Mit dem Untergang der Concord Card Casino Group fing alles an. Die parallel beginnenden Krisenzeiten brachten dann die Pokerszene in Österreich gänzlich zum Erliegen. Langsam treten erste Lockerungen in Kraft und mit ihnen beginnt auch die Pokergemeinde nach Auswegen zu suchen, um ihrem Hobby wieder nachgehen zu können. Doch mehr als vereinzelte Partien in sogenannten Hinterzimmern scheinen aktuell nicht möglich sein. Eine schwierige Situation, deren Ende noch nicht in Sicht ist. Offiziell dürfen in Österreich ausschließlich die Casinos Austria Poker anbieten. So ist es nun mal rechtlich geregelt. Schon im öffneten die Betriebsstätten der CASAG (Casinos Austria AG) wieder ihre Türen, doch für Pokerfreunde sieht es dennoch schlecht aus: Zahlreiche Spielbank-Mitarbeiter befinden sich noch immer in Kurzarbeit. Darüber hinaus werden derzeit keine Pokerevents ausgetragen. Aufgrund der enormen Sicherheitsvorkehrungen und der vielfältigen gesetzlichen Auflagen wie Abstandsregeln kann man auch so schnell nicht wieder auf Cash Games in den zwölf Casinos hoffen. Einige Pokervereine, wie beispielsweise der 2010 gegründete PSC CheckRaiser aus Wien, sind zwar schon voller Enthusiasmus und kündigten an, dass „... bald wieder gespielt wird,“ aber die Umstände sind nicht ideal. Mehr als ein „Shorthand-Turnier“ ist aktuell nicht drin, und auch auf die gastronomischen Öffnungszeiten muss dabei Rücksicht genommen werden. Das bedeutet: spätestens um 23.00 Uhr ist Schluss. 

Concord Casino und Poker - Licht aus!

Peter Zanoni PokerSeit dem 15. 2024 haben die tschechischen Spielbanken wieder geöffnet. Allerdings ist es noch immer nicht möglich, die Grenzen problemlos zu überqueren. Dem österreichischen Pokerfan scheint aktuell nur noch die „Hinterzimmer-Variante“ als Ausweg zu bleiben. Von dem Pokerparadies Österreich ist nichts mehr zu sehen, außer einem kläglichen Scherbenhaufen. Daran erinnert besonders schmerzhaft die aktuelle Versteigerung der Concord Card Casino Group Konkursmasse. Auch wenn niemand die derzeit anhaltende Krise sowie ihre Auswirkungen und den Casinos Austria Stillstand vorhersehen konnte, ist es doch bitter, was im Moment zu beobachten ist. Illegale Pokerrunden scheinen wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Gerade in Wien ist das Angebot zurzeit ausgesprochen vielseitig. Da existieren 50 Cent Partien aber auch 20, oder 40 Euro High Roller Spiele. Vermutlich ist das noch nicht alles. Und es ist auch gar nicht schwer, „... eine Runde mit den passenden Blinds zu finden.“ Auch wenn von jeher private Runden existiert haben, so ist es doch erstaunlich, in welcher Vielfalt und in welchem Umfang sie derzeit offeriert werden. Ebenso erstaunlich erscheint es, dass in Österreich offensichtlich Gesetz nicht gleichzusetzen mit Gesetz ist. Denn einerseits brachte man Peter Zanoni und seine Concord Card Casino Group dramatisch zu Fall, aber auf der anderen Seite durften abweichende Private Cardrooms weiter geöffnet bleiben - bis zum Ausbruch der Krise jedenfalls. Diese sind zum Teil auch schon seit Mitte wieder offen. 

Die österreichische Live Pokerszene ist hart getroffen. Der Untergang Peter Zanonis und die Auswirkungen der Krise haben dafür gesorgt, dass sich Poker mittlerweile wieder in eine illegale Ecke bewegt. Ein bitteres Fazit, das wir hoffen, so schnell wie möglich, wieder revidieren zu können.

Der Anfang vom Ende 

Peter Zanoni war ein unermüdlicher und leidenschaftlicher Kämpfer für das legale Pokern in seinen Private Cardrooms. Mehr als 27 Jahre lang galt er als der unangefochtene Pokerkönig von Österreich. Seinem Kurs blieb er stets treu, auch wenn ihm etliche Beschlagnahmungen, zahlreiche Gerichtsprozesse und ständige Polizeikontrollen das Leben schwer machten. Aller rechtlichen Schwierigkeiten zum Trotz kämpfte er gegen das „Pokersterben in Österreich“ an (musiclx.lu berichtete). Sein letzter Clou war die Wiedereröffnung von sieben seiner Concord Card Casinos zu Anfang dieses Jahres, nachdem sämtliche seiner Häuser kurz zuvor geschlossen werden mussten, da seine Lizenz nicht verlängert worden war. Zanoni betonte damals, dass alle Private Cardrooms „... freiwillig geschlossen wurden, um zu vermeiden, dass Gäste und auch Mitarbeiter dem unqualifizierten Druck der ihre Kompetenzen weit überschreitenden Finanzpolizei weiterhin ausgesetzt sind". Zwei Wochen ohne Pokerrunden folgten, doch dann überraschte Peter Zanoni die verblüffte Community damit, einige seiner Häuser wieder zu öffnen. Er vertrat gemeinsam mit seinen Rechtsbeiständen die Meinung, dass „...  das Pokern auch „ohne glücksspielrechtlichen Unternehmer“ angeboten werden kann, sofern keine Einnahmen durch die „Durchführung des Glücksspiels“ generiert werden.“ Demnach war aus seiner Sicht das Pokerangebot auch ohne Lizenz grundsätzlich rechtskonform und konnte „... in Übereinstimmung mit sämtlichen gesetzlichen Bestimmungen“ offeriert werden. Selbstbewusst sagte er damals: „In dieser Form werden wir bis zur Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs bzw. EuGH Gratispoker anbieten“ und fügte hinzu: „Alles wie immer, nur eben für die Spielerinnen und Spieler gibt es das Spielangebot jetzt gratis. Ich denke, die Freude darüber wird groß sein.“ Eine Freude, die nicht lange anhielt. Nach wenigen Wochen war erneut Schluss - diesmal für immer. Letztlich stolperte Peter Zanoni über Unsummen an Steuerschulden. Mehr als 20 Jahre kämpfte er gegen den Fiskus. Mehrere Verfahren sind noch nicht abgeschlossen, unter anderem eine Beschwerde Zanonis beim obersten österreichischen Verfassungsgericht. Bis vor kurzem ging man noch davon aus, dass die Concord Card Group als „nicht insolvenzgefährdet“ gelten, doch das Blatt hat sich gewendet. Österreichs Pokerkönig gab nach 27 erfolgreichen Jahren auf, weil er dem Druck einfach nicht mehr gewachsen war.