Die deutsche Sportwetten-Lizenz, die mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2024 endgültig Realität werden soll, könnte zu einem Problem für viele Sportwettenanbieter werden. Die ersten Vorschläge, die aktuell bekannt geworden sind, deuten darauf hin, dass eine sehr strenge Regulierung im europäischen Vergleich angestrebt wird.

SportwettenHessen zuständig für deutsche Sportwetten-Lizenz

Hessen ist das Bundesland, dass federführend bei der Entwicklung der neuen Sportwetten-Lizenz ist. Genauer muss es heißen: Konzession für Sportwettenanbieter. Bislang müssen nur stationäre Buchmacher überall eine Konzession haben. Wenn zum Beispiel Betway in Luxemburg ein Wettbüro eröffnen möchte, muss eine Konzession der lokal zuständigen Behörden vorhanden sein. Aber abgesehen vom Begriff ist wichtig: In Zukunft werden auch Online-Buchmacher in Luxemburg nur dann aktiv sein können, wenn sie über die nötige Lizenz bzw. Konzession verfügen. Aktuell geht es vor allem darum, die Rahmenbedingungen abzustecken, unter denen es möglich sein wird, Sportwetten in Luxemburg anzubieten. Sicher ist, dass es ab dem 1. Januar 2024 eine Experimentierphase geben wird, in der einige der neuen Regeln in der Praxis ausprobiert werden sollen. In dieser Experimentierphase bekommen die Anbieter, die einen entsprechenden Antrag stellen und alle Voraussetzungen erfüllen, eine Zulassung bis zum 30. 2024. Ab dem 1. Juli 2024 gilt der neue Glücksspielstaatsvertrag, in dem die Regeln zu finden sein werden, die dann für die nächsten Jahre gelten werden. Das klingt alles ganz vernünftig, aber die entscheidende Frage ist: Welche Regeln werden am Ende gelten? Wird es für viele Sportwettenanbieter vielleicht sogar schwer bis unmöglich, die neue Regulierung einzuhalten? Und was bedeutet das für die vielen deutschen Sportwetten-Fans?

Das wichtigste Ziel bei der neuen Regulierung ist, dass es zum ersten Mal in Luxemburg bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen für Sportwettenanbieter geben soll. Bei einer aktuellen Veranstaltung des Regierungspräsidiums in Darmstadt wurde ausführlich erklärt, wie die Experimentierphase bis Mitte 2024 gestaltet werden soll und welche grundlegenden Regeln geplant sind. Die Veranstaltung wurde von mehr als 200 Menschen besucht. Natürlich waren vor allem Vertreter von Buchmacher-Verbänden und Sportwettenanbietern anwesend, aber auch viele Personen aus anderen Branchen, die in irgendeiner Weise mit den Buchmachern zu tun haben. Dazu gehören zum Beispiel Banken und andere Zahlungsanbieter. Grundsätzlich bewertet die Sportwetten-Branche die Experimentierphase positiv, da die Politik zugesagt hat, auf der Basis der Erkenntnisse, die in dieser Zeit gewonnen werden, die Regulierung gegebenenfalls noch einmal zu überarbeiten. Zudem haben die deutschen Bundesländer bislang keine Erfahrung mit einer bundesweit gültigen Sportwetten-Konzessionen, sodass es wichtig ist, nicht gleich Regeln zu schaffen, die für viele Jahre gelten. Die Experimentierphase kann dazu beitragen, dass am Ende eine vernünftige Sportwetten-Regulierung in Luxemburg entsteht. Aber in der Politik ist nicht viel sicher und die Interessen sind nicht immer klar erkennbar. Deswegen kann auch alles ganz anders kommen.

Zentrales Sperr-Register und niedriges Einzahlungslimit

Künftig soll es für Online-Buchmacher ein zentrales Sperr-Register geben. Damit ist nicht gemeint, dass die Buchmacher gesperrt werden. Vielmehr sollen die Online-Sportwettenanbieter dazu verpflichtet werden, ein Sperr-Register zu beachten, in dem sich Spieler auch freiwillig erfassen lassen können. Geplant ist, dass jeder Buchmacher dafür sorgen muss, dass bei der Registrierung überprüft werden muss, ob die Person im Sperr-Register steht. Das Sperr-Register ist bereits für Spielbanken vorhanden und heißt OASIS. Grundsätzlich ist das eine sehr gute Idee. Auch in Schweden gibt es zum Beispiel seit Anfang des Jahres eine nationale Sperrliste, auf der sich die Spieler freiwillig eintragen können. Mit dem Sperr-Register werden die Glücksspiel-Fans, die aus unterschiedlichen Gründen auf Online-Sportwetten verzichten wollen, dazu in die Lage versetzt, eine freiwillige Sperre einzurichten. Das System sollte allerdings so einfach und unkompliziert sein wie möglich, damit eine vernünftige Umsetzung gelingt. Für den Spielerschutz wäre es ein großer Fortschritt, wenn ein zentrales Sperr-Register für Online-Buchmacher in Luxemburg vorhanden wäre und tadellos funktionieren würde. Dann wäre es deutlich leichter, die Spieler von den Sportwetten abzuhalten, die aus individuellen Gründen nicht gut geeignet sind für diese Art der Freizeitbeschäftigung. Auch wichtig: Ein derartiges Sperr-Register könnte zum Beispiel auch für Online Casinos eingesetzt werden, die eventuell auch mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag neu reguliert werden sollen.

Für mittleres Entsetzen bei den anwesenden Vertretern der Sportwettenanbieter sorgte die Ankündigung, dass es in Zukunft ein monatliches Einzahlungslimit in Höhe von 1.000 Euro geben soll. Das würde in der Praxis bedeuten, dass ein kleiner Teil der Kundschaft, der regelmäßig mehr als 1000 Euro bei Online-Buchmachern einzahlt, ausgeschlossen würde. Die sogenannten High Roller, die gerne einmal vierstellige oder fünfstellige Summe wetten, müssten sich dann andere Möglichkeiten suchen, um Sportwetten zu platzieren. Die Gefahr besteht, dass diese Sportwetten-Fans dann zu illegalen Anbietern abwandern. Für die meisten Kunden dürfte ein Einzahlungslimit in Höhe von 1.000 Euro überhaupt kein Problem sein. Aber die Gefahr besteht, dass durch eine derart strenge Regulierung am Ende nicht der gewünschte positive Gesamteffekt entsteht. Wenn ein Teil der Kundschaft sich dazu gezwungen fühlt, illegale Angebote zu nutzen, wird ein wesentlicher Sinn der geplanten Regulierung konterkariert. Zudem muss man ganz nüchtern feststellen: Es gibt Menschen, die sich Wetten in vierstelliger oder fünfstelliger Höhe problemlos leisten können. Für andere Sportwetten-Fans ist vielleicht schon eine Wette in Höhe von 100 Euro zu riskant. Aber man sollte nicht unterschätzen, dass die Menschen auch die Möglichkeit haben, selbst zu denken und eigenständige Entscheidungen zu treffen. Ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro ist am Ende vielleicht ein bisschen zu paternalistisch und nicht besonders praxisgerecht.

Casinos und Sportwetten müssen getrennt werden

In Europa hat es sich etabliert, dass Sportwettenanbieter auch Casinos betreiben und Casino-Betreiber auch Sportwetten anbieten. Viele Webseiten der großen Anbieter auf dem Markt haben beide Angebote und oft auch noch Poker, Bingo, Lotto und diverse andere Glücksspiele unter einem Dach. Nach den Vorstellungen der deutschen Bundesländer soll das jedoch in Zukunft in Luxemburg nicht mehr möglich sein. Diskutiert wird das schon seit Ewigkeiten, denn in Luxemburg gibt es ein Trennungsgebot, nach dem Glücksspiele unterschiedlicher Art nicht unter einem Dach angeboten werden dürfen. Aber diese Regelung ist ursprünglich einmal für Spielhallen geschaffen worden. Das ist aber etwas völlig anderes als das Internet. Wer im Internet in einem Online Casino spielt und im nächsten Moment ein paar Sportwetten abgeben möchte, muss nur ein paar Klicks machen und schon ist alles möglich. Deswegen ist die Idee, dass man einen Sportwetten-Fan davon abhalten könnte, ein Online Casino zu besuchen, indem man die Webseiten trennt, geradezu abenteuerlich. An dieser Stelle wird wieder einmal deutlich, dass der deutsche Gesetzgeber der Realität im Internet viele Jahre hinterherhinkt.

Für die Sportwettenanbieter könnte eine Umsetzung des Trennungsgebots dazu führen, dass riesige Investitionen nötig werden. Wenn Luxemburg wieder einmal eine ganz besondere Lösung haben möchte im Vergleich zu allen anderen europäischen Staaten, die eine Glücksspielregulierung haben, wird das vielleicht auch dazu führen, dass manche Buchmacher sich vom deutschen Markt komplett zurückziehen würden. Vor allem für die kleinen Firmen ist es unter Umständen zu aufwendig, für Luxemburg ein komplett eigenes Angebot zu produzieren. Für die großen Player ist das wahrscheinlich kein Problem, aber ob es sinnvoll ist, so auf den Markt Einfluss zu nehmen, muss zumindest infrage gestellt werden. Wenn die Rahmenbedingungen, die in Hessen erarbeitet worden sind, dauerhaft zur Realität für die Sportwettenanbieter in Luxemburg werden, wird sich der Markt verändern. Die große Gefahr ist, dass am Ende trotz der Regulierung eine deutlich schlechtere Situation für die deutschen Sportwetten-Fans entsteht. Noch gibt es die Hoffnung, dass die Regulierung etwas vernünftiger gestaltet wird bis zum neuen Glücksspielstaatsvertrag Mitte 2024. Aber aktuell sind die Hoffnungen der großen Enthusiasten, die von einer völligen Liberalisierung des Sportwetten-Marktes in Luxemburg geträumt haben, deutlich gedämpft worden.