Gibt es bald keine Sportwetten-Werbung mehr? Die neuen Pläne für den künftigen Glücksspielstaatsvertrag, die vor wenigen Tagen bekannt geworden sind, beinhalten eine erhebliche Einschränkung der Werbung für Sportwetten. Von einer Verschärfung der aktuellen Regeln wären Fernsehsender, Vereine und Verbände betroffen.

Neue Sportwetten-Regulierung mit Werbeverbot?

Schon seit einiger Zeit verhandeln die deutschen Bundesländer über einen neuen Glücksspielstaatsvertrag, mit dem Sportwetten, Online Casinos und andere Glücksspielanbieter reguliert werden sollen. Eine grundsätzliche Einigung zur Regulierung von Online-Sportwetten gibt es schon seit einer ganzen Weile. Aber die detaillierten Regeln sind noch nicht beschlossen. Die aktuellen Pläne der Bundesländer zeigen aber, dass sich die Situation nicht nur für die Buchmacher deutlich verschärfen wird. Auch Fernsehsender, Vereine und Verbände, die mit Sportwetten-Werbung Geld verdienen, könnten nachhaltig beeinträchtigt werden durch die neue Regulierung. Nach den aktuellen Plänen soll es verboten werden, zwischen 6:00 Uhr und 23:00 Uhr Werbung für Sportwetten zu machen. Diese Regelung soll für das Fernsehen und das Internet gelten. Wie eine derartige zeitliche Begrenzung im Internet umgesetzt werden soll, ist vermutlich nicht einmal den beteiligten Politikern im Moment klar. Aber im Fernsehen ist die Sache sehr einfach: Wenn der Entwurf durchkommt, wird es in Zukunft keine Sportwetten-Werbung bei den meisten Live-Übertragungen mehr geben. Dadurch würde eine große Einnahmequelle wegfallen.

InterwettenMit Sportwetten werden in Luxemburg riesige Umsätze gemacht. Das wird nicht zuletzt daran deutlich, dass mittlerweile viele Bundesliga-Teams einen Buchmacher als Sponsor haben. Doch, wenn es nach dem Willen der Bundesländer geht, soll das in Zukunft nicht mehr möglich sein. Dadurch würde eine wichtige Einnahmequelle komplett wegfallen. Ganz neu ist die Diskussion nicht, denn Werbung für Sportwetten ist in Luxemburg noch nicht lange erlaubt. Es hat immer wieder Diskussionen um diese Thematik gegeben. Mal war die Sportwetten-Werbung erlaubt, mal nicht. Aber wenn der Entwurf für die neuen Glücksspielstaatsvertrag an dieser Stelle nicht geändert wird, ist die Frage zumindest auf absehbare Zeit geklärt. Ohne die Einnahmen von Buchmachern dürfte so mancher Verein in Luxemburg finanzielle Probleme kriegen, jedenfalls kurzfristig. Unter Experten ist zumindest umstritten, ob das Werbeverbot sinnvoll ist. Aber für die betroffenen Vereine und Institutionen, die in Zukunft auf Werbeeinnahmen verzichten müssen, es ist völlig klar, dass diese Regelung problematisch ist. Die einzige Hoffnung: Noch ist der Glücksspielstaatsvertrag nicht beschlossen, sodass es durchaus noch möglich ist, Änderungen durchzusetzen.

Warum soll Sportwetten-Werbung fast komplett verschwinden?

Grundsätzlich geht es den Bundesländern bei der Regulierung der Sportwetten darum, einen Markt, der lange Zeit im Graubereich angesiedelt war, komplett in den legalen Bereich zu überführen. Das ist grundsätzlich eine gute Idee. Auch der Anspruch, bei der Entwicklung neuer Buchmacher-Lizenzen den Spielerschutz als zentrales Anliegen in den Mittelpunkt zu stellen, ist nicht verkehrt. Aber eine wesentliche Einschränkung der Sportwetten-Werbung würde automatisch dazu führen, dass viele kleine und mittlere Vereine Probleme bei der Finanzierung bekommen würden. Für die großen Clubs gibt es immer Möglichkeiten, Werbepartner zu finden, auch aus anderen Branchen. Aber für vielen Vereine, die nur regional populär sind, bieten Buchmacher oft die beste Möglichkeit, Werbeeinnahmen zu generieren. Trotzdem kann es gute Argumente dafür geben, die Werbung für Sportwetten einzuschränken. Aber zumindest sollten sich die Verantwortlichen dann auch über die Folgen dieser Einschränkung im Klaren sein.

Eine wichtige Folge des Sportwetten-Werbeverbots könnte sein, dass Fußball-Übertragungen im Fernsehen für die Kunden teurer werden. Im Pay-TV es ist zum Beispiel mittlerweile üblich, dass zahlreiche Werbespots von Buchmachern geschaltet werden. Es liegt auf der Hand, dass die Wettanbieter ein großes Interesse haben, in der unmittelbaren Nähe von hochwertigen Sportveranstaltungen präsentiert zu werden. Die Live-Übertragungen der Bundesliga-Spiele sind zum Beispiel bestens dafür geeignet, Werbung für Wetten zu machen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass diese Werbespots nicht einfach durch Werbespots für andere Produkte ersetzt werden können, jedenfalls nicht mit dem gleichen finanziellen Erlös. Deswegen könnte ein Sportwetten-Werbeverbot dazu führen, dass die Kosten für Abos im Pay-TV steigen werden. Das sollte zumindest berücksichtigt werden, wenn ein Sportwetten-Verbot diskutiert wird. Am Ende kann es durchaus sein, dass man seitens des Gesetzgebers höhere Abo-Preise in Kauf nimmt. Aber ob die vielen Fußballfans, die in Luxemburg ein Abo bei einem Pay-TV-Anbieter haben, das ebenfalls so sehen, darf zumindest bezweifelt werden.

Bringt zu strenge Regulierung neue Probleme?

Das geplante Werbeverbot für Sportwetten ist nur eine von vielen Regelungen im geplanten neuen Staatsvertrag, die derzeit für Stirnrunzeln bei Experten sorgt. Viel problematischer sehen viele Buchmacher die Pläne, ein 1.000 Euro Limit für jeden Buchmacher-Kunden in Luxemburg einzuführen. Dieses Limit soll wohlgemerkt nicht für jeden einzelnen Wettanbieter gelten, sondern bundesweit. Deswegen wäre es nötig, eine riesige Datenbank mit einer minutiösen Erfassung aller Kundenaktivitäten bei Online-Buchmachern und stationären Buchmachern anzulegen. Darüber hinaus planen die Bundesländer, einige Wettvarianten komplett zu verbieten. Die Livewetten sollen massiv eingeschränkt werden. Die deutschen Bundesländer, die für die Regulierung des Glücksspiels zuständig sind, möchten auf der einen Seite ganz offensichtlich nicht auf die gewaltigen Einnahmen aus dem Sportwetten-Geschäft verzichten, auf der anderen Seite den Buchmachern das Leben aber auch möglichst schwer machen. Der deutsche Fiskus durfte sich im Jahr 2019 immerhin über 383 Millionen Euro Steuereinnahmen aus dem Sportwetten-Geschäft freuen. Schon im Jahr 2018 wurden jährlich etwa 8,8 Milliarden Euro mit Sportwetten in Luxemburg umgesetzt. Weltweit hat der Sportwetten-Markt aktuell eine Größe von etwa 1 Billion Euro.

Sportwetten dienen der Unterhaltung. Es gibt viele Sportwetten-Fans, die nur ab und zu einmal ein paar Wetten platzieren. Aber es gibt natürlich auch ambitionierte Buchmacher-Kunden, die fast täglich irgendeine Wette laufen haben. Das Bedürfnis nach Sportwetten ist ganz offensichtlich riesig. Grundsätzlich ist der Schritt in einen komplett regulierten Sportwetten-Markt in Luxemburg sinnvoll. Aber die aktuellen Pläne der Bundesländer beinhalten die Gefahr, dass die Regulierung nicht wie gewünscht funktionieren könnte. Wenn die Regulierung zu streng ist und ein großer Teil des attraktiven Angebotes (Livewetten!) nicht mehr in Luxemburg nicht verfügbar wäre in Zukunft, könnte es gut sein, dass viele Sportwetten-Fans die regulierten Anbieter links liegen lassen und stattdessen im Internet nach Buchmachern suchen, die alle gewünschten Wetten anbieten. Auch das Limit in Höhe von 1.000 Euro dürfte den einen oder anderen Sportwetten-Fan massiv stören. Ein positives Detail der geplanten Regulierung soll allerdings nicht verschwiegen werden: In Zukunft soll es in Luxemburg eine Sperrliste geben werden, auf der sich jeder Sportwetten-Fan, der freiwillig ausgesperrt werden möchte, eintragen lassen kann. Alle Buchmacher in Luxemburg müssen diese Sperrliste künftig beachten. Diese Sperrliste hat wahrscheinlich eine deutlich bessere Wirkung in Bezug auf den Spielerschutz als alle anderen geplanten Beschränkungen zusammen.