Eigentlich wollte es doch eine Erfolgsstory werden. Nachdem der Aufstieg in das Oberhaus der Fußball-Bundesliga perfekt gemacht wurde, sollte es nun eigentlich auch in anderen Bereichen aufwärts gehen. Dem ist aber anscheinend nicht so, denn der VFB Stuttgart hat verkündet, dass man: „Aktivitäten im professionellen eSport zur neuen Saison und bis auf Weiteres" einstellt. Zur Begründung teilte der Verein auf Twitter mit: „Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben diesen Schritt erforderlich gemacht." Man danke allen Fans und Förderern und bedauere diesen Schritt auch, denn: „Seit 2017 hat das eSport-Team an zahlreichen hochklassigen Wettbewerben auf nationaler und internationaler Ebene teilgenommen". Damit erhält die virtuelle Bundesliga einen weiteren Nackenschlag und dünstet immer mehr aus.

VFB: Virtual Bundesliga in Bedrängnis 

StuttgartDer Verein aus dem Schwabenländle ist nicht der Einzige, der sich aus dem eSport zurückzieht. Auch Arminia Bielefeld, ein weiterer Aufsteiger in die 1. Fußball Bundesliga, hat sein Engagement eingestellt, und das, obwohl er erst vor anderthalb Jahren die Sparte eSport gegründet hatte. In einer Mitteilung des Vereins heißt es dazu: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass es sich für uns um eine Testphase handelt und wir uns offenhalten, die Entwicklungen zu beobachten und darauf zu reagieren,“ und weiter: „Um ehrlich zu sein, haben sich unsere Erwartungen zum Thema E-Sport nicht erfüllt und wir haben feststellen müssen, dass eSports aktuell nicht zu dem Weg passt, den wir eingeschlagen haben.“ Bei Arminia Bielefeld will man sich in Zukunft wieder auf das Kerngeschäft Fußball konzentrieren. Schon vorher war bekannt geworden, dass auch die Spielvereinigung Greuther Fürth sich aus dem Online Geschäft zurückzieht, trotz FIFA-Vize-Meisterschaft. Der 1. FC Nürnberg hat drei seiner vier Verträge gekündigt und auch der RB Leipzig steht vor einer Neuausrichtung seiner eSport Aktivitäten. Ausgefallene „FIFA“-Turniere, überschaubare Merchandise-Umsätze, unattraktive Preisgelder und Sponsoren-Zurückhaltung veranlassen auch weitere Vereine zum Nachdenken über ihr zukünftiges Engagement im Bereich eSport. So lichtet sich auch das Feld der Teilnehmer an Wettbewerben. Es werden höchstens 11 von 18 Vereinen aus der 1. Fußball Bundesliga sein, die sich beteiligen werden. Der amtierende deutsche Rekordmeister 1. FC Bayern München wird ebenfalls nicht teilnehmen, da er vertraglich anderweitig gebunden ist. Der 1. FC Bayern eSports startet in der Konamis PES 2024 Profi-Liga. Dieser japanische Videokonsolen-Hersteller ist seit kurzen Premium Sponsor des Vereines und damit ist ein Engagement in der konkurrierenden FIFA 2024 für den süddeutschen Verein ausgeschlossen. In der eFootball.Pro-Saison trifft man aber auch auf namhafte Gegner, wie Arsenal FC (Premier League), AS Monaco (Ligue 1), Boavista FC (Primeira Liga), Celtic FC (Premier League), FC Barcelona (La Liga / Primera División), FC Nantes (Ligue 1), FC Schalke 04 (Bundesliga), Juventus Turin (Serie A) und Manchester United FC (Premier League). Daher werden in der Virtual Bundesliga nur noch folgende Teams teilnehmen: 1. FC Augsburg, Borussia Dortmund, SV Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf, Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, Herta BSC Berlin, 1899 Hoffenheim, Borussia Mönchengladbach, VFL Wolfsburg und der 1. FC Union Berlin. 

Der Kampf um die Meisterschaft

Erst vor kurzem wurde der neue amtierende Deutsche Meister der Virtual Bundesliga ermittelt. Und der Titel ging an Yannic „Yannic0109“ Bederke vom FC Augsburg. Dabei belegte sein Verein VBL Club Championship nur einen 16. Platz. Dazu äußerste sich der neue Deutsche Meister wie folgt: „Unsere Leistung war eigentlich gar nicht so schlecht wie das in der Tabelle aussieht. Wir haben gegen Spitzenteams wie Leverkusen und Fürth gepunktet bzw. gewonnen, uns dann aber zu viele einfache Fehler geleistet. Am Ende sind wir da unten dann nicht mehr rausgekommen.“ Auch zu einem eigenen Spiel bezog er Stellung: Die Gruppenphase war schon recht turbulent. Ich bin schlecht reingestartet und am letzten Spieltag war ich im alles entscheidenden Spiel gegen „BeneCR7“ in der 80. Minute praktisch schon ausgeschieden, habe mich dann aber doch noch mit einem späten Tor als Gruppendritter in die KO-Phase gerettet. Aber dann wusste ich: jetzt ist alles möglich! Zwei Spiele kann man immer gewinnen.“ Und dies mit folgender Taktik: „Bei FIFA19 hatte ich meine Stärken eher in der Offensive. Jetzt konnte ich eher mit einer kompakten Defensive glänzen. Bei FIFA20 hat immer derjenige einen Vorteil, der das erste Tor schießt. Von daher wollte ich unbedingt zuerst treffen, um Sicherheit zu gewinnen und den Gegner unter Druck zu setzen.“

Die Virtual Bundesliga steht vor einem Umbruch. Auch wenn es noch einige Vereine gibt, die in dieser Sparte eine Zukunft sehen, besonders um junge Menschen für den Sport zu begeistern und an einen Verein zu binden, so scheinen doch die Auswirkungen der Krise noch stärker zuzuschlagen, als man es prognostiziert hatte. Vielleicht verhilft aber das immense Interesse der Sportwetter an eSport Wetten, dass in den letzten Monaten rapide zugenommen hat, dieser Sparte auch zu einem Überleben bei den Vereinen. Sicherlich wird man ganz genau rechnen müssen, welche Investitionen sich wirklich rentieren, aber manchmal zahlt es sich ja auch aus, einen langen Atmen zu haben und an etwas festzuhalten. Wir werden die kommende Saison auf jeden Fall im Auge behalten und von weiteren Entwicklungen berichten.