Ab heute werden in der Schweiz alle Anbieter von Glücksspielen, die keine Schweizer Lizenz haben, über Netzsperren geblockt. Die Maßnahme ist nicht unumstritten. Kritiker sehen die Netzsperren als Zensur, die zum einen nicht effektiv sei und zum anderen zum Missbrauch einlade.

Schweizer Flagge Casino LizenzNur noch Schweizer Casinos im Internet verfügbar

Mit den neuen Netzsperren, die ab heute umgesetzt werden, möchte die Schweiz die internationalen Casinos dazu zwingen, die Schweizer Gesetzgebung zu beachten. In der Schweiz ist es ab diesem Sommer möglich, Online Casinos mit einer schweizerischen Casino-Lizenz zu betreiben. Allerdings sind die Schweizer Glücksspielgesetze so gestaltet, dass ausschließlich landbasierte Casinos in der Schweiz die Chance haben, eine Lizenz für Online-Glücksspiele zu kommen. Da ein großer Teil des Marktes aber bislang von internationalen Casinos besetzt wird, hat sich die Schweiz dazu entschlossen, Netzsperren einzurichten, um ganz praktisch zu verhindern, dass die Schweizer Spieler überhaupt die Möglichkeit haben, internationale Casinos zu nutzen. Die neuen Netzsperren haben bereits dazu geführt, dass einige Anbieter, unter anderem auch das populäre LeoVegas Casino, freiwillig den Schweizer Markt verlassen haben.

Zuständig für die Liste der verbotenen Online Casinos ist die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK). Die Liste der gesperrten Glücksspielanbieter wird auf der Webseite der ESBK veröffentlicht. Zudem merken die Glücksspiel-Fans, die versuchen, ein spätes Casino aufzurufen, sofort, dass dies in der Schweiz nicht mehr möglich ist. Anstelle der Casino-Seite bekommen die Kunden eine Stopp-Seite gezeigt, die einen Hinweis auf das Schweizer Geldspielgesetz enthält. Auch in Luxemburg waren Netzsperren bereits ein Thema, allerdings nicht für Online Casinos. Nachdem vor einigen Jahren Netzsperren für Kinderpornografie eingesetzt werden sollten (Stichwort: Zensursula) und das Vorhaben am großen Widerstand der Bürgerrechtler scheiterte, wird in Luxemburg wohl niemand in Zukunft versuchen, mit Netzsperren Online Casinos zu blockieren. Aber in der Schweiz ist die Situation anders, sodass die Schweizer Glücksspiel-Fans in Zukunft auf die großen internationalen Casinos verzichten müssen.

Warum Netzsperren auch in der Schweiz umstritten sind

Netzsperren sind grundsätzlich keine echten Sperren. Vielmehr wird nur verhindert, dass die Internetnutzer eine bestimmte Domain aufrufen können. Die Internetseite ist aber vorhanden und kann zum Beispiel über die IT-Adresse trotz Netzsperren aufgerufen werden. Darüber hinaus gibt es auch in der Schweiz die Möglichkeit, VPN-Software zu nutzen. Mit einer VPN-Software ist es möglich, dem Internet vorzugaukeln, dass der Computer in einem ganz anderen Land steht. In der Praxis dürfte es jedoch in Zukunft schwer werden für die Schweizer Casino-Spieler, ein Konto in den seriösen Online Casinos außerhalb des Landes zu eröffnen. Viele Anbieter haben bereits auf die neuen Schweizer Regeln reagiert und schließen Spieler mit einem Wohnsitz in der Schweiz komplett aus. Nicht nur Neuanmeldungen sind betroffen. In einigen Casinos werden die Schweizer Kunden schon seit einer Weile dazu aufgefordert, ihre Konten zeitnah zu schließen.

Grundsätzlich gibt es bei Netzsperren immer die Problematik, dass ein Missbrauch stattfinden könnte. Viele Experten lehnen Netzsperren deswegen grundsätzlich ab. In der Schweiz wird aktuell eine transparente Umsetzung vollzogen, aber niemand weiß, ob nicht vielleicht die nächste Regierung die Liste der gesperrten Casinos aus der Öffentlichkeit verbannt. Dann wäre es zum Beispiel auch möglich, ganz andere Angebote auf die Sperrliste zu setzen. Wohlgemerkt: Im Moment gibt es keinen Hinweis darauf, dass das in der Schweiz passieren wird. Aber eindeutig ist, dass die Schweiz mit den Netzsperren nicht als Vorbild für die EU-Staaten gelten kann. Luxemburg geht zum Beispiel im Moment einen etwas anderen Weg und diskutiert, unter welchen Voraussetzungen die Online Casinos aus anderen Ländern zugelassen werden können. In der Schweiz wurde laut Expertenschätzungen zuletzt ein jährlicher Umsatz von 250 Millionen in den internationalen Online Casinos gemacht. An dieser Zahl wird deutlich, dass nicht nur Spielerschutz und Gesetzestreue, sondern auch ganz handfeste monetäre Interessen hinter den Netzsperren stehen.

Hier können Sie mehr über die neuen Schweizer Netzsperren lesen.