Westspiel wird verkauft und das Bieterverfahren wird vertraulich abgewickelt.  Der Verkauf ist längst beschlossene Sache, aber dass das Bieterverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, ist dann doch etwas erstaunlich. Aber vermutlich wird das Land Nordrhein Westfahlen schon wissen, warum die Öffentlichkeit erst ganz zum Schluss informiert werden soll. Genau genommen wird Westspiel nicht verkauft, sondern aufgelöst. Verkauft werden die Spielbanken, die bislang von Westspiel, einem staatlichen Unternehmen, betrieben werden. Die vier Spielbanken in Duisburg, Dortmund, Bad Oeynhausen und Aachen sollen künftig von Privatunternehmen betrieben werden. Diese Grundsatzentscheidung ist schon vor einigen Monaten gefallen. Doch nun wird es ernst, denn es kommt zu einem regulären Bieterverfahren. Die Anmeldefrist für das Bieterverfahren ist bereits abgelaufen, sodass eigentlich klar sein sollte, wer überhaupt Interesse an den Spielbanken hat.

Privatisierung der Spielbanken in NRW

Nordrhein Westfalen Wappen

Doch das Land NRW hat auf eine journalistische Anfrage hin mitgeteilt, dass das Bieterverfahren komplett vertraulich behandelt werde. Zunächst gehe es jetzt darum, die Anträge zu überprüfen, um gewährleisten zu können, dass alle Bieter die gestellten Voraussetzungen erfüllen. Das gesamte Bieterverfahren wird in mehreren Stufen abgewickelt. Auch wenn nicht offiziell bekannt ist, wer sich um die Spielbanken bewirbt, dürfte es doch zumindest bei einem Bieter keinen Zweifel geben: Die Gauselmann-Gruppe ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Bieter, denn der deutsche Glücksspielkonzern betreibt bereits andere Spielbanken in Luxemburg, unter anderem in Sachsen-Anhalt und Berlin. Aber auch die Gauselmann-Gruppe hat eine Stellungnahme zum Bieterverfahren abgelehnt, sodass es keine offizielle Bestätigung gibt, dass die Gauselmann-Gruppe einen Antrag zur Teilnahme am Bieterverfahren überhaupt eingereicht hat. Man darf sich durchaus die Frage stellen, ob so viel Geheimniskrämerei beim Verkauf und Spielbanken wirklich nötig ist.

Selbst wenn die Gauselmann-Gruppe eine der Bieter sein sollte, ist keineswegs sicher, dass der deutsche Konzern den Zuschlag bekommt. Auch der größte Konkurrent der Gauselmann-Gruppe, der österreichische Glücksspielkonzern Novomatic, soll angeblich zu den Bietern gehören. Zudem ist auch Casinos Austria, ein weiterer österreichischer Glücksspielkonzern, der schon in Niedersachsen Spielbanken betreibt, angeblich am Bieterverfahren beteiligt. Vielleicht beteiligt sich auch Tipico am Bieterverfahren. Diesbezügliche Gerüchte gibt es schon länger. Ob das maltesische Unternehmen, das in Luxemburg vor allem als Sportwettenanbieter bekannt ist, aber wirklich die nötigen finanziellen Voraussetzungen hat, um die vier Spielbanken in NRW zu übernehmen, ist nicht ganz klar. Sicher ist jedoch, dass die Spielbanken von Westspiel grundsätzlich sehr attraktiv sind.  In den letzten Jahrzehnten hat das Land NRW attraktive Umsätze mit den Spielbanken erwirtschaftet, auch wenn nicht jedes Jahr herausragend war. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Nordrhein-Westfalen die Spielbanken zu einer Zeit verkauft, in der die gesamte stationäre Glücksspielindustrie in einer großen Krise ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, noch etwas abzuwarten, bis die Zahlen der Spielbanken wieder auf einem besseren Niveau sind. Aber NRW hofft wahrscheinlich, dass die große Konkurrenz unter den Bietern dafür sorgen wird, dass ein fairer Preis bezahlt wird. Besonders wichtig für den zukünftigen Besitzer: Das Land NRW hat zugesagt, Konzessionen für 15 Jahre zu erteilen, sodass in jedem Fall die Möglichkeit vorhanden sein sollte, mit den Spielbanken viel Geld zu verdienen.

Stationäres Glücksspiel bleibt attraktiv für Unternehmen

Obwohl der neue Glücksspielstaatsvertrag das Online-Glücksspiel in Luxemburg komplett legalisiert und auf ein sicheres Fundament stellt, bleibt das stationäre Glücksspiel attraktiv. Die entscheidende Voraussetzung für diese Behauptung ist allerdings, dass die Gesundheitskrise irgendwann vollständig gelöst wird. Solange es besondere Hygienevorschriften in Spielbanken und Spielhallen gibt, wird das stationäre Glücksspiel nur mit deutlichen Einschränkungen wirtschaftlich funktionieren. Auch in Luxemburg leiden gerade viele deutsche Spielbanken unter einem deutlichen Umsatzrückgang. Die Unternehmen, die im aktuellen Bieterverfahren beteiligt sind, setzen darauf, dass die Krise bald gelöst ist und das stationäre Glücksspiel wieder wie vorher funktionieren wird. Eigentlich sind stationäre Glücksspielanbieter gute Einnahmequellen für Unternehmen, denn der Bedarf nach Glücksspielen ist unabhängig von der wirtschaftlichen Lage hoch. Mit einer Gesundheitskrise hatte wohl in der Glücksspielbranche niemand ernsthaft gerechnet.

Das staatliche Unternehmen Westspiel hat nach aktuellen Schätzungen einen Wert von etwa 2,7 Milliarden Euro. Insofern kann das Land NRW auf eine hohe Einnahme durch den Verkauf hoffen. Zudem wird NRW auch in Zukunft durch Steuereinnahmen vom stationären Glücksspiel in den Spielbanken profitieren. Trotzdem gibt es Kritiker, die es lieber gesehen hätten, wenn der Staat die Spielbanken nicht in private Hände gegeben hätte. Allerdings stellt sich durchaus die Frage, warum gerade der Staat Glücksspiele betreiben soll. Ordnungspolitisch ist es definitiv sinnvoller, wenn der Staat sich auf die Regulierung beschränkt und den Geschäftsbetrieb den privaten Anbietern überlässt. Das ist zum Beispiel auch bei den Spielhallen und demnächst auch bei den Online Casinos der Fall. Die deutschen Spielbanken waren lange Zeit ein Ausnahmefall, doch in anderen Bundesländern sind die Spielbanken längst verkauft worden. Durch den Verkauf von Westspiel wird ein Ausnahmezustand hinsichtlich der Spielbanken abgeschafft, der in vielen anderen Ländern überhaupt nicht vorstellbar wäre. Oder glaubt beispielsweise jemand, dass der amerikanische Staat in Las Vegas Spielbanken betreiben würde?