Eine Casino-Mitarbeiterin der Spielbank Bad Steben wurde vom Amtsgericht Hof zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die angeklagte Dame hatte Glück, dass ein Teil der ihr angelasteten Taten bereits verjährt war. Insgesamt hatte die Angeklagte 760.000 Euro von ihrem Arbeitgeber veruntreut. Auch der Ehemann der geständigen Täterin wurde verurteilt.
Veruntreuung von Casino-Geldern von 2008 bis 2017
Die Angeklagte Silke F. hatte sich schon zu Beginn des Verfahrens zur Tat bekannt, sodass alle Details aufgeklärt werden konnten. Im Zeitraum von 2008 bis 2017 hatte die Casino-Mitarbeiterin ihre Position als Buchhalterin ausgenutzt, um Beträge in vierstelliger und fünfstelliger Höhe zu veruntreuen. Insgesamt konnten 31 Vorfälle dokumentiert werden. Die Gesamtsumme lag bei 760.000 Euro. Verurteilt werden konnte Silke F. aber nur für eine Veruntreuung von 273.000 Euro, denn die restlichen Taten waren bei der Anklageerhebung bereits verjährt. Das Amtsgericht Hof konnte nur die neueren Taten bei der Strafbemessung berücksichtigen. Zudem wirkte das Geständnis strafmildernd. Silke F. wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt, die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die Bewährungsfrist beträgt drei Jahre.
Der Ehemann der Angeklagten, Holger F, wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. Auch dieses Urteil beinhaltet eine Bewährungsfrist von drei Jahren. Der Ehemann war angeklagt wegen Geldwäsche. Als Grund für die Veruntreuung gab Silke F. an, dass sie mit dem Geld die Firma ihres Ehemannes retten wollte. Allerdings landeten nur 232.000 Euro auf den gemeinsamen Konten der Eheleute. Aus diesem Grund muss Silke F. auch für 41.000 Euro selbst aufkommen. Die restliche Summe müssen die Eheleute, die sich bei der Verhandlung nicht besonders harmonisch zeigten, gemeinsam ersetzen. Holger F. wurde zudem zu einer Geldstrafe von 4.000 Euro verurteilt.
Kriminelle Energie bei der Tat offensichtlich
Silke F. hob 31-mal Geld von der Bank ab, bei der die Spielbank Bad Steben ihre Konten hat. Dazu fälschte sie die Unterschrift des Spielbank-Direktors Udo Braunersreuther. Da Silke F. eine langjährige Mitarbeiterin des Direktors war, schöpfte niemand bei der Bank Verdacht. Erst nachdem die Staatliche Lottoverwaltung nachgefragt hatte, warum sehr viel Bargeld in der Spielbank vorgehalten würde, prüfte Bayenreuther die Vorgänge und kam schnell darauf, dass seine Mitarbeiterin Geld veruntreut hatte. Der Spielbank-Direktor zeigte den Vorgang sofort an und die Polizei konnte schnell die Hintergründe aufklären. Das aktuelle Verfahren ist einer der größten Betrugsfälle der Region in den letzten Jahren. Die größte Strafe für Silke F. war vielleicht die Zeit von der Aufdeckung der Straftat bis zum Urteil.
Beim Verfahren zeigte sich, dass die Angeklagte psychisch und seelisch in einem äußerst schwierigen Zustand war. Neben der offensichtlichen Belastung durch das Gerichtsverfahren dürfte dabei auch die soziale Ächtung, die bei solchen Taten oft zu beobachten ist, eine Rolle spielen. Zudem stritt Holger F. während des gesamten Verfahrens jegliche Beteiligung ab und ließ seine Ehefrau mit der Verantwortung allein. Der Richter zeigte sich jedoch überzeugt davon, dass Holger F. zumindest eine starke Vermutung gehabt haben muss, dass das plötzlich vorhandene Geld nicht aus legalen Quellen kommen konnte. Sichtlich erleichtert nahm Silke F. das Urteil an. Die Täterin hat in den nächsten Jahren die Gelegenheit, den finanziellen Schaden zumindest teilweise wiedergutzumachen.
Casino-Mitarbeiter haben besondere Verantwortung
In Casinos wird viel Geld eingesetzt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Mitarbeiter vertrauenswürdig sind. Noch wichtiger ist aber, dass Strukturen vorhanden sind, die dafür sorgen, dass die Mitarbeiter überhaupt nicht auf die Idee kommen, Geld zu entwenden. Im aktuellen Fall der Spielbank Bad Steben war das offensichtlich nicht der Fall. Es gab keine Kontrollinstanz, die dafür hätte sorgen können, dass Silke F. das Geld nicht entwendete. Die Spielbank-Leitung wird wahrscheinlich alles dafür tun, dass es in Zukunft einen ähnlichen Fall nicht mehr geben kann. Letztlich wird es aber nie möglich sein, Menschen mit einer kriminellen Energie immer zu stoppen. Aber die Hürde sollte so hoch sein, dass Menschen wie Silke F, die zuvor ein unbescholtenes Leben geführt haben, gar nicht erst auf die Idee kommen, in die Kasse zu greifen.
Auch bei Online Casinos gibt es grundsätzlich das Problem, dass viel Geld fließt und Mitarbeiter vorhanden sind, die das Geld theoretisch entwenden könnten. Aber in der Praxis kommt das bei den seriösen Online Casinos nicht vor. Der Grund dafür ist, dass es Strukturen gibt, in denen es außerordentlich schwierig wäre, unbemerkt Geld aus dem Casino-Betrieb abzuziehen. Dafür sorgen unter anderem die Glücksspielbehörden, die Online Casinos lizenzieren. Beispielsweise schreiben die Malta Gaming Authority und Spelinspektionen (schwedische Glücksspielbehörde) den Lizenzinhabern detailliert vor, wie sie mit dem Geld der Kunden umgehen müssen. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Vorkehrungen getroffen werden müssen, mit denen sichergestellt wird, dass die Kunden ihre Gewinne in jedem Fall bekommen.