Na, wenn das mal nicht die Oktoberfest-Stimmung trübt... Die Verantwortlichen der Kuffler Gruppe werden in diesen Tagen wohl wenig Spaß an Maßkrügen, Hendeln, Dirndln und zünftiger Gaudi haben, denn die Sorgen um ihre Geschäfte drücken. Und zwar enorm. Ganz besonders in Wiesbaden. Dort soll auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung dargelegt werden, dass bei den Vertragsverlängerungen für die Gastronomie im Kurhaus und der Konzession für die Spielbank nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Dabei steht einiges auf dem Spiel. Sollte es den Kuffler-Anwälten nicht gelingen, die Zweifel oder Fragen aus dem Weg zu räumen, wäre vermutlich das gastronomische Engagement der Kuffler-Gruppe in der hessischen Landeshauptstadt Geschichte. Und das spätestens im Januar 2024. Dies gilt sowohl für die Gastronomie im Kurhaus, als auch für die gastronomische Versorgung im Rhein Main Congresscenter (RMCC) und die Spielbankkonzession. In diesem Fall würde die Stadt Wiesbaden die Vertragsverlängerungen aufkündigen, da alle drei Häuser im Besitz des städtischen Eigenbetriebs Triwicon sind. Aber warum ist es überhaupt soweit gekommen?

Im Casino | Kleine Gefälligkeiten unter Freunden

Spielbank WiesbadenIm Visier der Ermittler steht der frühere SPD Oberbürgermeister Wiesbadens, Sven Gerich, der von Juli 2013 bis 2019 die Geschäfte in der Landeshauptstadt lenkte. Und da soll nicht immer alles „ganz sauber“ zugegangen sein. Die Ermittler stießen auf zwei Einladungen zu einem gemeinsamen Urlaub in Kufflers Villen im schönen St. Tropez und in Kitzbühl. Des Weiteren gabs dann auch noch die Einladung zu einer Kutschfahrt auf dem Oktoberfest. Einfach nur dumm, oder war nichts dabei? Der Oberbürgermeister ist auf alle Fälle in Erklärungsnot. Genauso wie er einen als Dienstreise deklarierten, aber letztendlich privaten Flug nach München zu Kuffler im Jahr 2015 erklären musste. Gerich behauptete, dass er eigentlich zu einer Klausurtagung auf Einladung des Energieunternehmens ESWE Versorgung eingeladen worden war, diese aber ganz kurzfristig abgesagt wurde. Da war der Flug für 276 Euro allerdings schon gebucht. Aus diesem Grund hat er die Reise dann doch angetreten, aber mit einem privaten Charakter halt. Den Flug habe er natürlich nachträglich privat bezahlt. Der Ex-OB erläuterte: “Die Rechnungsadresse ist nicht geändert worden. Das ist niemandem aufgefallen. Das ist mehr als bedauerlich. Aber der Fehler ist passiert." Dann gibt es auch noch eine Erklärung für ein Essen, dass in einem Restaurant Kufflers im Frankfurter Flughafen stattgefunden hat. Anwesend waren: Der damalige OB Gerich, Roland Kuffler und Henning Wossidlo, Baubetriebsleiter des RMCC. Zweck des Essens sollte ein Betriebsbesuch mit Küchenbetrachtung sein. Nur an das genaue Datum des Besuches kann Sven Gerich sich nicht mehr erinnern. Vielleicht lag es genau in dem Zeitraum, in dem ein Gastronom für das Rhein Main Congresscentrum gesucht wurde. Aber das ließe sich nun nicht mehr eruieren, da in seinem Büro Kalenderdaten nach drei Monaten gelöscht werden. Nur, dass es keinen Besuch bei Mitbewerbern gab, das ist dann doch klar in der Erinnerung.

Die Vorwürfe gegen Gerich beziehen sich zwar in erster Linie auf den Gastro-Auftrag für das damals noch zu bauende Congress-Centrum, aber das Revisionsamt erweiterte die Vorwürfe bzw. ergänzte sie. Es wurden im Zuge der Untersuchungen Unregelmäßigkeiten bei der Verlängerung der Verträge festgestellt, bzw. der Konzession für die Kurhausgastronomie und des Casinos. Die Miete für die im Kurhaus ansässigen Lokalitäten waren dem Revisionsamt viel zu niedrig und entsprachen nicht dem ortsüblichen Standard. Zudem wurden die Vertragsbedingungen von 2009 nicht nachverhandelt. Weiter auffällig war, dass beide Verträge miteinander verbunden waren, obwohl die Glücksspielaufsichtsbehörde darauf hingewiesen hatte, dass es zwei unabhängige Vergabeverfahren geben müsse. Zu einem in diese Richtung weisenden Ergebnis kam auch ein Gutachten, welches die Stadt 2019 in Auftrag gegeben hatte. In dem heißt es, dass die beiden Aufträge europaweit hätten ausgeschrieben werden müssen, anstatt einfach nur verlängert. Bei Vergaberechtlichen Verstößen hätte die Stadt die Möglichkeit, neu geschlossene Verträge zu kündigen. Auch dies wird im Revisionsausschuss derzeit geprüft.  

Erheblicher Schlag für die Kuffler-Gruppe

Der Verlust der Einrichtungen in Wiesbaden wäre ein erheblicher Einschnitt für die Kuffler-Gruppe.  Roland Kuffler begann seine gastronomische Karriere Ende der 1950iger Jahre in Heidelberg, wo er Sprachen studierte. Zusammen mit den Jungunternehmer Erich Kaub, der schon einige Kneipen, Restaurants und Gaststätten in Heidelberg betrieb, gründete er weitere Unternehmungen in diversen Universitätsstädten. In den 1970er Jahren verlegten sie ihre Aktivitäten nach München und konzentrierten sich auf klassische Speiselokale und einige Wurstkuchel-Betriebe. In den 1980er Jahren wurde weiter expandiert und 1985 sogar Kufflers Weinzelt auf dem Oktoberfest eröffnet. Kuffler und Kaub trennten sich ein paar Jahre später und Roland Kuffler ging weitere Partnerschaften in Frankfurt und Wiesbaden ein, z.B. mit Gerd Käfer und Joseph Peter. Ende 2016 zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück und überließ seinen Söhnen die Führung des Unternehmens, zudem seit 2002 auch das Hotel Palace in München gehörte.

Noch gibt es keine endgültigen Ergebnisse in Wiesbaden und sicherlich wird dort noch die ein oder andere Sitzung stattfinden und der ein oder andere Ausschuss tagen. Bei einem Online Casino wäre es erst gar nicht zu einem solchen Verfahren gekommen. Warten wir es ab, wohin die Reise für die Kuffler-Gruppe noch führt.