Das scheint ja zu einem Lieblingsthema Luxemburgs auflagenstärkster Zeitung zu werden; sofern man von der aktuellen Gefahr und der Entwicklung beim Bachelor oder anderen TV-Formaten absieht. Online-Casinos und Glücksspiel üben zurzeit einen besonderen Reiz aus. Natürlich schlägt der Entwurf des neuen Glücksspiel Staatsvertrags in vielen Bereichen hohe Wellen und auch andere Medien greifen das Thema auf, aber bei der Bild Zeitung erfährt es eine besondere Zuwendung. Auch wenn wir bereits ausführlich berichteten scheint das Thema längst noch nicht „abgedroschen“ zu sein, wie die neuen Artikel belegen. Schauen wir uns die „Stellungnahmen“ der Bild Zeitung mal genauer an. 

Echte Zocker können „nicht ausgebremst“ werden 

Casino legal LuxemburgWir greifen hier mal den Begriff Zocker als liebgemeinte Bezeichnung für jemanden auf, der gern das ein oder andere Online-Casino besucht und dort Spaß haben möchte. Schließlich hat der Begriff auch etwas sympathisch Verwegenes, so ein Zocker. Wer denkt da nicht direkt an verrauchte Hinterzimmer mit harten Kerlen und schönen Frauen oder an mondäne Casinos mit gutgekleideten mehr oder weniger reichen Glücksrittern, die entweder ihrem Stammsitz verlieren oder gewinnen. Natürlich auch immer begleitet von eleganten und lasziven Frauen. Aber schweifen wir nicht ab!  Die Bild Zeitung ist der Meinung, dass „ein Gesetz echte Zocker nicht ausbremsen kann“. Ist das nun eine Kritik an der Gesetzgebung oder einfach nur ein realistischer Blick auf die herrschenden Umstände; oder sogar schon eine Kapitulation vor dem Rechtsstaat. Egal, was ihr macht, ihr findet ja doch keine Beachtung mit euren Gesetzen. Die funktionieren ja eh nur auf dem Papier. So ähnlich wie das Rechtsfahrgebot auf bundesdeutschen Autobahnen. Jetzt mal ehrlich, wer hält sich daran oder wer blinkt schon, wenn er abbiegt oder die Spur wechselt? Das steht doch auch nur auf dem Papier. Also man merkt vielleicht schon, wo die Bildzeitung mit der Headline „Warum ein Gesetz echte Zocker nicht ausbremsen kann“ hinwill.  Erstmal sind sich alle Beteiligten beim Thema Glücksspiel einig – es muss legalisiert werden. Soweit, so gut. Dem kann man auch nicht widersprechen, wenn es bestimmt auch Gruppierungen gibt, die das so nicht unterzeichnen würden, aber dies sind wohl eher „Extremisten“. Aber wie das geschehen soll, da gehen die Meinungen stark auseinander. Laut Bild-Zeitung haben sich „Experten, TV-Sender, die Spieler selbst und nun auch noch der Deutsche Fußballbund auf den Gesetzentwurf eingeschossen“.  Man hat vier hauptsächliche Kritik-Punkte ausgemacht, die für die oben genannten Gruppen relevant sind:   + 1.000 Euro Einsatzlimit pro Spieler im Monat – anbieterübergreifend + genaue Datenerfassung von Spieleridentitäten und Spielverhalten (Spielerdatei) + paralleles Spielen bei mehreren Anbietern wird verboten + Werbeverbote von 6 Uhr bis 21 Uhr in TV, Radio und Internet für Onlinecasinos. Ebenso gilt das Werbeverbot für Sportwetten unmittelbar vor und während Live-Übertragungen von Sportereignissen.

Kritikpunkte im Detail

Und dann schaut man sich die einzelnen Punkte genauer und an und lässt Experten sprechen. Zum Thema Werbeverbot bezieht der Verband Privater Medien (Vaunet) Stellung bzw. schimpft: „Die Regelungen sind nicht geeignet, Spielwillige effektiv zu kontrollierten und geschützten Angeboten zu leiten.“ Warum dies so ist wird auch direkt erläutert, nämlich nur wer legale Angebote kennt, wird diese auch nutzen. Wenn nicht, dann besteht die Gefahr der Abwanderung in den Schwarzmarkt. Zusätzlich sieht man dann auch die Werbeerlöse in Gefahr und private Medien finanzieren sich nun einmal hauptsächlich über die Werbung: „Werbung ist die Finanzierungsgrundlage für private Rundfunkanbieter und ein Instrument, das im Glücksspielmarkt hin zu legalen Spielen steuert, dem Regulierungsziel der Länder.“ Dann wird das 1.000 Euro Limit aufgegriffen und auch hier kommen Experten zum Einsatz. Ein Insider, also jemand der es wissen muss aber anonym bleiben will sagt dazu: „Gerade in Sachen Spielerschutz ist diese Zahl gefährlich: Es kann der Eindruck entstehen, dass es völlig normal ist, 1.000 Euro im Monat für das Glücksspiel auszugeben.“ Und wer dann doch mal mehr als 1000 Euro ausgeben möchte, so verrät der Insider weiter, wird in den Schwarzmarkt oder in staatliche Spielbanken gedrängt und „… dort liegt der Spielerschutz in den Händen des Personals, es wird sogar Alkohol ausgeschenkt, der bekanntlich die Risikobereitschaft erhöht – für den Fiskus aber ein sicherlich lukratives Geschäft.“ Es mag auch Spieler geben, die von zu Hause aus mit dem Tablet oder Handy spielen und dabei vielleicht das ein oder andere Getränk zu sich nehmen. Aber wahrscheinlich weiß der Insider mehr. Aber dann wird doch noch ein richtiger Experte zitiert, nämlich Prof. Tilmann Becker von der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim: „Es dürfte Jahre dauern, bis eine Limit-Datei mit allen Spielern erstellt ist und funktioniert. Und es dürfte Jahrzehnte dauern, bis alle rechtlichen Fragen geklärt sind und Rechtssicherheit herrscht.“ Bei der genauen Datenerfassung sehen Datenschützer die Gefahr, dass auch Daten völlig unbeschadeter Spielerinnen und Spieler gesammelt werden. Und die riesigen Datenmengen, die gesammelt werden, müssen natürlich auch irgendwo verwaltet werden und dies kostet unwahrscheinliche Ressourcen. Denn Bild weiß z.B., dass in Luxemburg an einem Bundesliga Spieltag pro Sekunde bis zu 1.000 Wetten abgegeben werden – eine immense Datenmenge.  Zum parallelen Spielen wird sich leider nicht geäußert. Vielleicht ist das nicht ganz so schlimm. Also alles in allem kann man schon sagen, die Bild Zeitung ist auch nicht so ganz glücklich mit dem neuen Entwurf. Wobei, nun ja, an anderer Stelle ist die Kritik vielleicht etwas ausführlicher und dezidierter dargestellt worden und Insider wurden bei Namen genannt, aber da wollen wir mal nicht kleinlich sein. Der Leser weiß jetzt immerhin in welche Richtung es geht.