Dank seriöser Betreiber wie dem Betsson Casino boomt der Sportwetten-Markt inzwischen auch im Internet. Die landbasierten Unternehmen tun sich zum Teil sehr schwer damit, den attraktiven Online-Angeboten etwas entgegenzusetzen und die Wettfreunde von ihren häuslichen Sofas in die Geschäftsstellen zu locken. Zudem hat sich den Köpfen vieler potentieller Wetter ein veraltetes Bild von sogenannten typischen Wettbüros manifestiert. Sie denken dabei an schummriges Licht hinter verdunkelten Scheiben, volle Aschenbecher und eine Luft zum Schneiden, in der sich zwielichtige Gestalten auch schon mal an den Kragen wollen. Dass das alles Unsinn ist und heutzutage nur noch in altmodischen Hollywood-Filmen vorkommt, beweist unter anderem ein Beispiel aus Siegen und Konstanz. Dort wird großer Wert auf die Gastronomie gelegt, bestätigt Geschäftsführer Dirk Jaser und betont, dass in seinem Wettbüro nicht geraucht werden darf. „Alles ist offen einsehbar, wir haben nichts zu verbergen. Im Gegenteil! Wir haben einen Außenbereich und tollen Kaffee und Kuchen,“ erklärt Jaser weiter. Er bemüht sich mit seinem Unternehmen sogar um eine familienfreundliche Präsentation. Hemmschwellen sollen abgebaut werden, ist sein Ziel, damit zukünftige Kunden nicht vom Betreten des Wettbüros abgehalten werden.  

Wachstum von fast 200 Millionen Euro

SportwettenSein Konzept scheint aufzugehen. Dirk Jaser – auch Jacky genannt - freut sich über immer mehr Kunden, die bei Fußball- Radsport, Golf- oder Tenniswetten ihr Glück versuchen. Am meisten los ist am Wochenende. Und wenn es dann auch noch um die ganz großen Highlights geht, hat er viel zu tun: “Bei Großevents wie Champions-League, WM- oder EM-Spielen haben wir richtig volle Hütte,” bestätigt er strahlend. Bei ihm läuft das Sportwettengeschäft sehr gut. Einen Grund dafür sieht er beispielsweise darin, dass häufig in den Halbzeitpausen von wichtigen Bundesligaspielen Sportwetten-Werbung geschaltet wird. Für 2018 wurden allein die Spieleinsätze (abzüglich der ausgezahlten Gewinne) auf über eine Milliarde Euro taxiert. Das entspricht einem Wachstum von fast 200 Millionen Euro im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Die Online Konkurrenz macht ihm aktuell keine Sorgen. Er baut auf sein Geschäfts-Konzept und vertraut darauf, dass seine Kunden auch weiterhin gern zu ihm kommen, etwas essen und trinken und einen kleinen wett-fachlichen Plausch mit Gleichgesinnten suchen.

Mehr Konzessionen für Sportwettenanbieter

Trotz des Booms ist die Rechtslage nach wie vor etwas undurchsichtig. Mittlerweile existieren einige Sportwettenabieter, die im europäischen Ausland – beispielsweise in Malta – ihre Lizenzen bezogen haben und in Luxemburg für ihre Angebote werben. Da die Bundesländer aktuell eine neue Fassung des Glücksspielstaatsvertrags erarbeiten, wird eingangs beschriebene Situation geduldet. Die Betreiber stehen unter einer “noch lückenhaften Aufsicht”, so Alexander Ellinghaus vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Bei ihm liegt die Zuständigkeit für das baden-württembergische Glücksspielwesen. Der alte, noch immer gültige Glücksspielstaatsvertrag aus dem Jahre 2012 erlaubt 20 deutsche Konzessionen für Sportwetten. ”Das führt zu der merkwürdigen Situation, dass es jede Menge Wettbüros gibt, diese aber gar keine deutsche Erlaubnis haben können,” sagt Alexander Ellinghaus weiter. Ab 2024 soll es keine begrenzte Konzessions-Anzahl mehr geben. Das wurde auf der Ministerpräsidentenkonferenz der Länder im diesjährigen März abgestimmt, in der Hoffnung, auch Sportwetten aus der juristischen Grauzone herauszuholen und den Markt einfacher kontrollieren zu können. Der neue Vertrag soll dann im Juli 2024 vorliegen.Zum Abschluss betont Alexander Ellinghaus noch: “Die großen Anbieter hätten lieber eine Erlaubnis. Sie tun nämlich in der Regel sehr viel, um die bestehenden Regeln einzuhalten, haben Sozialkonzepte, et cetera.”

Spielerkarten als Geschäftsmodell

Auch der Spielerschutz ist den Behörden natürlich ein großes Anliegen. Und wie sieht Dirk Jaser aus Singen die Situation? “Wir haben uns darüber viele Gedanken gemacht”, sagt er. Denn in seinem Wettbüro spielt der Spielerschutz ebenfalls eine große Rolle, versichert er glaubhaft. In seiner Firma hat er sogenannte Spielerkarten eingeführt, die jedem Wetter garantieren, dass er nicht mehr als höchstens 1.000,- Euro pro Monat ausgibt. Natürlich kann dieser Betrag – je nach Einkommen des Kunden – auch herab- oder heraufgesetzt werden. “Wir wollen ja nicht, dass hier jemand sein Haus und seinen Hof verspielt.” Und was Dirk Jaser davon hält, dass in unserer heutigen Zeit Sportwetten immer beliebter werden, erklärt er so: “Weil es einfach Spaß macht! Miteinander im Wettbewerb stehen: Das wird uns doch mit in die Wiege gelegt. Wenn man sich ein Spiel zusammen anschaut, wird dann ein echtes Gruppenevent daraus.”

Fakten für das Singener Stadtgebiet

Laut Gewerberegister existieren im Stadtgebiet von Singen derzeit sieben Geschäftsstellen von unterschiedlichen Wettanbietern. Dabei sind die Wettannahmestellen nicht mitgezählt, die an Werktagen Wetten vermitteln, allerdings keine Erlaubnis besitzen, auch Sportübertragungen zu zeigen.

Die Baunutzungsverordnung und der gültige Bebauungsplan regeln, ob ein Wettbüro zugelassen werden kann, oder nicht. Denn sie gelten noch immer als Vergnügungsstätten, für die eine gesonderte Konzeption notwendig ist. Achim Eickhoff, der Singener Stadt-Pressesprecher, schreibt in einer Mitteilung, dass sich die “…Vergnügungsstättenkonzeption als Steuerungsinstrument bewährt hat.” Darüber hinaus erläutert er: “Wir konnten große Teile der Gewerbegebiete, aber auch Bereiche in der Innenstadt von entsprechenden Nutzungen freihalten und diese dann für Gewerbe oder Einzelhandel zur Verfügung stellen. Nichtsdestotrotz haben Wettbüros die Möglichkeit, innerhalb der ausgewiesenen Zonen ihre Nutzung auszuüben.”