Ulrik Bengtsson, der CEO von William Hill, sieht sein Unternehmen gut gerüstet für die nahe Zukunft. Trotz der aktuellen Gesundheitskrise, die auch William Hill stark getroffen hat, geht Bengtsson davon aus, dass sich das Geschäft langfristig positiv entwickeln wird. Aber zunächst geht es darum, die Krise gut zu überstehen. Ulrik Bengtsson ist seit September 2019 der CEO des britischen Glücksspielanbieters William Hill. Mit Sicherheit hätte sich Bengtsson einen etwas schöneren Start gewünscht. Im letzten Jahr sah sich William Hill gezwungen, 700 Wettbüros zu schließen, weil die Regulierung in Großbritannien das Geschäft zu unattraktiv gemacht hat.

Kein einfacher Start für Ulrik Bengtsson bei William Hill

Ulrik Begtsson William HillDoch als William Hill sich gerade aufmachen wollte, die dadurch entstandene finanziellen Verluste aufzuholen, begann die große weltweite Gesundheitskrise. Für William Hill waren die letzten Monate schwierig. Der Umsatz des Gesamtunternehmens ist zeitweise um über 50 Prozent eingebrochen. Immerhin war es möglich, mit den Online-Buchmachern und den Online Casinos sowie zum Teil auch mit Online-Pokereinnahmen zu generieren. Im Nachhinein ist es vielleicht sogar ein Glücksfall, dass die 700 Wettbüros geschlossen werden mussten, denn andernfalls wäre der Verlust noch höher ausgefallen in den letzten Monaten. Immerhin hat William Hill aber davon profitieren können, dass die britische Regierung etwa 80 Prozent der Gehälter der Mitarbeiter in den noch verbliebenen Wettbüros gezahlt hat. Somit konnte die finanzielle Belastung in diesem Bereich zumindest hinsichtlich der Personalkosten reduziert werden. Spätestens seit William Hill eine Kapitalerhöhung über die Ausgabe neuer Aktien durchgeführt hat, ist jedem Beobachter klar, dass der Glücksspielanbieter eine schwierige Phase durchläuft. Doch für Ulrik Bengtsson ist gerade die Kapitalerhöhung, die 224 Millionen Pfund in die Kassen gespült hat, ein wichtiger Grund, positiv in die Zukunft zu schauen.

Warum ist der Umsatz bei William Hill im ersten Halbjahr nicht weiter gesunken? Diese Frage wird sich der eine oder andere Sportwetten-Fan stellen, der William Hill vor allem als Buchmacher kennen. Doch der Glücksspielanbieter ist schon seit vielen Jahren sehr breit aufgestellt und hat auch zahlreiche Online Casinos im Portfolio. Die Online Casinos waren genauso wie Online-Poker nicht betroffen von der aktuellen Gesundheitskrise. Es ist sogar eher so gewesen, dass die Umsätze mit dem virtuellen Online-Glücksspielen nach oben gegangen sind, auch bei William Hill. Dadurch konnte das Unternehmen zumindest einen Teil der Verluste aus dem Sportwetten-Geschäft über die Online-Glücksspiele kompensieren. Zudem sind die Umsätze mit den Sportwetten nicht auf den absoluten Nullpunkt gefallen. Vielmehr gab es immer noch Sportwetten-Fans bei William Hill, die auf ein paar verbliebene Events getippt haben. Im März und im April gab es zum Beispiel in Schweden noch Amateurfußball. Viele Sportwetten-Fans nutzten plötzlich diese ansonsten eher uninteressanten Spiele für Wetten. In Weißrussland wurde noch sehr lange Fußball gespielt, als in allen anderen europäischen Ländern bereits der Spielbetrieb eingestellt war. Deswegen durfte sich der weißrussische Fußball über ein einmaliges Interesse seitens der Sportwetten-Fans freuen. Aber unter dem Strich ist William Hill hart getroffen worden durch den reduzierten Umsatz. Ein positives Geschäftsergebnis wird es in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht geben, auch wenn mittlerweile die Zahlen wieder halbwegs gut sind, da die Premier League, die Bundesliga, die Champions League und viele andere Wettbewerbe wieder laufen.

US-Markt bietet großes Potenzial für William Hill

In der Krise war der US-Markt für William Hill eine große Enttäuschung. Der britische Glücksspielanbieter ist mit dem Sportwetten-Geschäft schon seit einigen Jahren in den USA aktiv, unter anderem in New Jersey. Aber das Geschäft findet hauptsächlich in klassischen Wettbüros statt. Die Online-Buchmacher kommen erst langsam in den USA auf. Da aber bislang fast ausschließlich über Wettbüros Wetten vermarktet werden können, ist das Geschäft in den USA in der Krise um über 90 Prozent gefallen. Somit konnte der US-Markt nicht viel zum Gesamtumsatz beitragen. Aber in den nächsten Jahren soll sich das grundlegend ändern. Zum einen will William Hill deutlich mehr Wettbüros in den USA eröffnen. Zum anderen sollen aber auch die Online-Sportwetten ein deutlich höheres Gewicht bekommen. Einige Bundesstaaten haben schon die Voraussetzung dafür geschaffen, dass demnächst auch Online-Buchmacher auf breiter Front in den USA verfügbar sein werden. Auch für die Online Casinos sieht es mittlerweile gut aus. In einigen Bundesstaaten sind jetzt schon Casino-Spiele online verfügbar. William Hill hat den Anspruch, einen attraktiven Marktanteil in den USA zu erobern. Da das Unternehmen die nötigen technologischen und inhaltlichen Voraussetzungen mitbringt, sind die Erfolgschancen gut. Zudem hat die Kapitalerhöhung die finanziellen Möglichkeiten deutlich verbessert, speziell in der Krise. William Hill muss die geplante Expansion auf dem US-Markt nicht verschieben, da die nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind. Das ist für die künftigen Aussichten des Unternehmens ein wichtiges Signal.

Krise für Verbesserung der Effizienz genutzt

Laut Ulrik Bengtsson hat William Hill die aktuelle Gesundheitskrise genutzt, um das Unternehmen insgesamt schlanker und effizienter aufzustellen. In normalen Zeiten ist es nicht einfach, in einem Unternehmen Kostensenkungen durchzusetzen. Aber durch die große Krise war die Bereitschaft, ganz genau hinzuschauen, deutlich höher als üblich. Deswegen ist es William Hill in den letzten Monaten gelungen, viele wichtige Anpassungen durchzuführen. Bengtsson ist davon überzeugt, dass diese Anpassungen letztlich ein Erfolgsfaktor werden. Ein traditionsreiches Unternehmen wie William Hill tendiert dazu, unnötige Kostenfaktoren mitzuschleppen, die irgendwann das Gesamtergebnis beeinträchtigen. Aber in einer Krise gibt es dann auf die Möglichkeit, Ballast abzuwerfen und die Unternehmensstruktur zu optimieren. Unter anderem hat William Hill bekannt gegeben, dass die Filiale in Schweden geschlossen wird. Schon seit längerer Zeit wird darüber diskutiert, ob die Filiale in Schweden überhaupt noch nötig sei. Aber bislang gab es nie den äußeren Anlass, um die Schließung, von der immerhin 57 Mitarbeiter betroffen sind, umzusetzen. Doch durch die aktuelle Gesundheitskrise hat auch der letzte Kritiker innerhalb des Unternehmens verstanden, dass es enorm wichtig ist, William Hill für die Zukunft optimal aufzustellen. In den nächsten Jahren wird sich entscheiden, ob William Hill auch in den nächsten Jahrzehnten zu den großen Glücksspielanbietern gehören wird. Gerade in der Glücksspielindustrie gibt es keine Garantien. Es gibt viele aufstrebende Unternehmen, die gerne von den Fehlern der großen Konkurrenten profitieren. Allerdings zeigt sich auch in der Krise, dass gerade die großen Anbieter einige Vorteile haben, die sich langfristig auszahlen können.

Die Kapitalerhöhung, die William Hill 224 Millionen Pfund gebracht hat, ist ein strategischer Schritt, den nur ein großes Unternehmen mit Börsennotierung umsetzen kann. Für die vielen kleinen Unternehmen der Glücksspielindustrie ist es deutlich schwieriger, in der Krise willige Investoren zu finden. Der Aktienkurs von William Hill ist durch die Krise deutlich in den Keller gegangen. Aber mittlerweile hat sich die Aktie wieder ein Stück weit erholt. Doch nach wie vor sehen viele Finanzexperten in William Hill eine gute Investition. Der Kurs war in den letzten Jahren schon deutlich höher, doch vor allem durch die Schwierigkeiten auf den britischen Markt ist auch der Aktienkurs von William Hill unter Druck geraten. Sollte es William Hill gelingen, auf dem US-Markt erfolgreich zu sein, könnte sich das unmittelbar auf den Aktienkurs auswirken. Es gehört nicht viel Fantasie dazu sich vorzustellen, dass William Hill auf dem US-Markt mindestens genauso viel Geld verdienen kann wie in Europa. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber zumindest gibt es gute Gründe, in William Hill zu investieren. Für die ganz normalen Glücksspiel-Fans ist das wahrscheinlich aber eher keine interessante Sache. Viel spannender ist es, bei William Hill Sportwetten abzuschließen oder im William Hill Casino Roulette, Blackjack, Poker, Baccarat oder die zahlreichen Spielautomaten zu nutzen. Der britische Buchmacher William Hill ist in den letzten Jahren durch einige Wellenbewegungen gegangen. Aber nicht nur der CEO Ulrik Bengtsson ist davon überzeugt, dass es in den nächsten Jahren für William Hill nur nach oben gehen kann. Auch die Börsenanalysten sehen beim britischen Buchmacher viel Potenzial.