Die deutschen Bundesländer werden zum ersten Mal Online Casinos bundesweit regulieren. Doch die neue Casino-Regulierung steht nur wenige Tage nach der Bekanntgabe der grundsätzlichen Einigung der Bundesländer bereits mächtig in der Kritik. Mittlerweile sind einige Eckpunkte der Regulierung bekannt geworden. Für besonders viel Empörung sorgt der Vorschlag, ein Einsatzlimit von 1 Euro für Spielautomaten vorzuschreiben.

Erfolgreiche Regulierung mit Einsatzlimit von 1 Euro für Slots?

Casino legal LuxemburgDie deutschen Bundesländer haben sich grundsätzlich darauf verständigt, die Online Casinos mit einer Lizenz zu regulieren. Dazu soll extra eine neue Regulierungsbehörde geschaffen werden. Die Einigung wird von nahezu allen Glücksspiel-Experten und Glücksspiel-Unternehmen im Grundsatz positiv bewertet. Allerdings zeigt sich nun, dass die Regulierung im Detail vielleicht nicht den gewünschten Erfolg bringen wird. Es deutet einiges darauf hin, dass sich die Bundesländer auf eine sehr strenge Regulierung geeinigt haben. Noch ist nicht klar, was am Schluss im maßgeblichen Glücksspielstaatsvertrag stehen wird. Aber es gibt ein 70-seitiges Papier, in dem die künftige Regulierung umrissen wird. Die Anwälte der großen Glücksspiel-Verbände und Glücksspiel-Unternehmen sind derzeit damit beschäftigt, die Details herauszuarbeiten. Aber einige Probleme sind bereits identifiziert worden. Besonders problematisch bewerten viele Glücksspiel-Experten das vorgeschlagene Limit von 1 Euro für Spielautomaten. Künftig soll kein Glücksspiel-Fan mehr als 1 Euro pro Runde setzen dürfen. Zudem soll jede Spielrunde mindestens fünf Sekunden dauern.

Für alle Glücksspiel-Fans, die in Online Casinos unterwegs sind, klingt dieser Vorschlag absurd. Es ist üblich, dass in Online Casinos teilweise dreistellige Euro-Beträge pro Spielrunde an Slots gesetzt werden können. Eine Spielrunde ist üblicherweise auch deutlich kürzer als fünf Sekunden. Somit ist der aktuelle Spielautomaten-Markt, der in Luxemburg online verfügbar ist, fast durchweg nicht konform mit den Vorstellungen, welche die deutschen Bundesländer ausgearbeitet haben. Wenn man annimmt, dass das Limit von 1 Euro pro Spielrunde demnächst im Glücksspielstaatsvertrag stehen wird, müssten alle Casino-Betreiber, die in Luxemburg ein Online Casino mit einer deutschen Lizenz betreiben möchten, ihr komplettes Portfolio umbauen. Das wäre mit einem riesigen Aufwand verbunden und der Lohn wäre, dass die Umsätze mit den Casino-Spielen vermutlich deutlich nach unten gingen. Ein derart striktes Limit, das völlig an den Marktrealitäten vorbeiginge, würde zudem dazu führen, dass auch in Zukunft viele Casino-Betreiber auf die deutsche Lizenz verzichten und stattdessen mit einer Malta-Lizenz oder eventuell sogar einer Lizenz aus einem Land außerhalb der EU weiterhin Glücksspiele für deutsche Kunden anbieten werden. Die gesetzeskonformen Anbieter hätten somit einen erheblichen Nachteil.

Keine Jackpot-Slots und kein Autoplay?

Die beliebten Jackpot-Slots sollen in Luxemburg ganz aus den Online Casinos verschwinden. Die Logik hinter dieser Entscheidung erschließt sich nicht wirklich. Was ist der Unterschied zwischen einem Lottospieler, der in jeder Woche mit ein paar Euro versucht, den Euro-Jackpot zu knacken, und einem Glücksspiel-Fan, der in jeder Woche ein paar Euro setzt, um im LeoVegas Casino den Millionen-Jackpot bei Mega Moolah zu knacken? Warum sollen Jackpot-Slots in irgendeiner Form bezüglich des Spielerschutzes problematischer sein als normale Slots? Eine überzeugende Antwort auf diese Frage gibt es von den Bundesländern aktuell nicht. Die Autoplay-Funktion, die Standard ist in Online-Slots, soll auch komplett verboten werden. Mit der Autoplay-Funktion ist es möglich, einen Spielautomaten eigenständig spielen zu lassen. Ohne diese Funktion muss der Spieler jede Runde einzeln starten. Auch an dieser Stelle muss die Frage gestattet sein: Ist die Autoplay-Funktion in irgendeiner Form relevant für den Spielerschutz? Warum sollte ein Spieler weniger aktiv sein, wenn es keine Autoplay-Funktion gäbe. Erfahrungsgemäß nutzen die meisten Casino-Besucher diese Funktion ohnehin nur selten.

Noch sind nicht alle Details der geplanten künftigen Casino-Regulierung bekannt. Aber bereits die in diesem Artikel genannten drei Punkte zeigen, dass mit der neuen Casino-Regulierung die Situation insgesamt schlechter werden kann für die Glücksspiel-Fans in Luxemburg. Viele Glücksspiel-Experten haben genau das immer befürchtet. Aber der Fairness halber muss festgestellt werden, dass im Moment noch keine endgültige Fassung des nächsten Glücksspielstaatsvertrags beschlossen ist. Es kann durchaus sein, dass die genannten Punkte noch korrigiert werden. Klar scheint aber auch, dass es eine echte Gefahr gibt, dass eine strenge Regulierung auf den Weg gebracht wird, die am Ende wahrscheinlich keines der ursprünglichen Ziele erreichen wird. Das wichtigste Ziel der neuen Casino-Regulierung sollte ein verbesserter Spielerschutz sein. Darüber hinaus dürfte es aber auch eine Rolle spielen, dass mit Casino-Lizenzen in Zukunft Steuereinnahmen generiert werden können. Doch wenn viele Casinos die Lizenz überhaupt nicht beantragen, würden die beiden Hauptziele der Casino-Regulierung nicht erreicht.

Vernünftige Regulierung ohne Ideologie wünschenswert

Es gibt es bedenkenswerte Argumente gegen Glücksspiel, aber auch gegen Alkohol und Autobahnen ohne Tempolimit. Doch in der Politik sollte es immer zuerst darum gehen, die Realität anzuerkennen und dann auf der Basis dieser Realität eine Rechtsordnung zu schaffen. Die Realität beim Online-Glücksspiel sieht so aus: Es gibt einen riesigen Glücksspielmarkt in Europa und auch speziell in Luxemburg. Dieser Glücksspielmarkt wird nicht einfach verschwinden, nur weil die deutschen Bundesländer eine realitätsferne Regulierung beschließen. Man mag über die vorgeschlagenen Punkte, insbesondere über die Begrenzung des Einsatzes auf 1 Euro pro Slots-Runde, unterschiedlicher Meinung sein. Völlig klar ist aber, dass der längst existierende Markt deutlich höhere Einsätze ermöglicht. Viele Casino-Kunden haben sich längst an die neuen Möglichkeiten gewöhnt. Unabhängig von der deutschen Regulierung wird es auch in Zukunft möglich sein, im Internet in Online Casinos mit höheren Einsätzen zu spielen. Diese Casinos werden aber dann keine deutsche Lizenz haben und deswegen auch nicht die deutschen Regeln zum Spielerschutz befolgen. Auch die Selbstausschluss-Liste, die ein wichtiger Bestandteil des neuen Glücksspielstaatsvertrags werden soll, wird für die Casino-Betreiber, die sich nicht um die deutsche Casino-Lizenz scheren werden, nicht relevant sein.

In diversen anderen europäischen Ländern sind Online Casinos längst reguliert. Es wäre sehr einfach, von den Erfahrungen in Großbritannien oder Schweden zu lernen. In diesen beiden Ländern werden Casinos streng reguliert, aber es gibt keine Regeln, die dafür sorgen, dass die Casinos unattraktiv werden im Vergleich mit den Angeboten, die sich außerhalb des legalen Marktes bewegen. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine hohe Akzeptanz vorhanden ist. Schweden hat beispielsweise Anfang 2019 eine Glücksspiel-Regulierung eingeführt und innerhalb kürzester Zeit sind die Casino-Kunden nahezu komplett in die legalen Casinos gewandert. Das sollte auch in Luxemburg das wichtigste Ziel der Casino-Regulierung sein. Es ist nicht besonders hilfreich, eine Casino-Regulierung zu entwickeln, die auf dem Papier großartig aussieht, in der Praxis aber dazu führt, dass gerade die Spieler, die auf guten Spielerschutz angewiesen wären, in Online Casinos spielen, die sich nicht der deutschen Regulierung unterwerfen. Die deutschen Bundesländer haben nach wie vor Zeit, die beschlossenen Regeln mit Glücksspiel-Experten und Glücksspiel-Verbänden zu diskutieren. Klar scheint aber, dass wenn die bereits durchgesickerten Vorschläge Mitte 2024 Gesetz werden, wird das deutsche Glücksspiel-Problem mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelöst. Im Gegenteil, die Situation könnte sogar deutlich unschöner und unangenehmer werden als sie bislang ist, vor allem für die vielen Glücksspiel-Fans in Luxemburg.