Wirecard ist ein Zahlungsdienstleister, der in den letzten Monaten mit einem gigantischen Skandal durch die Presse gegangen ist. Das deutsche DAX-Unternehmen wird wahrscheinlich komplett von der Bildfläche verschwinden. Auch viele Betreiber von Online Casinos haben die Dienste von Wirecard genutzt. Entsteht dadurch nun ein Problem? Das Geschäftsmodell von Wirecard ist recht einfach. Unternehmen konnten über Wirecard ihren Kunden viele verschiedene Zahlungsmethoden zur Verfügung stellen. Dafür musste das Unternehmen dann Gebühren bezahlen. Das ist kein neues oder exklusives Geschäftsmodell. Wirecard ist es allerdings gelungen, eine sehr attraktive Auswahl an Zahlungsmethoden und günstige Gebühren miteinander zu kombinieren. Darum war Wirecard in den letzten Jahren eines der erfolgreichsten Unternehmen in Luxemburg.

Wirecard als Zahlungsdienstleister für viele Branchen

WirecardDoch der aktuelle Skandal zeigt, dass nicht alles sauber gelaufen ist. Viele Experten gehen davon aus, dass Wirecard in den nächsten Monaten komplett zerschlagen wird. Die Marke Wirecard ist in jedem Fall beschädigt und es ist schwer vorstellbar, dass ein Konkurrent das Unternehmen aufkauft und dann unter dem gleichen Namen betreiben wird. Einzelne Teile des Unternehmens können allerdings für diverse Konkurrenten attraktiv sein. Es ist kein Zufall, dass Wirecard innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Unternehmen in Luxemburg geworden ist. Die genauen Hintergründe des Skandals sind nach wie vor unklar. Sicher scheint aber, dass sich einige Personen bereichert haben auf Kosten der Kunden. In Luxemburg findet gerade eine große Debatte darüber statt, ob die Wirtschaftsprüfer und die Aufsichtsbehörden versagt haben. Wenn diese beiden Parteien keine Fehler begangen haben, ist es wahrscheinlich nötig, Gesetze und Prüfungsverfahren zu ändern, um einen ähnlichen Fall wie Wirecard in Zukunft zu vermeiden. Allerdings wird es noch eine Weile dauern, bis der Wirecard-Skandal komplett aufgearbeitet worden ist.

Auch diverse Online Casinos haben Wirecard als Zahlungsdienstleister genutzt. Es ist nicht ganz klar, wie hoch der Anteil der Online Casinos ist, die Wirecard als Zahlungsdienstleister verwendet haben. Aber schon früh gab es Kritik daran, dass es relativ leicht war, bei Wirecard ein Konto zu eröffnen. Angeblich sollen viele Casino-Betreiber bei Wirecard ein Konto bekommen haben, die bei anderen Banken abgeblitzt sind. Ob das wirklich stimmt, lässt sich schwer abklären. Wahrscheinlich ist die Glücksspielbranche gut beraten, diese Thematik selbst aufzuarbeiten. Die Aufarbeitung könnte zum Beispiel von Glücksspielbehörden durchgeführt werden. In Malta, Großbritannien und Schweden sitzen fähige Kontrolleure, die sich auch das Wirecard-Thema ganz genau anschauen könnten. Die wichtigste Währung in Online Casinos ist Vertrauen. Gerade bei Einzahlungen und Auszahlungen ist es enorm wichtig, dass auch nicht der geringste Zweifel an der Zuverlässigkeit des Anbieters aufkommt. Wenn ein Online Casino mit einem Zahlungsdienstleister kooperiert, der nicht zuverlässig ist, wäre das ein großes Problem. Allerdings ist uns nicht bekannt, dass irgendein Casino durch die Kooperation mit Wirecard Endkunden geschadet hätte. Zum besseren Verständnis: Die Kunden von Wirecard sind Unternehmen. Wenn überhaupt irgendwo ein Problem entstanden sein könnte, dann bei den Unternehmen, die hinter den Online Casinos stehen. Doch aktuell gibt es viele Mutmaßungen, wenige Fakten. Es würde uns allerdings überraschen, wenn in der Casino-Branche ein nennenswerter Schaden entstanden wäre durch die Zusammenarbeit mit Wirecard.

Spielbankenverband für schärfere Kontrollen

Der Deutschen Spielbankenverband ist für eine deutlich schärfere Kontrolle von Online Casinos. Das sollte niemanden überraschen, denn die Online Casinos stehen in direkter Konkurrenz mit den Spielbanken. Mittlerweile gibt es sehr viele Glücksspiel-Fans, die lieber online in Live Casinos spielen, als den beschwerlichen Weg in die nächste Spielbank auf sich zu nehmen. Dieser Trend ist in den letzten Monaten durch die äußeren Umstände noch deutlich stärker geworden. Während die Spielbanken geschlossen waren, konnten die Online Casinos nicht nur Live-Dealer-Spiele, sondern auch Spielautomaten in großer Bandbreite zur Verfügung stellen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Otto Wulferding vom Deutschen Spielbankenverband dafür ist, die Zahlungsströme von und zu Online Casinos viel stärker zu kontrollieren als bisher. Am liebsten wäre es vielen Glücksspielgegnern, wenn Einzahlungen und Auszahlungen bei Online Casinos komplett verboten würden. Allerdings wäre das in der Praxis kaum umsetzbar, denn es gibt viele Zahlungsmethoden, die sich der Kontrolle des deutschen Staates entziehen. Beispielsweise gibt es derzeit keine Handhabe gegen Kryptowährungen wie Bitcoin. Aber der deutsche Staat hat, vertreten durch Niedersachsen, durchsetzen können, dass die Zahlungsmethoden PayPal und VISA in zahlreichen Online Casinos deutschen Kunden nicht mehr angeboten werden. Ob das wirklich ein Erfolg ist, ist auch unter Experten umstritten. Nur weil diese beiden Zahlungsmethoden nicht mehr verfügbar sind, bedeutet das noch lange nicht, dass die Glücksspiel-Fans nicht andere Zahlungsoptionen finden, die mindestens genauso gut funktionieren.

Die Bundesländer haben einen Kompromiss zum neuen Glücksspielstaatsvertrag ausgehandelt, der zu einer Legalisierung der Online Casinos führen könnte. Völlig sicher ist noch nicht, dass der Glücksspielstaatsvertrag in dieser Form in Kraft treten wird, denn noch fehlt die Ratifizierung. Wenn mehr als drei Bundesländer den Glücksspielstaatsvertrag nicht ratifizieren sollten, würde der mühsam ausgehandelte Kompromiss auf den letzten Metern scheitern. Sollte der Glücksspielstaatsvertrag allerdings in Kraft treten, bekämen die deutschen Glücksspiel-Fans ab dem 1. Juli 2024 die Möglichkeit geboten, in Online Casinos mit deutscher Lizenz zu spielen. Wenn es Casinos mit deutscher Lizenz geben sollte, wird es wahrscheinlich auch Casinos mit deutscher Lizenz geben, in denen die Zahlungsmethoden PayPal und VISA verfügbar sein werden. Alles andere wäre schwer nachvollziehbar. Ohne jeden Zweifel ist es wichtig, die Zahlungsströme von und zu Online Casinos zu kontrollieren. Allerdings geschieht das auch schon. Wichtige Glücksspielbehörden wie die Malta Gaming Authority und die UK Gambling Commission bekennen sich schon seit Jahren zu den europäischen Zielen im Kampf gegen Geldwäsche. Speziell die Malta Gaming Authority hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um kriminelle Aktivitäten im Rahmen von Online Casinos zu unterbinden. Wirecard ist ein Dienstleister, der in vielen verschiedenen Branchen genutzt worden ist. Insofern ist es ein wenig wohlfeil, auf die Casino-Branche zu zeigen. Alle Probleme, die mit Wirecard verbunden sind, gibt es somit in vielen verschiedenen Branchen. Nicht nur die deutsche Politik ist gut beraten, sich den Fall Wirecard ganz genau anzuschauen, um ähnliche Skandale in Zukunft zu vermeiden.

Regulierung der Online Casinos in Luxemburg wichtig

Die Kritik des Deutschen Spielbankenverbands ist im Kern richtig. Allerdings übersieht Otto Wulferding, dass es keine sinnvolle Idee ist, gegen bestimmte Zahlungsanbieter oder einzelne Online Casinos vorzugehen. Der Spielerschutz wird mit derartigen Maßnahmen nicht verbessert, da es immer andere Casinos gibt, die sich dem Zugriff der deutschen Behörden entziehen. Die meisten Glücksspiel-Experten befürworten die Schaffung eines attraktiven legalen Glücksspielmarktes, der von einer deutschen Glücksspielbehörde kontrolliert wird. Zumindest der zweite Teil könnte mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag umgesetzt werden. In Magdeburg soll eine deutsche Glücksspielbehörde entstehen, die das gesamte Online-Glücksspiel inklusive Online-Poker und Online-Sportwetten regulieren soll. Bei der Attraktivität des geplanten legalen Glücksspielmarktes ist Luxemburg hingegen weit hinter die Erwartungen der Branche zurückgefallen. Die deutsche Glücksspiel-Regulierung wird wahrscheinlich sehr streng ausfallen. Wenn es nicht im letzten Moment noch Änderungen am Glücksspielstaatsvertrag oder der Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrags geben sollte, müssen sich die deutschen Glücksspiel-Fans demnächst zum Beispiel damit auseinandersetzen, dass es ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Monat gibt, das für alle Glücksspielanbieter übergreifend gilt. Ob dieses Einzahlungslimit wirklich kommen wird, ist derzeit noch völlig unklar, da es große Probleme beim Datenschutz geben könnte. Auch das geplante Einsatzlimit von 1 Euro pro Spielrunde ist höchst umstritten.

Die deutschen Bundesländer haben einen Glücksspielstaatsvertrag geschaffen, der zum ersten Mal die Online Casinos, Online-Sportwetten und Online-Poker regulieren wird. Wenn die Regulierung angenommen wird von den Glücksspiel-Fans und ein großer Teil der Casino-Kunden in den Casinos mit deutscher Lizenz spielt, ist alles gut. Dann kann die deutsche Glücksspielbehörde durch entsprechende Maßnahmen dafür sorgen, dass die Zahlungsströme einwandfrei sind. Ein Problem entsteht aber dann, wenn sich viele Glücksspiel-Fans aufgrund der mäßigen Attraktivität der lizenzierten deutschen Casinos den Casinos zuwenden, die keine deutsche Lizenz haben. Dann hätte Luxemburg zwar eine Glücksspiel-Regulierung, die auf dem Papier unglaublich streng aussieht. Aber die Kontrolle der Zahlungsströme wäre nicht möglich und auch der Spielerschutz wäre alles andere als optimal. Die deutsche Glücksspiel-Regulierung für Online Casinos ist sehr umstritten und einiges spricht dafür, dass die Regulierung in irgendeiner Form scheitern wird. Aber vielleicht gibt es doch noch die große Überraschung und alle deutschen Glücksspiel-Fans spielen demnächst in Casinos mit deutscher Lizenz. Dann wäre es auch möglich, eine effektive Kontrolle der Zahlungsdienstleister, die in den Online Casinos genutzt werden, durchzuführen.