Aus der Musikbranche kennt man es. Auch Modedesigner machen sowas gern und sogar manche Autohersteller. Sie alle „plündern“ in der Vergangenheit. Es ist nichts dagegen zu sagen, das ist vollständig legitim. Und: nein, früher war nicht alles besser. Oder möchten Sie ernsthaft wieder nach Kleingeld suchen, um in Telefonzellen - sofern man überhaupt eine funktionierende findet - zu telefonieren, damit man sich mit einer neuen Flamme verabreden kann? Oder möchten Sie wieder die komplette Wohnung gesaugt haben, bis der heimische PC endlich hochgefahren ist? Wohl eher nicht. Aber ein wenig in der Vergangenheit zu schwelgen sollte doch erlaubt sein, weil es ja schließlich auch um Erinnerungen geht. Und um Emotionen. Heute, wo vieles technisch perfekt zu sein scheint, sehnt sich der ein oder andere immer häufiger nach dem „Unperfekten“, nach dem „Gefühl von früher“. Und diesen Trend machen sich auch die Hersteller von Spiele-Konsolen zu nutze. Denn es war schon cool, irgendwie. Damals, in den 80igern und 90igern mit den Kumpels abzuhängen und auf den alten Spiele-Konsolen zu zocken. Richtige Battles wurden ausgetragen. Wer kannte seinerzeit schon Multiplayer Online-Games? Oder: Wer hätte geglaubt, dass es heutzutage eine richtige Online Casino-Welt gibt? Also „Back to the Past“ ist das Motto.

Gelungenes Retro-Design mit moderner Technik

CapCom Kleinst-Konsolen mit Retro-Charme haben seit Nintendos Mini-Serie Hochkonjunktur. Das hat auch Sega erkannt und vor einiger Zeit Mega Drive Mini auf den Markt gebracht. Da möchte nun auch der japanische Spieleentwickler und –publisher von Capcom mitmischen und hat seit kurzem die „Capcome home arcade“ im Angebot. Dabei handelt es sich eigentlich nicht um eine klassische Retro-Konsole, sondern eher um ein Plug-and-Play Arcade-Konzept. Dies verfolgt eine etwas andere Richtung als z.B. Nitendos Retro-Minis. Der Retro-Veteran will kein Heimkonsolenfeeling, sondern echtes Spielhallengefühl rüberbringen. Dafür hat man sich mächtig in Zeug gelegt und der Konsole einige Features spendiert, die ein schönes Spielerlebnis aufkommen lassen. Erstmal ist man über die Haptik erstaunt. Das robuste Gehäuse ist dem Capcom-Logo nachempfunden und kommt in satten Blau-, Weiß- und Gelbtönen daher. Angelehnt an die klassischen Spielhallen Automatengehäuse befinden sich zwei komplette Kontroll-Einheiten – jeweils aus einem Stick und acht buttons bestehend – nebeneinander auf der Konsole und lassen ein ausgiebiges Zweispieler-Vergnügen zu. Die Sanwa-Sticks und die sensitiven OBSFDruckknöpfe wirken wie die gesamte Verarbeitung sehr robust und die unterseitig angebrachten Gummi-Noppen sorgen für den notwendigen Stand der Konsole. Capcom hat als zusätzliche technische Features noch einen HDMI-Anschluss und eine On-Board-Wifi-Funktion locker gemacht, die es ermöglicht, sich mit anderen Retro-Fans zu messen und das Gerät per Firmware-Updates stets aktuell zu halten. Ob man später auch andere Features online bedienen kann, wie neue Spiele downloaden, wurde von Capcom noch nicht entschieden. 

Auf den Inhalt kommt es an – Spiele satt

Die Konsole ist werkseitig mit 16 Spielen bestückt, was einem auf den ersten Blick vielleicht etwas mager erscheinen mag, aber erstmal für ein anständiges Spielvergnügen vollständig ausreichend ist, zumal es sich bei allen um Original-Arcade-Klassiker handelt. Bei den Spielen handelt es sich um folgendes Angebot: 

  • 1944: The Loop Master
  • Alien vs. Predator
  • Armored Warriors
  • Capcom Sports Club
  • Captain Commando
  • Cyberbots: Full Metal Madness
  • Darkstalkers
  • Eco Fighters
  • Final Fight
  • Ghouls ‘n Ghosts
  • Gigawing
  • Mega Man: The Power Battle
  • Progear
  • Street Fighter II: Hyper Fighting
  • Strider
  • Super Puzzle Fighter II Turbo

Mit „Street Fighter 2: Hyper Fighting“ und dem ersten „Darkstalkers“ befinden sich gleich zwei ikonische Fighting-Games in der Sammlung, Reichlich Prügel im horizontalen Bereich gibt es bei „Final Fight“ (mit einem Zwei-Spieler-Modus) und „Captain Commando“, bei dem der Spieler oder die Spielerin in verschiedenen Rollen, entweder als Schwert-schwingende Mumie, als Mech-Reitendes Baby oder als Ninja ausgiebig die Klingen kreuzen und unendlich Hiebe austeilen kann. Richtig aus dem Vollen kann man bei „Aliens vs. Predator“ schöpfen. Wahlweise als Predator oder als Marines, je nach Charakter ausgestattet mit Schießprügeln oder Klingen, kann man so richtig schön die Sau rauslassen und um sich ballern und hauen was das Zeug hält. Wer davon nicht genug hat, der kann sich Maschinen bedienen und in den Roboter-Epen von „Armored Warriors“ und „Cyberbots: Full Metal Madness“ austoben. 

Wer mehr auf Schießbunden und dem gepflegten Austausch von Munition steht, wird mit der vertikalen Ballerei bei „1944: The Loop Master“ und „Gigawing“ sehr gut bedient und wer es lieber horizontal mag, greift auf „Progear“ und „Eco Fighters“ zurück. Natürlich fehlen auch die Jump&Run Abenteuer nicht und wer sich dort austoben möchte, nutzt „Ghouls ´n Ghost“ und „Strider“. Und der Spieler, der doch lieber ein etwas friedvolleres Spielvergnügen haben und seine grauen Zellen ein wenig in Bewegung bringen möchte, findet in „Super Puzzle Fighter II Turbo“ das ideale Betätigungsfeld. Und wem zu guter Letzt nach etwas Sportlichem ist, kann bei „Cacom Sports Club“ seine Tennis-, Fußball- und Basketballkünste trainieren - natürlich in einer etwas einfachen Form. 

Dies alles hat natürlich seinen Preis. Mit knapp 230,00 Euro schlägt die Konsole schon zu Buche. Aber, wie beschrieben, erhält man dafür auch ein sehr solides Stück Technik, was einem vielleicht wirklich das Gefühl von früher zurückgeben kann und dem Neueinsteiger vermittelt, wie die alten Säcke anno dazumal so gezockt haben. Und Spaß macht es auf alle Fälle.