Das war keine Überraschung. Johann Graf, seines Zeichens Gründer und Inhaber des Novomatic-Konzerns, scheint die Nase voll zu haben. Zuerst die permanenten Streitereien mit den anderen Eigentümern und dann diese unsägliche Postenschacher-Affäre um den FPÖ-Mann und Ex-Finanzvorstand der Casinos Austria AG, Peter Sidlo, und die damit verbundenen Anschuldigungen, dass der Konzern sich „Politiker kaufen“ wollte. Jetzt reicht’s! „Die letzten sechs Monate haben gezeigt, dass klare Eigentümerstrukturen für erfolgreiches wirtschaftliches Agieren unerlässlich sind,“ gibt Novomatic in einer Pressemitteilung bekannt. Die 17,2 Prozent der Anteile, die Novomatic an der Casinos Austria AG (CASAG) hält, werden nun verkauft – und zwar an den tschechischen Mit-Anteilseigner Sazka. Damit hielte dann die Sazka-Group, die dem Milliardär Karel Komarek gehört, mehr als 55 % an dem teilstaatlichen Glücksspielunternehmen und das würde bedeuten, dass der größte Teil der Aktien fest in ausländischer Hand liegt. Komarek hat bereits der ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG), die mit 33,2 Prozent der Anteile der letzte, noch verbliebene Großaktionär neben Sazka ist, eine „langfristige strategische Partnerschaft“ angeboten. Allein der österreichische Staat wäre noch in der Lage, diesen Deal zu vereiteln. Sofern er es denn überhaupt will.
Novomatic | Der Rest ist nur noch Formsache
Die Behörden müssen diesen Verkauf zwar noch genehmigen, doch man kann aktuell davon ausgehen, dass es sich hierbei nur um einen Formalakt handelt. Das Vorkaufsrecht liegt gesetzmäßig bei den anderen Aktionären. Das heißt im Klartext: Novomatic muss auch der ÖBAG ein Angebot für die 17,2 Prozent der Anteile unterbreiten. Natürlich nicht irgendein Angebot, sondern den gleichen Preis wie der Sazka Group.
Die genaue Summe ist derzeit nicht bekannt, aber wenn man sich ältere Unternehmensbewertungen anschaut, dann muss es sich hierbei um einen sehr fetten Millionenbetrag in zweistelliger Höhe handeln. Sollte die Österreichische Republik tatsächlich mitbieten wollen, dann wäre sie dazu gezwungen, mehr Euros auf den Tisch zu blättern, als Sazka. So gesehen, könnte Karel Komarek den Preis ganz ungeniert noch weiter hochtreiben. Erschwerend hinzu kommt, dass die ÖBAG, die schließlich eine staatliche Holding ist, eine Beteiligung, die über 50 % liegt, nur dann eingehen darf, wenn dazu auch ein gültiger Regierungsbeschluss vorliegt. Und dass die Österreichische Regierung beschließt, sich mit Steuergeldern die Mehrheitsanteile an einem Konzern zu sichern, der Glücksspiel betreibt, scheint doch eher ausgeschlossen zu sein. Es sieht demnach gut aus für Komarek. Alles deutet darauf hin, dass die Sazka Group den Kampf um die Casinos Austria AG gewinnen wird.
Casinos Austria | Aktionärswechsel seit 2016
Im Jahr 2016 ging es los. Die meisten, der damaligen Privateigentümer veräußerten ihre Casinos Austria AG Aktien an den Novomatic-Konzern oder an die Sazka Group. Sie waren enttäuscht, denn in früheren Zeiten hatte es deutlich höhere Gewinne gegeben. Daher kam ihnen das Interesse der beiden Groß-Unternehmen an ihren Anteilen nur recht. Anfänglich hatte es den Anschein, als würde es zwischen der österreichischen Novomatic und der tschechischen Sazka zu einem regelrechten Wettkampf beim Erwerb der Aktien kommen. Allerdings gab es da ja auch noch das Kartellamt. Dieses untersagte der Novomatic kurzerhand ihre Anteile auf mehr als 50 % aufzustocken und verhinderte dadurch eine „österreichische Lösung“. Ungefähr 33 Prozent blieben im Besitz der Alpenrepublik, und da es bereits Novomatic-Beteiligungen an der Tochter Österreichische Lotterien gab, musste der Konzern sich mit seinen 17.2 Prozent begnügen.Die Sazka Group verschaffte sich hingegen 38 % der Anteile, und der Casinos Austria AG blieben nur noch einige Kleinaktionäre erhalten. Die, die an Komarek verkauften, waren die Donau Versicherung sowie einige Raiffeisen-Unternehmen, wie Uniga und Leipnik-Lundenburger, die durch ihren Raiffeisen Generalanwalt Walter Rothensteiner zuvor über viele Jahre den Präsidenten des Aufsichtsrats gestellt hatten. Zwar blieb er auch nach den Verkäufen auf seinem Posten, allerdings in der Position eines Vertreters des Bundes.
Zahlen und Fakten
Die Casinos Austria AG (CASAG) verzeichnete im Jahre 2018 einen Umsatz von 4,49 Milliarden Euro. Dazu muss gesagt werden, dass dabei der mit 3,9 Milliarden Euro größte Teil durch die Tochter Österreichische Lotterien erwirtschaftet wurde, an der die CASAG 73 % hält. Zu dieser Tochter gehören natürlich auch das noch immer sehr populäre „6 aus 45“ und Toto sowie die winwin-Video-Lotterien-Terminals und der Online Anbieter win2day.
In Österreich werden 12 Casinos von der CASAG betrieben, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 314 Millionen Euro einfuhren. Die Casinos Austria International setzte weltweit 150 Millionen Euro an insgesamt 6276 Spielautomaten und 534 Spieltischen um. Die CASAG ist darüber hinaus auch zu 53 % an dem Anbieter für Sportwetten tipp3 beteiligt. Von den Umsätzen blieb dem Unternehmen in 2018 ein Gewinn von 92,6 Millionen Euro, zu dem 2.650 Mitarbeiter in Österreich und 788 im Ausland beitrugen.
Und was wird nun aus Peter Sidlo?
Beobachtern der sogenannten Causa Casino und der Postenschacher-Affäre rund um den Finanzvorstand der CASAG war klar, dass diese Causa mit der Abberufung Sidlos durch den Aufsichtsrat noch nicht vorbei ist. Vorerst ist dem Unternehmen zwar geholfen, da nun die öffentliche Diskussion um diese Fehlbesetzung ein Ende hat, allerdings darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sich Peter Sidlo in seinem Amt nichts zu Schulden kommen ließ – besser gesagt: in seiner knapp viermonatigen Amtszeit. Darüber hinaus ist er im Besitz eines rechtsgültigen Vier-Jahres-Vertrags. Sofern die Casinos Austria AG einen Arbeitsrechtsprozess vermeiden will, wird sie Sidlo wohl oder über entschädigen müssen. Bei einer „normalen“ Entschädigung würde man von rund 50 Prozent seiner Ansprüche ausgehen. In diesem Fall müsste sich Peter Sidlo mit einem „Trostpreis“ von gut 800.000 Euro zufriedengeben.