Flutter Entertainment ist zu einer Geldstrafe von 870 Millionen Dollar in Kentucky verurteilt worden. Der Kentucky Supreme Court hat ein altes Urteil aufgehoben und den Glücksspielkonzern damit in einen Schockzustand versetzt. Der Aktienkurs ging nach dem Urteil sofort auf Talfahrt. Eine Geldstrafe von 870 Millionen Dollar ist auch für einen finanzstarken Glücksspielkonzern kein Pappenstiel. Deswegen ist das Urteil des Kentucky Supreme Court für Flutter Entertainment ein großer Schock. Im Konzern hatte niemand damit gerechnet, dass es zu einer derart hohen Geldstrafe kommen würde. Da das oberste Gericht des Bundesstaats entschieden hat, gibt es wohl auch keine Möglichkeit mehr, gegen die Entscheidung vorzugehen. Die Aktionäre zeigten sich nicht gerade begeistert von der neuen Entscheidung. Schon kurz nach dem Urteil sank der Aktienkurs um zwei Prozent gegen den Markttrend. Flutter Entertainment hat einiges zu erklären im Moment, denn der Vorstand hatte wiederholt erklärt, dass das Verfahren in Kentucky kein Problem darstelle.

Gericht in Kentucky schockt Flutter Entertainment

Doch wenn eine Geldstrafe in Höhe von 870 Millionen Dollar kein Problem ist, stellt sich die Frage: In welchen Kategorien denkt der Vorstand? Ganz offensichtlich ist es zu einer kompletten Fehleinschätzung gekommen. Dabei war das juristische Risiko durchaus bekannt. Die Strafe gegen Flutter Entertainment basiert nicht auf irgendwelchen Verstößen des Vorstands oder eigenen unternehmerischer Tätigkeiten. Vielmehr hat Flutter Entertainment vor einigen Jahren die Stars Group gekauft und mit diesem Kauf auch das juristische Risiko übernommen. Allerdings waren die Anwälte von Flutter Entertainment zu der Überzeugung gekommen, dass keine große Geldstrafe beim aktuellen Verfahren herausspringen würde. Doch diese Einschätzung hat sich als folgenschwerer Irrtum erwiesen.

Die Stars Group ist vor allem als Besitzer von Pokerstars bekannt. Nachdem der bekannte Anbieter von Online-Kartenspielen in den USA lange Zeit in einer Grauzone und dann schließlich in einer dunkelgrauen Zone unterwegs gewesen war, hatte es diverse Verfahren gegeben. Letztlich war die Stars Group dann im Jahr 2018 zu einer Geldstrafe von 290 Millionen Dollar verurteilt worden. Mit dieser Größenordnung hatte Flutter Entertainment beim Kauf der Stars Group kalkuliert. Aber nun hat sich die Geldstrafe erheblich erhöht und das bedeutet, dass der Kauf des Kartenspiel-Anbieters im Nachhinein deutlich teurer geworden ist. Verurteilt worden ist die Stars Group für Aktivitäten zwischen 2006 und 2011. Mit diesen Aktivitäten hatte Flutter Entertainment überhaupt nichts zu tun. Aber als Besitzer der Stars Group ist Flutter Entertainment nun auch verantwortlich für alles, was vor dem Kauf passiert ist. Das ist unschön, aber auch keine Überraschung. Das Gerichtsverfahren war ein wichtiges Thema beim Kauf des Kartenspiel-Anbieters. Insofern kann niemand von einer Überraschung sprechen, jedenfalls nicht hinsichtlich des prinzipiellen Verfahrens. Dass sich der Kentucky Supreme Court aber dazu berufen sieht, die Geldstrafe wesentlich zu erhöhen, ist von außen nur schwer nachvollziehbar. Nicht nur war die Geldstrafe mit 290 Millionen Dollar bereits auf einem hohen Level. Berücksichtigt werden muss auch, dass die Stars Group von 2006 bis 2011 gerade einmal 18 Millionen Gewinn in Kentucky gemacht hat. Wie man von dieser Summe auf eine Geldstrafe von 870 Millionen Dollar kommt, können wohl nur Juristen erklären.

Glücksspielanbieter sollten regulierte Märkte bevorzugen

Als die Stars Group im grauen Markt in den USA aktiv war, war das gesamte Thema Online-Glücksspiel noch jung. Doch spätestens seitdem die amerikanischen Justizbehörden massiv gegen Anbieter wie die Stars Group vorgegangen sind, sollte jedem Glücksspielanbieter klar sein, dass es eine schlechte Idee ist, in unregulierten Märkten Angebote zur Verfügung zu stellen. Allerdings gibt es ein prinzipielles Problem: Wenn es kein legales Angebot gibt, ist die Versuchung groß, im Graumarkt oder im Schwarzmarkt Angebote zu schaffen. Das war auch damals in den USA der Fall. Flutter Entertainment muss nun einen hohen Preis dafür bezahlen. Aber auch in Europa lässt sich gut beobachten, wie schwierig es für Glücksspielanbieter ist, in einer unsicheren juristischen Umgebung Geschäfte zu machen. Beispielsweise gibt es schon seit langer Zeit in Europa Online Casinos, aber es ist umstritten, ob diese Glücksspielangebote mit EU-Lizenzen betrieben werden können.

Deutschland löst dieses Problem aktuell durch die Schaffung einer deutschen Lizenz für Online-Spielbanken. Die meisten Glücksspielanbieter sind froh darüber, dass es dadurch endlich rechtliche Klarheit gibt. In Kentucky gab es jedoch vor 15 Jahren, als die Stars Group in den Markt einstieg, keine Regulierung. Aber lange Zeit haben die amerikanischen Behörden den Graumarkt geduldet, bevor es dann zum großen Eklat kam. Mittlerweile schaffen viele amerikanische Bundesstaaten Gesetze, auf deren Basis es möglich ist, das Online-Glücksspiel zu lizenzieren. Doch damals gab es auch auf Bundesebene noch Hindernisse, die dies prinzipiell unmöglich machten. Ein ähnliches Urteil wie im Moment in Kentucky wird es wahrscheinlich so schnell nicht wieder geben. Ob das ein Trost ist für den Vorstand von Flutter Entertainment, der den Aktionären durch die Geldstrafe einiges zumuten muss, darf bezweifelt werden.