Ein Software Fehler bei einem externen Zahlungsdienstleister treibt Schweizer Zockerinnen und Zocker von Online Casinos in die Schulden. Da werden sie nicht schlecht gestaunt haben, beim Blick auf ihr Konto. Wähnte man sich noch vor Wochen im Guthabenbereich, doch dann bekam man plötzlich eine Menge Minusbeträge angezeigt, die einem schon mal die Luft zum Atmen nahmen. Was war passiert? Vom 17. März bis Ende dieses Jahres wurden scheinbar keine Abbuchungen beim externen Dienstleister PostFinance, einem Tochterunternehmen der Schweizer Post, vom Casinokonto vorgenommen. Spielerinnen und Spieler wähnten sich also mit Blick auf ihren Saldo im Plus und tätigten weiterhin Einsätze. Erst am 8. ist dieser Fehler aufgefallen, und es wurden aktualisierte Kontoauszüge präsentiert. Über 1.000 Kunden verschlug es teilweise die Sprache. Da standen doch plötzlich ein paar tausend Franken als Minus auf dem Auszug. Obwohl bei der überwiegenden Zahl der Spielerinnen und Spieler, die Rede ist von Drei Viertel aller Spieler, es sich wohl „nur“ um Beträge von einigen Hundert Franken gehandelt haben soll.

PostFinance | Der Schreck war erstmal groß 

Online Casino SchweizSchuld soll an allem eine fehlerhaft programmierte Software gewesen sein. Dumm nur, dass gerade viele Zocker ihr Konto bei der PostFinance hatten, um sich zwar nicht unbedingt vor Software Fehlern, aber vor Überziehungen zu schützen. Diesen Dienst bietet das Unternehmen nämlich an. Für viele Spieler ein gutes Regulativum um ihr Spielverhalten zu kontrollieren. Nun sitzen sie aber auf einem Schuldenberg. Das Tochterunternehmen der Schweizer Post sieht den Fehler immerhin ein und will sich kulant zeigen. Negativzinsen für Kontoüberziehungen sollen nicht gestellt werden. Und: „Sind Kundinnen und Kunden außerstande, den Saldo auszugleichen, bietet ihnen PostFinance die Möglichkeit einer Abzahlungsvereinbarung an.“

Auch die Grand Casino Baden AG, Betreiberin der beiden Online Plattformen „jackpots.ch“ und casino777.ch“, auf denen es zu dem verhängnisvollen Fehler gekommen ist, zeigen sich kulant: „Es handelt sich um einen externen Fehler, der nicht von uns ausgeht. Dennoch werden wir unseren Teil der Verantwortung übernehmen. Wir werden alle Spielverluste zurückerstatten, die mit Nachbuchungen in Verbindung stehen, welche mehr als 30 Tage zurückliegen.“ Schade nur, dass man eventuell Geld anderweitig ausgegeben hat, in dem guten Glauben über dieses Geld zu verfügen.

Dementsprechend herrscht auch ein gewisser Unmut bei den Betroffenen vor, wie in zahlreichen Foren nachzulesen ist. Dies wird wahrscheinlich weitere Folgen nach sich ziehen. Geht es darum, wer nun für die entstandenen Schäden aufkommen soll. PostFinance, die Casino Baden AG oder womöglich beide Parteien. Es riecht förmlich nach einer juristischen Auseinandersetzung. Aber noch ist man nicht soweit. Es werden wohl erstmal alle Möglichkeiten geprüft von Seiten der Betroffenen, und die Rechtsabteilungen der Unternehmen werden sicherlich auch nicht untätig sein. 

Neue Schweizer Online Welt

Dabei hatte man erst vor geraumer Zeit, um genau zu sein 2019, ein neues Glücksspielgesetz verabschiedet und damit versucht, Vertrauen in das Online Glücksspiel bei den Nutzern zu fördern. 

Eine der wichtigsten und weitreichendsten Veränderungen im Zuge des neuen Gesetzes war sicherlich die Legalisierung und Regulierung von Online-Glücksspielen. Die Lizenzierung besagte primär, dass Online Casinos oder andere Online Glücksspiele nur von landgestützten Casino-Besitzern mit Sitz in der Schweiz betrieben werden können. Dies bedeutete de facto, dass keine ausländischen Betreiber mehr zu gelassen sind, es sei denn, sie gehen Partnerschaften mit einem Schweizer Betreiber ein. Gleichzeitig können auch ausländische Produzenten und Lieferanten von Software und Geräten nur an in der Schweiz zugelassenen Betreiber liefern. Dies hat dann in der Realität zur Folge, dass auch in diesem Segment Partnerschaften eingegangen werden sollen. Dabei muss der Lieferant aber einen guten Leumund vorweisen können, der von den eidgenössischen Behörden überprüft wird. 

Es gibt auch keine alleinige Vergabe von Lizenzen zum Betrieb von Online Casinos, d.h. die Lizenz ist immer gekoppelt an eine Lizenz zum Betrieb von stationären Casinos, muss aber ausdrücklich als Online Lizenz beantragt werden. Dabei sind Lotterie- und Wettlizenzen von den Lizenzen der Online Casinos getrennt und müssen separat beantragt werden. Dafür sind verschiedene Behörden zuständig. Es gibt nur zwei Arten von Lizenzen für Casinos in der Schweiz. Typ A Lizenzen können nur für Spielstätten in Gebieten mit einer Bevölkerung von mindestens einer Million Einwohner erteilt werden. Typ B Lizenzen enthalten einige Einschränkungen, wie z.B. die Anzahl der Tischspiele (3) und der Spielgeräte (250). Zudem beträgt der Höchstsatz 25,- Schweizer Franken und der Jackpot 25.000,- Schweizer Franken. 

Der Bundesrat der Schweiz entscheidet letztendlich über eine Bewilligung und stellt eine Lizenz für 20 Jahre aus. Eine Überprüfung soll regelmäßig erfolgen. Bezahlt werden kann in Online Casinos mit verschiedenen Zahlmethoden wobei der Einsatz von Kryptowährungen noch umstritten ist und bisher nicht zum Zuge kam. Es gibt auch verschiedenste Anforderungen an die Spielerinnen und Spieler, die sich aber nicht vom europäischen Standard unterscheiden, d.h. es muss ein Konto vorhanden sein und es wird eine Legitimation durchgeführt. 

Wie wir gesehen haben, reichen diese ganzen Schutzmaßnahmen aber nicht aus, um eine vollständig sichere Technik zu gewährleisten. Das ist sehr ärgerlich für die nun betroffenen Spielerinnen und Spieler.