Wieder einmal gibt es Nachrichten zur aktuellen Wirtschaft. Die britische Regierung hat bekannt gegeben, dass Glücksspielanbieter neben vielen anderen Branchen aktuell keine „Business Rates“ bezahlen müssen. Dadurch entsteht ein erheblicher Steuererlass, der für die betroffenen Unternehmen enorm wertvoll ist. Mit der aktuellen Maßnahme will die britische Regierung dafür sorgen, dass kleine und mittlere Unternehmen die Krise einfacher überstehen. Bei der aktuellen Maßnahme geht es um Ladengeschäfte, nicht um Online-Buchmacher und Online Casinos.

Verzicht auf Steuern wichtiges Zeichen

In Großbritannien muss jedes Ladengeschäft sogenannte „Business Rates“ zahlen. Dabei handelt es sich um so etwas wie eine Grundsteuer. Vereinfacht gesagt geht es darum, eine Steuer von den Unternehmen zu kassieren, die eine Immobilie für ein kommerzielles Geschäft nutzen. Aktuell sind sehr viele kleine und mittlere Geschäfte geschlossen. Deswegen gibt es keinen echten Gegenwert für die Steuer, die für viele Ladenbetreiber eine beträchtliche finanzielle Belastung darstellen kann. Deswegen ist es nur folgerichtig, dass die britische Regierung beschlossen hat, die „Business Rates“ vorübergehend auszusetzen. Dadurch wird die finanzielle Belastung für die Ladenbetreiber deutlich niedriger. Für die meisten Ladenbetreiber bleibt ohnehin noch die Mietzahlung übrig. Glücklich können sich die Ladenbetreiber schätzen, die das eigene Geschäft besitzen und deswegen nur die Energiekosten begleichen müssen. Viele Wettbüros und Spielhallen in Großbritannien sind derzeit betroffen vom Lockout und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis derartige Geschäfte wieder geöffnet werden können. Erst wenn das geschieht, kann die britische Regierung sinnvollerweise auch wieder darüber nachdenken, die „Business Rates“ zu aktivieren. Es kann aber durchaus sein, dass sich die britische Regierung dazu entschließt, den Steuererlass aufrechtzuerhalten bis die Geschäfte wieder halbwegs auf dem alten Niveau sind.

UK Flagge England Big Ben CasinoFür viele Betreiber von Wettbüros und Spielhallen ist die aktuelle Krise existenzbedrohend. Auch wenn viele Laien glauben, dass Glücksspiel zu großen Reichtümern führen würde, ist das in der Praxis nur selten der Fall. Gerade die kleinen Wettbüros und Spielhallen werden oft von Einzelunternehmern betrieben, die keine anderen Einnahmequellen haben. Das Geschäft kann lukrativ sein, aber es gibt auch viele Unternehmer in der Glücksspielbranche, die gerade so über die Runden kommen. Für diese Unternehmer sind die Zeiten derzeit besonders hart. Es hat schon diverse Berichte über Betreiber von Wettbüros und Spielhallen gegeben, die aktuell nicht einmal dazu in der Lage sind, die Mieten zu zahlen. Wenn dann auch noch zusätzliche Steuerbelastungen entstehen, kann das schnell dazu führen, dass die Existenz komplett gefährdet wird. In Großbritannien ist es letztlich nicht viel anders als in Luxemburg: Wenn der Staat Geld haben möchte, werden mitunter auch robuste Mittel eingesetzt. Zudem kann es schnell zu unangenehmen Zinsansprüchen kommen, die am Ende dann vielleicht dazu führen würden, dass eine deutlich höhere Summe als ursprünglich nötig gezahlt werden müsste. All das vermeidet die britische Regierung durch die Aussetzung der „Business Rates“. Letztlich handelt es sich um ein Hilfsprogramm für Betreiber von kleinen und mittleren Ladengeschäften.

Glücksspielbranche begrüßt Steuererlass ausdrücklich

Einige hochrangige Mitglieder der Glücksspielbranche haben sich äußerst positiv zum aktuellen Steuererlass geäußert. Für The Betting & Gaming Council (BCC) ist die Entscheidung, auf „Business Rates“ zu verzichten, aktuell genau richtig. Michael Dugher vom BCC betonte in einer öffentlichen Stellungnahme, dass die Glücksspielbranche besonders hart getroffen sei. Ein großer Teil des Geschäfts läuft nach wie vor offline ab. Ohne die Unterstützung des Staates müssten wahrscheinlich viele Unternehmen sehr schnell schließen. Wichtig ist an dieser Stelle zu vermerken, dass Michael Dugher im Namen seines Verbandes dem Staat volle Unterstützung beim Kampf gegen die aktuelle Krise zusagt. Wenn irgendwann die Spielhallen und Wettbüros wieder öffnen, wird es für eine ganze Weile lang notwendig sein, Abstandsregeln und Hygieneregeln einzuhalten, die bislang überflüssig waren. Bei der Umsetzung dieser neuen Regeln können die Glücksspielverbände nicht nur in Großbritannien eine wichtige Rolle spielen. Deswegen ist es ein positives Zeichen, dass der Vertreter eines der großen Glücksspielverbände in Großbritannien schon zum jetzigen Zeitpunkt darauf verweist, dass alles dafür getan wird, die Auswirkungen der Krise zu minimieren.

Generell hat die Glücksspielbranche vielleicht auch die Chance, sich ganz neu zu erfinden. Zum einen wird es in Zukunft vermutlich viel mehr Anbieter geben, die neben ihrem Offline-Angeboten auch noch Online-Angebote zur Verfügung stellen. Zum anderen kann es aber auch gut sein, dass der eine oder andere Unternehmer sich etwas breiter aufstellen wird. Die alte Weisheit, dass das Glücksspiel in Krisen eine der Branchen ist, die am längsten durchhalten, ist nicht mehr aktuell. Die gesamte Welt wird im Moment von der aktuellen Krise gebremst und niemand weiß, ob nicht eine ähnliche Krise in naher Zukunft wieder kommt. Deswegen wird sich nicht nur die Glücksspielbranche in Großbritannien insgesamt neu aufstellen müssen, um in Zukunft besser gerüstet zu sein. Ein Ansatz könnte zum Beispiel darin bestehen, einen Fonds in der Glücksspielbranche zu gründen, in den jedes Unternehmen einzahlen muss, damit in Krisenzeiten die kleinen und mittleren Unternehmen gerettet werden können. Bislang fehlt ein derartiges Instrument. Aber in der aktuellen Situation wäre es großartig, wenn die Glücksspielbranche nicht darauf angewiesen wäre, dass der Staat eingreift. Das Milliardengeschäft mit Sportwetten und Casino-Spielen würde in jedem Fall genügend Spielraum lassen, um einen großen Fonds für schwere Zeiten einzurichten.

Auch in Luxemburg Wettbüros und Spielhallen unter Druck

Für viele kleine und mittlere Unternehmen in der Glücksspielbranche ist in Luxemburg die Situation nicht weniger schwierig als in Großbritannien. Vor allem die vielen kleinen Wettbüros und Spielhallen stehen im Moment vor einer gigantischen Aufgabe. Auch in Luxemburg unterstützt der Staat die kleinen und mittleren Unternehmen, teilweise mit Direkthilfen und teilweise auch mit Krediten. Zudem ist die aktuelle Situation so, dass alle wissen, dass niemand etwas dafür kann, dass keine Einnahmen fließen. Deswegen werden sich wahrscheinlich auch viele Vermieter damit abfinden, dass Mietzahlungen für eine Weile nur teilweise oder gar nicht geleistet werden können. In der Glücksspielbranche ist zudem ein gesunder Optimismus angebracht, denn wenn die Situation irgendwann wieder völlig normal sein wird, werden auch die Einnahmen im gewohnten Umfang wieder fließen. Aber bis dahin gilt es durchzuhalten. Die Spielhallen haben den Vorteil, dass der Betrieb im Grunde genommen jederzeit wieder starten kann, wenn die gesundheitlichen Probleme ausgeräumt sind. Bei den Wettbüros gibt es noch die kleine Einschränkung, dass Sportveranstaltungen stattfinden müssen, damit es überhaupt Sportwetten im Portfolio geben kann.

Allerdings deutet derzeit vieles darauf hin, dass zumindest einige Sportveranstaltungen schon in naher Zukunft wieder stattfinden können. Vermutlich wird es in einigen großen Fußball-Ligen Geisterspiele geben. Das ist nicht perfekt, aber für Sportwettenanbieter ist vor allem wichtig, dass auf hohem Niveau attraktive Wettbewerbe stattfinden. Viele Sportwetten-Fans warten schon jetzt voller Ungeduld darauf, dass es endlich wieder Fußballspiele und andere Sportveranstaltungen gibt. In Luxemburg wird es wahrscheinlich so sein, dass vor allem die kleinen Ladengeschäfte relativ früh wieder öffnen können. Genauso wie in Großbritannien wird es allerdings Abstandsregeln und Hygieneregeln geben, die es bislang nicht gab. Wenn dafür aber am Ende zumindest in einem gewissen Umfang Einnahmen erzielt werden können, wird sich jeder Betreiber eines Wettbüros gerne an die neuen Regeln halten. In jedem Fall wird es spannend in den nächsten Monaten für die Glücksspielbranche. Völlig klar ist: Sobald Sportveranstaltungen wieder stattfinden, werden zumindest die Online-Buchmacher deutlich steigende Einnahmen verzeichnen. Es gibt viele Branchen, die durch die aktuelle Krise hart getroffen werden. Aber noch mehr als in anderen Bereichen gilt in der Glücksspielbranche, dass die Anbieter vor allem durchhalten müssen, denn irgendwann ist die Krise vorbei und dann wird es wahrscheinlich nicht lange dauern, bis das Geschäft wieder annähernd auf dem alten Stand ist.