Derzeit herrschen schlechte Zeiten für sportliche Wettkämpfe jeder Art und täglich gibt es neue Nachrichten. Das betrifft nicht nur die Athleten und deren Fans, sondern besonders hart haben auch die Vereine, Verbände und Sponsoren, die Berichterstatter des TV, Hörfunk oder Print und last but not least die Branche der Sportwetten-Veranstalter darunter zu leiden. Zwar besteht die Hoffnung, dass der Spuk in wenigen Wochen, bzw. Monaten wieder vorbei ist, aber definitiv will sich bisher kein Verantwortlicher zum Ende der sportlosen Zeit äußern. Das heißt: in diesem Sommer ist Kreativität gefragt. Und den Berlinern ist auch schon etwas eingefallen, besser gesagt: den Betreibern der Pferderennbahn Hoppegarten, die vor den Toren der bundesdeutschen Hauptstadt liegt. Sie wollen sich mit der aktuellen Situation nicht tatenlos abfinden, sondern planen stattdessen sogenannte Geisterrennen ohne Publikum, die per Livestream im Netz verfolgt werden können.

Hoppegarten Berlin | Geisterrennen im Mai

Hoppegarten Belrin Am 10. ist es soweit. An diesem Tag soll der Startschuss für das erste Geisterrennen der Saison erfolgen. Das darauffolgende soll nach derzeitigem Stand am 31. 2024 stattfinden. Für die Rennbahn wurden strenge Hygienevorschriften ausgerufen, die für die Jockeys sowie alle Mitarbeiter des Hoppegarten gelten. Dem Publikum ist der Zutritt versagt. Dafür sollen Zuschauer die Pferderennen via Livestream im Internet verfolgen können und - wenn alles so klappt, wie es sich die Veranstalter vorstellen - sogar live im TV. Der Hoppegarten erhofft sich hiervon gute Einnahmen aus den Online Wetten. Im Moment sind erstmal zwei solcher Geisterrennen-Termine geplant, denn ganz so einfach ist das nicht. Die zuständigen Behörden müssen diese Veranstaltungen, besser gesagt eine „Wiederaufnahme des Betriebs“ zunächst noch genehmigen. Gerhard Schöningh, der Besitzer der Anlage, gibt sich allerdings sehr zuversichtlich. Er will in den kommenden Tagen das Gespräch mit den entsprechenden Ämtern suchen. Dabei baut er auf die angekündigten Lockerungen der derzeitigen Beschränkungen für die Bundesländer Berlin und Brandenburg und hält die geplanten Geisterrennen durchaus für möglich. Ausschließlich 80 Personen soll der Zutritt zur Rennbahn im Rahmen der Wettkämpfe gestattet werden, sagt Gerhard Schöningh, und auch das nur unter ganz besonderen Beschränkungen. „Wir werden den Mindestabstand um die Rennen herum und auch in den Rennen einhalten können“. Abgesehen davon bestehen beim Galopp sowieso „mindestens 1,50 Meter Abstand zwischen den Reitern“.

Dachverband plant Pferderennen auch in anderen Städten

Aktuell beschäftigt sich gerade der Dachverband Deutscher Galopp mit einem Sicherheitskonzept für den Pferdesport in der BRD, das Vorgaben enthalten soll, die in naher Zukunft berücksichtigt werden müssen. Das endgültige Resultat wird in den kommenden Tagen erwartet. Es sickerte bereits durch, dass zum Beispiel personelle Minimalbesetzungen vorgesehen sind.  

Sofern sich die für Genehmigung zuständigen Behörden nicht querstellen, können immerhin schon mal die Galopp-Fans am 10. 2024 wieder etwas aufatmen. Wettstar-Pferdewetten.de und Deutscher-Galopp.de haben bereits zugesagt, auf ihren Seiten die Rennen live im Stream zu übertragen. Parallel dazu verhandelt gerade der Dachverband mit einigen TV Sendern wegen der Übertragungsrechte und der Ausstrahlung der Galopprennen. Schließlich will der Verband auch an anderen Standorten die Rennen wieder aufnehmen.  

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Rennbahn-Besitzer Gerhard Schöningh hegt die Hoffnung, dass die Anbieter von Internet-Wetten auf den Zug der Geisterrennen aufspringen werden und diese in ihr Portfolio aufnehmen. Er erklärt: „Wir werden schon einiges dafür tun, die Menschen, die bisher nur Sportwetten gemacht haben, auch für die Pferdewette zu begeistern“.

Hierbei baut er vor allen Dingen auch auf die Fußball Fans, die im Augenblick nicht auf ihre Lieblings-Partien setzen können, da der Spielbetrieb bis auf Weiteres eingestellt wurde. Der Geschäftsführer des Dachverbands Deutscher Galopp, Jan Pommer, zeigt sich ebenfalls ganz zuversichtlich und teilt mit: „Wir wollen das Beste aus dieser Lage machen und unseren großartigen Rennsport noch mehr Menschen präsentieren“.  

Hoppegarten und Irrglauben 

Wenn man als Außenstehender an die Rennbahn Hoppegarten denkt, hat man augenblicklich Berlin im Kopf. Aber so ganz richtig ist das nicht, denn Hoppegarten gehört gar nicht zum Stadtgebiet der Hauptstadt, sondern ist gut 20 Kilometer östlich vom Zentrum entfernt. Es handelt sich um eine amtsfreie Gemeinde in Brandenburg, die im Landkreis Märkisch-Oderland liegt. Vor gut zwei Jahren beschloss die Gemeinde, dem Ort den Zusatz Rennbahngemeinde zu geben, so dass der offizielle Name nun Rennbahngemeinde Hoppegarten lautet. Im Ortsteil Dahlwitz eröffnete im Jahre 1868 die Galopprennbahn Hoppegarten auf einer Fläche von 430 Hektar, die sich bis heute internationaler Berühmtheit erfreut. Bis zum ersten Weltkrieg entwickelte sie sich zur wichtigsten deutschen Pferderennbahn. Nach der Wende wurde die traditionsreiche Rennbahn an einen privaten Unternehmer verkauft und gründlich saniert. Einige Gebäude stehen inzwischen unter Denkmal- und die Galopprennbahn unter Naturschutz. Bis zu elf Renntage mit weltweiter Beteiligung finden dort jährlich statt. Und um ein für alle Mal mit einem Irrglauben aufzuräumen, selbst wenn so manch einer der Versuchung erliegen sollte: Bei dem Begriff „Hoppegarten“ besteht keinerlei Verbindung zu Pferden. An dieser Stelle müssen wir Sie leider enttäuschen. Hoppegarten hat rein gar nichts mit dem berühmten Kinderlied „Hoppe, hoppe Reiter“ zu tun, an das jeder von uns noch einschlägige Erinnerungen haben dürfte. Ganz im Gegenteil. Hoppegarten leitet sich ab von Hopfen, bzw. dem Anbau von Hopfen in Hopfengärten.