Was geht denn in Schweden ab? Die schwedische Steuerbehörde Skatteverket tax agency (STA) hat bekannt gegeben, dass der neu regulierte Glücksspielmarkt im Internet doppelt so hohe Steuereinnahmen produziert hat wie ursprünglich geplant. Das ist ein riesiger Erfolg für die Befürworter der neuen Regulierung und natürlich auch für die Online Casinos mit schwedischer Lizenz.

Glücksspielsteuer in Schweden bringt erstaunlich viel Geld

Schweden Flagge HausDie Einnahmen aus der schwedischen Glücksspielsteuer für dieses Jahr liegen aktuell bei 172 Millionen Euro. Das ist ziemlich genau doppelt so viel, wie eigentlich für diesen Zeitpunkt geplant war. Es lässt sich relativ leicht ausrechnen, wie groß der Glücksspielmarkt bisher in Schweden ist, denn die Steuer beträgt 18 Prozent auf den Gewinn. Das bedeutet, dass die Kasino-Betreiber in Schweden bislang insgesamt einen Gewinn von etwa 956 Millionen Euro gemacht haben. Das bedeutet auch, dass es sich um einen Milliardenmarkt handelt, denn es sind noch einige Monate Zeit bis Jahresende. Die 86 Firmen, die eine Lizenz für Glücksspiel im Internet in Schweden haben, sind ganz offensichtlich sehr erfolgreich. Auch aus den Lizenzen entstehen übrigens noch Einnahmen für den schwedischen Staat. Die Lizenzen haben insgesamt 6,2 Millionen Euro gekostet. Darüber hinaus mussten die Unternehmen insgesamt noch 5,3 Millionen Euro bezahlen für die kontinuierliche Regulierung. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sich der schwedische Glücksspielmarkt positiv entwickelt. Nicht nur die schwedische Glücksspielbehörde hatte mit einem deutlich langsameren Start gerechnet. Auch viele Experten waren skeptisch, ob der schwedische Glücksspielmarkt funktionieren würde.

Aber die Steuereinnahmen sind jetzt schon in einer Höhe, die eindeutig zeigt, dass der neue Glücksspielmarkt attraktiv ist, sowohl für die Anbieter als auch für die Kunden. Die große Schwierigkeit bei der Regulierung von Glücksspielen, nicht nur in Schweden, ist grundsätzlich immer, dass ein attraktives Angebot ermöglicht werden muss, gleichzeitig aber muss auch ein guter Spielerschutz vorhanden sein. Schweden hat eine starke Glücksspielbehörde geschaffen, die auch dazu in der Lage ist, hohe Geldbußen zu verhängen. Aber vor allem hat der schwedische Gesetzgeber verstanden, dass es nicht sinnvoll ist, Online Casinos so restriktiv zu beschränken, dass am Ende überhaupt kein interessantes Angebot mehr möglich ist. Diese Erfahrung macht gerade die Schweiz, die Online Casinos nur noch dann zulässt, wenn sie von heimischen Spielbanken betrieben werden. Dementsprechend mäßig sind die Angebote, die es bisher mit Schweizer Lizenz gibt. Theoretisch wäre es vielleicht eine mögliche Idee, Glücksspiele im Internet komplett zu verbieten. Praktisch funktioniert das aber überhaupt nicht, denn es gibt immer Anbieter, die notfalls auch an den Gesetzen vorbei Glücksspiele zur Verfügung stellen. Dann ist es besser, einen legalen Markt zu schaffen, der gut reguliert ist und Steuereinnahmen bringt.

Neue Glücksspielmarkt funktioniert auf Anhieb sehr gut

Die schwedische Glücksspielbehörde Spelinspektionen hat für das erste Quartal 2019 einen Umsatz in Höhe von 560 Millionen Euro registriert. Das bedeutet auch, dass die Glücksspielunternehmen gleich auf Anhieb mit der neuen Lizenz gute Geschäfte machen konnten. Umgekehrt ist das aber auch nur deswegen möglich gewesen, weil der neue Glücksspielmarkt sofort auf Vertrauen gestoßen ist bei den Kunden. Das ist wahrscheinlich deswegen der Fall, weil es sich um eine staatliche Regulierung handelt und die Regeln sehr transparent sind. Wenn beispielsweise einfach irgendwelche Online Casinos neu auf den schwedischen Markt gekommen wären, hätte es länger gedauert, bis sich der wirtschaftliche Erfolg eingestellt hätte. In solchen Situationen schauen die Kunden eher einmal darauf, wie sich die Sache entwickelt. Aber beim schwedischen Glücksspielmarkt war von Anfang an klar, dass alle Anbieter mit einer Lizenz, Mindeststandards erfüllen, die sehr streng angesetzt sind. Zudem gibt es mit der schwedischen Glücksspielbehörde eine Instanz, an die sich die Kunden jederzeit wenden können, wenn es ein Problem mit einem Anbieter gibt. Einige heftige Strafen für Glücksspielanbieter, die sich nicht an die neuen Regeln halten, sind bereits verhängt worden.

Ein ganz anderer Faktor, der in Schweden interessant ist, betrifft die freiwillige Selbstsperre. In deutschen Spielbanken ist es zum Beispiel auch möglich, eine Sperre zu beantragen. Wenn diese Sperre gesetzt worden ist, kann der Spieler diese Spielbank und in der Regel auch alle anderen Spielbanken nicht mehr betreten. Aber Schweden geht ein ganzes Stück weiter und bietet mit spelpaus.se ein Register an, in dem sich jeder volljährige Schwede einschreiben kann. Wer in diesem Register steht, darf von keinem Glücksspielanbieter im Land mehr als Kunde angenommen werden. Das ist eine famose Idee, die aber keine negativen Effekte für das Geschäftsergebnis zu haben scheint. Das entspricht aber genau dem, was viele Experten und Glücksspielanbieter immer wieder berichten. Grundsätzlich gibt es nur einen sehr kleinen Teil der Kundschaft in Casinos, der Probleme beim Glücksspiel bekommt. Schweden hat eine einfache Möglichkeit geschaffen, Selbstschutz umzusetzen und fährt damit sehr gut. Dem Markt schadet das ganz offensichtlich nicht. Aber selbst wenn das so wäre, wäre es trotzdem aus moralischen Gründen richtig, den Spielerschutz mit dem Selbstschutz-Register zu optimieren.

Schwedens Regulierung als Vorbild für Luxemburg?

Schweden hat knapp 10 Millionen Einwohner. In Luxemburg leben derzeit fast 83 Millionen Menschen. Dieser kleine Vergleich zeigt, wie riesig das Potenzial für eine deutsche Glückspielsteuer wäre. Die Frage ist, warum der deutsche Staat noch nicht auf die Idee gekommen ist, vom Online-Glücksspiel in erheblichem Umfang zu profitieren. Mit der schwedischen Lösung wäre es möglich, einen erheblich besseren Spielerschutz als bisher umzusetzen und zugleich aber auch hohe Steuereinnahmen zu generieren. Nimmt man noch die positiven wirtschaftlichen Effekte hinzu, die durch Firmen entstehen würden, die Filialen in Luxemburg aufbauen bei einer kompletten Regulierung der Online Casinos, wäre die Bewertung sogar noch besser. Aber was macht Luxemburg? Luxemburg diskutiert darüber, ob es nicht sinnvoll sein könnte, in allen Bundesländern separate Regelungen für Online Casinos zu schaffen? Noch besteht Hoffnung, dass der neue Glücksspielstaatsvertrag, in dem auch eine Regulierung für Online Casinos enthalten sein soll, bis 2024 doch noch eine bessere Lösung bietet. Warum nicht einfach einmal von Schweden lernen?