Wenn man dieser Tage von einem österreichischen Untersuchungsausschuss in Verbindung mit dem Glücksspiel spricht, denkt man unwillkürlich an die Causa Casino und den Ibiza-U-Ausschuss. Doch es gibt noch andere Kommissionen, die zur Untersuchung von Sachverhalten rund um das Glücksspiel eingesetzt werden, wie beispielsweise der UA zur Mattersburger Commerzialbank, der sich unter anderem mit der Legalisierung des Automaten-Glücksspiels im Burgenland befasst. 2013 erhielt Admiral, eine Tochter des Novomatic-Konzerns, dort Lizenzen für gut 100 Spielautomaten. Der U-Ausschuss geht nun der Frage nach, ob es dafür Gegenleistungen gab. Das österreichische Veranstaltungsgesetz trat 2012 in Kraft, aufgrund dessen das sogenannte kleine Glücksspiel, sprich das Automatenglücksspiel, im Burgenland legalisiert wurde. Dieses Gesetz regelt die Genehmigungen zum Aufstellen von Spielautomaten und hat nichts mit dem Betrieb von Online Casinos zu tun. Franz Wohlfahrt, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Novomatic, war die erste Auskunftsperson zum Thema vor dem Untersuchungsausschuss. In seiner Befragung ging es vornehmlich um die Legalisierung des kleinen Glücksspiels im Burgenland sowie die Admiral-Sponsorentätigkeit für den ASV Draßburg. Aufschluss brachte diese Befragung jedoch nicht, obwohl Wohlfahrt zum damaligen Zeitpunkt noch für den Konzern tätig war.

Welche Rolle spielt das Kleine Glücksspiel bei der Commerzialbank-Pleite?

Österreich Glücksspiel

Er sagte vor dem U-Ausschuss: „Ich habe an den Gesetzwerdungsprozess keine Wahrnehmung und Erinnerung.“ Das war’s! Wesentlich mehr war ihm zum Thema nicht zu entlocken. Auch hinsichtlich des ASV Draßburg-Sponsorings von Seiten der Novomatic-Tochter Admiral gab er sich einsilbig: „Ich war für Fußballsponsoring nicht zuständig, daher kann ich dazu keine Informationen erteilen.“ Darüber hinaus kann sich Wohlfahrt auch nicht mehr an irgendwelche Kontakte zu Politikerinnen und Politikern aus dem Burgenland erinnern, bei denen es inhaltlich um die Legalisierung des kleinen Glücksspiels ging. Dazu gehört auch ein Kontakt zu Ex-Landrat Christian Illedits (SPÖ). Selbst dieser scheint ihm entfallen zu sein. Als früherer Klubobmann verhandelte Illedits damals das Gesetz für die SPÖ. Darüber hinaus ist Illedits auch Präsident des ASV Draßburg, der von der Admiral gesponsert wird. Zusammenhänge weist Illedits scharf zurück. Die Landesrätin Michaela Resetar (ÖVP) war für das Veranstaltungsgesetz zuständig, da es in ihr Resort fiel. Auch sie wurde vor dem Untersuchungsausschuss befragt. Dabei ging es um die Frage, ob es „... im Zusammenhang mit der Vergabe von Automaten-Lizenzen Interventionen gab. Frau Resetar bestätigte, dass niemand Andeutungen gemacht hätte, die auf ein entsprechendes Interesse schließen ließen. Ihr ging es damals um ein Gesetz, das transparent ist. Diese Transparenz sei mit der SPÖ gemeinsam gelungen. Die nächste Befragung galt der Sekretärin des Bankchefs Martin Pucher. Sie hatte immer den Eindruck, dass es der Bank an nichts fehlte, gab sie zu Protokoll und beschrieb ihren damaligen Boss: „Er war ein Ehrenmann mit Handschlag-Qualität“. Dieser Meinung sei sie auch bis zur Schließung der Bank gewesen. Zuletzt war sie als Leiterin des Vorstandssekretariats tätig. Sie hätte niemals etwas mitbekommen, was auf eine „Schieflage der Bank“ hinwies. Von Geschenken ihres Chefs Pucher an prominente Personen weiß sie ebenfalls nichts. Erst am 14. Juli erfuhr sie von Puchers Tochter, dass er sowie die zweite Bankchefin, Franziska Klikovits, eine Selbstanzeige erstattet hatten. Laut der Sekretärin war Frau Klikovits vor Prüfungen wohl immer ziemlich nervös und ein-, zweimal sei sie für ihre zweite Chefin zur Bank Austria gegangen und hätte dort Geld auf ein Konto eingezahlt. Den Grund für diese Einzahlungen seien ihr nicht bekannt, doch sie schätzte, dass es sich dabei um sechsstellige Summen handelte, die zwischen 100.000,- und 200.000,- Euro lagen. Am 15. Juli erzählte Frau Klikovits, dass sie „... am Tag der Schließung noch bis 21.30 Uhr alleine in der Bank“ war. Die Sekretärin gab an: „Mein Gedanke war damals nur, wieso lässt man einen Vorstand, der schon Selbstanzeige gemacht hat, noch in der Bank. Das hat mich geärgert.“ Sie kann allerdings nicht beurteilen, ob Klikovits diese Zeit nutzte, um Beweismittel zu vernichten.

Befragung des ehemaligen Steuerberaters der Commerzialbank

Der Steuerberater des Instituts, der aufgrund der Pleite „massiv geschädigt“ wurde, wurde ebenfalls befragt. Er hätte keinerlei Informationen „... über Malversationen bei der Bank gehabt“ und schilderte, dass es ihm unerklärlich sei, dass Nationalbank, Wirtschaftsprüfer und Finanzmarktaufsicht nie etwas aufgefallen war. „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Hinweise auf Schwierigkeiten der Commerzialbank“, sagte er vor dem U-Ausschuss. Medienberichte hätten verbreitet, dass er Abhebungen von seinem Sparbuch tätigte, weil er Insiderinformationen gehabt hätte. Der Steuerberater bestätigte, eine Abhebung von 170.000,- Euro getätigt zu haben. Dies Geld hätte er für die Anzahlung einer Immobilie benötigt und auf einem Treuhandkonto hinterlegt. Er hat es nicht abgehoben, weil er die Schließung der Bank kommen sah, dementierte er die kursierenden Gerüchte. Unter anderem war der Steuerberater auch für den SVM tätig. Er schätzte das jährliche Budget des Fußballvereins auf neun bis zehn Millionen, wovon rund 60 Prozent Sponsorenverträge ausmachten. Die Firmen Zimmermann, Stangl sowie die Commerzialbank seien Hauptsponsoren gewesen. Auch die Firma Bogner trat als Sponsor auf, wenn auch in wesentlich geringerem Ausmaß. Von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt wurden mittlerweile die Ermittlungen gegen Regina Petrik, Klubobfrau der Grünen, eingestellt.