Der Glücksspielanbieter GVC Holdings Plc muss sich mit massiver Kritik seitens der Anteilseigner auseinandersetzen. Viele Aktienbesitzer vertreten die Ansicht, dass das Unternehmen Führungskräfte mit zu hohen Gehältern ausstatte.

LadbrokesAnteilseigner kündigen Protest bei Hauptversammlung an

Etwa 40 Prozent der Anteilseigner von GVC haben angekündigt, bei der Jahreshauptversammlung des börsennotierten Unternehmens Protest einzulegen gegen den Gehaltsreport. Schon im Vorfeld war massive Kritik laut geworden. Diese Kritik hatte dazu geführt, dass der CEO Kenny Alexander eine Gehaltskürzung beim Grundgehalt von 950.000 Pfund auf 800.000 Pfund hinnehmen musste. Mit diesem Schritt wollte der Vorstand die Proteste im Keim ersticken. Doch das ist offenbar nicht gelungen, denn Sky News berichtet, dass Insider erwarten, dass es auf der Jahreshauptversammlung zu massiven Protesten kommen wird. Im schlimmsten Fall wird der Vorstand am Schluss nicht entlastet. Es ist durchaus vorstellbar, dass im Laufe der Versammlung aus den 40 Prozent eine deutliche Mehrheit wird.

Bei den aktuellen Prozessen geht es aber nicht nur um die Gehaltsfrage. Im März hatten der CEO Kenny Alexander der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Lee Feldman gemeinsam für etwa 20 Millionen Pfund GVC-Aktien verkauft. Dieser Schritt wurde allerdings erst später bekannt. Besonders pikant dabei: Die beiden Führungskräfte hatten vorher noch betont, dass die GVC-Aktie unterbewertet sei. Wie das mit einem Verkauf der Aktien unmittelbar nach dieser Aussage in Einklang zu bringen ist, fragen sich nicht nur die Anteilseigner. Die vermeintlich großzügige Gehaltskürzung von Kenny Alexander wird zudem kritisch hinterfragt. Im letzten Jahr hat Alexander etwa 19 Millionen als Jahresgehalt ausgezahlt bekommen, teilweise in Form von Aktienoptionen. Das Grundgehalt ist somit nur ein kleiner Anteil des Gesamtpaketes.

Aktienkurs von GVC für Anteilseigner enttäuschend

Im Laufe der letzten Monate ist der Aktienkurs von GVC um etwa 40 Prozent gefallen. Das ist ein großes Problem für alle Anteilseigner. Die Marktkapitalisierung liegt zwar noch bei 3,41 Milliarden Pfund, aber wenn der Aktienkurs weiter auf Talfahrt bleibt, könnte GVC zu einem Übernahmekandidaten für andere Großkonzerne auf dem Markt werden. Vor allem die großen US-Firmen sind derzeit auf der Suche nach geeigneten Unternehmen für große Investitionen. GVC gehört zu den bekannten Namen auf dem europäischen Glücksspielmarkt. Unter anderem betreibt der Konzern das Party Casino und den CasinoClub. Auch bei den Sportwetten ist GVC gut aufgestellt. Trotzdem gibt es diverse strukturelle Probleme, die dafür sorgen, dass die Anteilseigner langsam die Geduld mit der Konzernführung verlieren.

Kenny Alexander wird bei der diesjährigen Hauptversammlung vermutlich dazu aufgefordert werden, von seinem Posten zurückzutreten. Ob es zu einem Rücktritt kommt, wird auch davon abhängen, ob sich die Aktionäre mehrheitlich gegen den CEO verbünden. Das wäre eine kleine Revolution bei GVC, die allerdings angesichts der wirtschaftlichen Lage durchaus nachvollziehbar wäre. Angesichts der eigenen Verluste sehen die Anteilseigner ganz offensichtlich nicht ein, warum ein CEO nach wie vor fürstlich bezahlt wird, während ihrer eigenen Investitionen kontinuierlich an Wert verlieren. Die Jahresversammlung bei GVC könnte zu einer der spannendsten Aktionärsversammlungen in der Glücksspielindustrie seit Jahren werden.

Management muss bei Jahreshauptversammlung liefern

Nur wenn Kenny Alexander gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen bei der Jahreshauptversammlung eine klare Bestandsanalyse vorlegt, in der schonungslos abgerechnet wird, und gleichzeitig auch einen Plan anbietet, wie das Tief überwunden werden kann, gibt es eine Chance, dass die Aktionäre noch einmal mitziehen. Derzeit ist völlig ungewiss, in welche Richtung sich die Dinge bei GVC entwickeln werden. Selbst wenn Kenny Alexander die Jahreshauptversammlung überstehen sollte, ist keineswegs gesichert, dass es danach bei GVC aufwärts geht. Aber für den CEO ist es mit Sicherheit kein gutes Zeichen, dass schon im Vorfeld klar ist, dass mindestens 40 Prozent der Anteilseigner ein massives Problem mit dem Vorstand haben.

Die Glücksspielindustrie ist in den letzten Jahren rasant gewachsen, doch das bedeutet nicht, dass Management-Fehler nicht auch in der Glücksspielbranche bei Unternehmen massive Probleme erzeugen können. Analysten sind sich derzeit nicht ganz einig, ob warum GVC derart große Probleme hat. Aber ganz sicher ist, dass der Kurs schnell geändert werden muss, denn ansonsten könnte GVC der erste große europäische Konzern in der modernen Glücksspiel-Ära werden, der durch Missmanagement in den Abgrund geführt wird. Angesichts der insgesamt prosperierenden iGaming-Branche wäre das zumindest für neutrale Beobachter kaum verständlich. In jedem Fall wird es spannend, die Jahreshauptversammlung von GVC zu verfolgen.