Glücksspiel ist in den USA seit Jahrzehnten etabliert, nicht nur in Las Vegas. Wenn es aber um Online Casinos geht, gibt es aktuell viele offene Fragen. Rund um den sogenannten Wire Act hat sich eine juristische Debatte entwickelt, die wahrscheinlich irgendwann vom obersten Gericht, dem Supreme Court entschieden werden muss. Das Gesetz von 1961 passt nicht mehr in die heutige Zeit und sorgt für zahlreiche Probleme beim iGaming.
Konservativer Milliardär macht Wire Act zum Problem
Der Wire Act ist ein Gesetz aus dem Jahr 1961, in dem vorgeschrieben wird, dass bestimmte Arten von Glücksspiel nur innerhalb der Grenzen von US-Bundesstaaten stattfinden dürfen. Nicht einmal Kommunikation in andere Staaten im Rahmen des Glücksspiels ist erlaubt. Im Jahr 2011 wurde von der US-Regierung die Interpretation vorgegeben, dass ausschließlich Sportwetten unter den Wire Act fallen, aber die Casino-Spiele nicht. Das hat sich jedoch jüngst geändert, denn das Department of Justice hat den Wire Act neu ausgelegt und nun gilt, dass alle Glücksspiele von diesem Gesetz erfasst werden. Dagegen wehren sich aktuell zahlreiche Anbieter von Lotterien, Casino-Spielen und anderen Glücksspielen im ganzen Land mit juristischen Mitteln.
Die neue Auslegung des mittlerweile berüchtigten Wire Acts ist kein Zufall. Der konservative Milliardär Sheldon Adelson steckt hinter einem Großteil der Lobbyarbeit, der letztlich dazu geführt hat, dass die US-Regierung ihre Haltung zum Wire Act geändert hat. Wer nun glaubt, dass Adelson aus edlen Motiven gehandelt habe, sollte sich näher anschauen, wie der Milliardär zu seinem Vermögen gekommen ist. Adelson ist vor allem durch den Bau und Verkauf von Hotels und Casinos in Las Vegas und an anderen Casino-Standorten in der Welt, unter anderem Macau, unfassbar reich geworden. Insofern ist es vermutlich nicht falsch zu vermuten, dass in erster Linie wirtschaftliche Interessen hinter der aktuellen Lobbyarbeit gegen den Wire Act stecken. Glücksspiel scheint jedenfalls für Sheldon Adelson prinzipiell kein Problem zu sein.
Wire Act behindert nicht nur Online Casinos
Alle Anbieter von Glücksspielen, bei denen eine Kommunikation notwendig ist, die nicht innerhalb der Bundesgrenzen eines US-Staates bleibt, ist laut der aktuellen Auslegung des Wire Acts illegal. Doch was bedeutet das konkret? Jeder Lotterie-Betreiber, der für eine Kreditkartenzahlung eine Abfrage bei einer Bank in einem anderen Bundesstaat macht, verstößt bereits gegen den Wire Act. Das ließe sich vielleicht noch halbwegs kontrollieren, aber was ist mit den Spielern, die vielleicht über ein Smartphone ein Los in einer Lotterie kaufen, während sie in einem anderen Bundesstaat sind? Nach der neuen Interpretation werden vor allem landbasierte Angebote wie die Casinos in Las Vegas unter dem Wire Act begünstigt. Da sich aber vor der neuen Auslegung des Gesetzes unzählige Glücksspielangebote im Internet entwickeln konnten in den USA, gibt es nun ein massives Problem.
Auch Online Casinos sind betroffen, denn spätestens wenn es um eine Einzahlung geht, kann ein Casino-Betreiber kaum darauf bestehen, ausschließlich lokale Zahlungsmethoden zu verwenden. Das würde auch nicht in die heutige Zeit passen. Die meisten Menschen kaufen längst regelmäßig im Internet ein und sind es gewohnt, mit schnellen Zahlungsmethoden wie E-Wallets und Kreditkarten zu bezahlen. Wenn der Wire Act so interpretiert wird, wie sich das die aktuelle US-Regierung vorstellt, führt das de facto dazu, dass Online-Glücksspiele allenfalls noch in einzelnen Nischen eine Chance haben. Aber seriöse Online Casinos, wie sie in Luxemburg und vielen anderen europäischen Ländern seit Jahren populär sind, wären in den USA dann nur mit großen Einschränkungen realisierbar. Doch noch besteht Hoffnung, dass das Department of Justice sich nicht mit der Neu-Interpretation des Wire Acts durchsetzen wird.
Wire Act wird wahrscheinlich vom Supreme Court entschieden
Aktuell gibt es zahlreiche Gerichtsverfahren. Besonders interessant dürfte dabei eine Klage im US-Bundesstaat New Hampshire sein. Der Betreiber der staatlichen Lotterie klagt gegen den Wire Act und hat in erster Instanz Recht bekommen. Allerdings gehen Beobachter davon aus, dass das Department of Justice das Urteil nicht akzeptieren wird. Wahrscheinlich geht das Verfahren durch die Instanzen, bis irgendwann der Supreme Court entscheiden muss, wie der Wire Act ausgelegt werden soll. Das große Problem dabei: Der Weg durch die Instanzen kann mehrere Jahre dauern, sodass die USA unter Umständen beim Online-Glücksspiel abgehängt werden. Zwar gibt es mittlerweile einige US-Bundesstaaten, die Online Casinos erlauben. Aber solange der Wire Act gegen die Interessen der Anbieter von Online-Glücksspiel ausgelegt wird, dürfte es schwierig sein, das volle Potenzial der modernen Online Casinos zu nutzen.