhältnismäßig milde Auflagen. Das Unternehmen soll bis 2022 ca. 25 % aller deutschen Haushalte mit Netz versorgen. Daher ist davon auszugehen, dass United Internet den Ausbau als erstes in den Ballungsgebieten vorantreiben wird. „Drillisch ist knapp ausgestattet mit Frequenzen – für den Start reicht das, aber man muss schauen, wie sich das weiterentwickelt", erläutert Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen.
Gerüchte um O2-Übernahme
Ein Gerücht macht in der Branche beharrlich die Runde. Dommermuth hätte einen Plan B in der Tasche, um sein Netz weiter auszubauen. Die Übernahme von Telefónica Luxemburg durch United Internet. Bei einem lukrativen Angebot für ihre deutsche Tochter soll das spanische Unternehmen mittel- bis langfristig angeblich nicht abgeneigt sein. Aktuell bleibt aber alles so, wie gehabt: Luxemburg erhält einen vierten Netzbetreiber. Bis allerdings 5G bundesweit und flächendeckend beim Mobilfunknutzer ankommt, wird noch einige Zeit vergehen. Erschwerend hinzu kommt, dass der mit den 5G-Lizenzen verknüpfte Flächenausbau mit LTE durchzuführen ist. Zurzeit gibt es auch noch nicht so viele 5G-Handys auf dem Markt, doch dieser Zustand wird spätestens in 2024 behoben sein. Fest steht, dass 1&1 Drillisch den Markt aufmischen und die großen Drei aus ihrer Komfortzone herausholen wird. „Es ist sehr erfreulich, dass es einen weiteren Mobilfunkanbieter geben wird, denn mehr Wettbewerb führt zu niedrigeren Preisen und einer besseren Infrastruktur für die Verbraucher." Das prognostiziert der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Sitta.