Jetzt ist es amtlich! Die teilstaatliche Casinos Austria AG (CASAG) segnete in einer Sondersitzung des Aufsichtsrates, die unter der Leitung von Walter Rothensteiner stattfand, ein striktes Sparprogramm ab. Zunächst einmal werden 500 Stellen gestrichen, was ungefähr ein Drittel der Belegschaft von 1.700 Angestellten ausmacht. Gehaltskürzungen bei den verbleibenden Mitarbeitern werden aller Voraussicht nach folgen und die insgesamt 12 Standorte im Inland können nur überleben, sofern sich das Sparpaket mit dem Namen „ReFIT“ auch erfolgreich umsetzen lässt. Darüber hinaus sollen einige Standorte „redimensioniert“ werden.

40 Millionen Euro an Einsparungen erhofft 

Der Aufsichtsrat hatte sich zu diesem außerordentlichen Treffen zusammengefunden, um über ein Sparpaket zu entscheiden, das durch die Mithilfe der international arbeitenden Unternehmerberatungsgesellschaft McKinsey erstellt wurde. Der Vorstand der Casinos Austria AG hatte einen Antrag auf „... Genehmigung des Restruktierungskonzepts namens ReFIT“ eingereicht, der dann auch prompt vom Aufsichtsrat beschlossen wurde - allerdings nicht einstimmig. Die Wahl ging nämlich sechs zu zwölf aus. Gegen das Restrukturierungsprogramm stimmten erwartungsgemäß alle sechs Vertreter der Belegschaft, die ebenfalls einen Sitz im Aufsichtsrat haben.

Durch die Restriktion von Sach- und Personalkosten in den einzelnen Casinos sowie in der Zentrale sollen insgesamt rund 40 Millionen Euro eingespart werden. Außerdem hofft man auf mehr Effizienz durch die neue Organisation an den Casino Standorten und in der Zentrale. Alles soll komplett neu ausgerichtet werden, vor allen Dingen die Strategie. Im operativen Bereich bedeutet das, dass der Casinobetrieb von anderen Teilen des Unternehmens separiert wird. Deutlich „schlanker“ soll überdies die Zentrale werden und die Casinos im Einzelnen werden „redimensioniert“, was soviel heißt wie: verkleinert. Die beiden Großaktionäre der CASAG, die Staatsholding Öbag und der Sazka Konzern aus Tschechien, hatten bereits im Vorfeld schriftlich ihre Unterstützung dieses Vorhabens mitgeteilt. 

Stellenstreichungen gleichen einem Kahlschlag

Nachdem der Beschluss des Sparpakets ziemlich schnell eine beschlossene Sache war, wird nun auch zeitnah der Umsetzungsprozess in Gang kommen. Die Generaldirektorin der Casinos Austria AG, Bettina Glatz-Kremser, kündigte an: „Die bevorstehenden Wochen und Monate werden herausfordernd und schwierig. Bei erfolgreicher Umsetzung des vorliegenden Konzepts wird aber nicht nur das Unternehmen stärker und erfolgreicher sein, als es je war, sondern es werden dadurch auch die herausragende Stellung von Casinos Austria und die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze abgesichert.”
Darüber hinaus wies die CASAG Chefin darauf hin, dass die noch immer anhaltende Gesundheitskrise den Konzern stark getroffen hat. Robert Chvatal, der Chef des größten Anteilseigners Sazka Group, der nach einem langen Streit unter den Aktionären nun 55 Prozent gehören, sagte: „Es geht nicht um Gewinnmaximierung, sondern um die Vermeidung zukünftiger Verluste. Es geht außerdem um die Rettung eines Unternehmens, das sich aufgrund seiner Struktur und der veränderten Welt in einer außerordentlich schwierigen Situation befindet. Wir wollen keine Casinos verkaufen, sondern sie für die Zukunft fit machen.“ In seiner Rede legte er den Schwerpunkt darauf, dass schließlich eine Rettung für 1.200 Arbeitsplätze gefunden wurde. Die Öbag Staatsholding ließ durch ihren Boss Thomas Schmid verkünden: „Die ÖBAG hat sich insbesondere für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze sowie aller 12 Casino Standorte eingesetzt. Es ist uns wichtig, die geplanten Maßnahmen sozial verträglich und mit Einbindung des Betriebsrates durchzuführen”. Anschließend fügte er noch hinzu, dass das Unternehmen ausschließlich mit „... der Umsetzung des massiven Sparkurses“ auch in Zukunft erfolgreich wird arbeiten können. In den letzten Monaten war Thomas Schmid „an mehreren Fronten“ arg unter Druck geraten, wobei es in erster Linie um die Ermittlungen ging, die den mutmaßlichen CASAG Postenschacher sowie eine Drogensache betreffen. Allerdings gilt hier noch die Unschuldsvermutung. Schmid machte unmissverständlich klar, dass „... die CASAG ein wichtiges Unternehmen im Portfolio der Öbag“ ist. Immerhin leiste das Unternehmen in seiner Eigenschaft als Steuerzahler und „... wesentlicher touristischer Leitbetrieb“ für Österreich als Wirtschaftsstandort einen immensen Beitrag. Der Spielerschutz sowie eine langfristige Wertsteigerung der Beteiligungen seien darüber hinaus zentrale Eckpunkte einer „... erfolgreichen Unternehmensstrategie der Casinos Austria AG“.

Casino Austria Konzern mit neuer Struktur 

In Zukunft sollen die Lotterien und die Töchter Casinos vollkommen unabhängig und komplett getrennt voneinander existieren, und zwar unter dem Dach einer Holding, die relativ klein ist. Zu den „Diamanten“ der CASAG sind eindeutig die Lotterien zu zählen. Vor allen Dingen gehört das Online Casino Win2day dazu, das ganz besonders in der aktuellen Gesundheitskrise einen enormen Boom erfahren hat.

Manfred Schröder ist der Zentralbetriebsrat der Casinos Austria AG. Bereits im Vorfeld war er nicht von den Plänen überzeugt und stellte sich konsequent dagegen. Er und die anderen Vertreter der Belegschaft sind der Meinung, dass „... die Annahmen, die ReFit über die zu erwartenden Verluste 2024 trifft, weit überzogen“ wären. Laut ReFit geht der Vorstand derzeit von ca. 65 Millionen Euro Verlust im Jahr 2024 aus. Anstatt Kündigungen von Seiten des Arbeitgebers verlangt der Betriebsrat ganz andere Modelle, wie beispielsweise eine Altersteilzeit. Dafür hatte er an die Öbag appelliert. Die Personalkosten lagen zuletzt bei 96 Millionen Euro. Das entspricht in etwa 64 % der gesamten Betriebskosten. Am teuersten sind die Angestellten, die sich bereits seit 2006 oder länger im Unternehmen befinden. Genau hier setzt ReFit an.

Die Betriebspensionen der Casinos Austria AG sind bereits gekürzt worden, und zwar um 30 Prozent. Im April hatte die CASAG in einem Schreiben veröffentlicht, dass der Konzern ins Pensionssystem allein im Jahre 2019 rund 12 Millionen Euro eingezahlt hatte.