Russland hat neue Regeln beschlossen, die es den VPN-Anbietern in Zukunft unmöglich machen sollen, Zugang zu Online Casinos im Ausland zu gewähren. Einige VPN-Anbieter sollen sogar komplett geblockt werden, um den russischen Glücksspiel-Fans die Möglichkeit zu nehmen, in internationalen Casinos zu spielen.

Online CasinoNächste Stufe der Internetsperren in Russland

Russland verbietet die Nutzung von Online Casinos, die keine russische Lizenz haben. Da es jedoch schwierig ist für ausländische Unternehmen, in Russland eine Lizenz für Online-Glücksspiele zu bekommen, gibt es für die russischen Glücksspiel-Fans nur eine begrenzte Auswahl. Das gilt nicht nur für die klassischen Online Casinos, sondern auch für die Online-Buchmacher. Viele russische Glücksspiel-Fans nutzen deswegen einen VPN-Dienst, um die zahlreichen gesperrten Glücksspiel- und Sportwetten-Angebote aus dem Ausland nutzen zu können. Russland betreibt schon seit Jahren Sperrlisten, auf denen alle Inhalte, die illegal oder unerwünscht sind, untergebracht werden. Ähnliche Sperrlisten und zuletzt in der Schweiz diskutiert und waren vor einigen Jahren auch in Luxemburg ein großes Thema.

Die russische Telekommunikationsbehörde Roskomnadzor hat bekannt gegeben, dass in Zukunft neun VPN-Anbieter blockiert werden über die Sperrlisten. Das hat direkt zur Folge, dass die Kunden dieser VPN-Anbieter nicht mehr die Möglichkeit haben, Online-Glücksspiele und Online-Sportwetten zu verwenden. Da sich Russland die populärsten VPN-Anbieter ausgesucht hat, sind sehr viele Glücksspiel-Fans betroffen von der neuen Maßnahme. Ein VPN-Anbieter, Kaspersky Lab, hatte sich dazu bereit erklärt, eine neue Richtlinie in Russland umzusetzen, die es unter anderem verbietet, Zugang zu Online Casinos zu gewähren. De facto müssen die VPN-Anbieter sich dazu verpflichten, die Sperrlisten in Russland zu beachten. Damit ist der Sinn eines VPN-Angebotes aber ad absurdum geführt.

Online Casinos einfaches Ziel für Russland

Bei Online Casinos und Online-Sportwetten ist es für die russischen Behörden relativ leicht, restriktive Maßnahmen umzusetzen. Viele Menschen nutzen derartige Angebote überhaupt nicht und diejenigen, die gerne im Internet spielen oder Wetten abschließen, haben keine große Lobby in Russland. Zudem werden Glücksspielanbieter von vielen Menschen auch mit einer gewissen Skepsis betrachtet, sodass die Behörden keinen Gegenwind erwarten müssen. Allerdings ist die Umsetzung der neuen Richtlinie für VPN-Anbieter, die im Jahr 2017 beschlossen wurde, nicht nur in für den Kampf gegen Online-Glücksspiel gedacht. Viele Experten sehen in dieser neuen Richtlinie den Versuch, unerwünschte Inhalte noch stärker als bisher aus dem russischen Internet zu verbannen. Auch aus diesem Grund haben sich die jetzt betroffenen Unternehmen geweigert, die neuen Vorschriften zu befolgen.

In Russland wird es für ausländische Anbieter von Online-Diensten immer schwieriger. Die Online Casinos und auch die Online-Buchmacher mussten in den letzten Jahren diverse Repressionen erfahren. Mittlerweile meiden viele große Firmen den russischen Markt, um sämtliche Schwierigkeiten zu vermeiden. Aber nicht nur die Glücksspielanbieter sind betroffen durch neue Gesetze und Restriktionen. Selbst ein Internetgigant wie Google ist in das Kreuzfeuer der russischen Behörden geraten. Erst kürzlich musste Google eine Strafe bezahlen, weil Werbeanzeigen für Online-Glücksspiel in Russland angezeigt worden waren. Das zeigt eindeutig, dass die russischen Behörden gewillt sind, um jeden Preis das Online-Glücksspiel auszusperren.

Russland schließt die Online-Grenzen immer mehr

Die neue Attacke gegen die großen VPN-Anbieter gehört zum Kampf der russischen Regierung gegen die freie Presse. In den letzten Tagen hat der Fall des russischen Journalisten Iwan Golunow weltweit für Empörung gesorgt. Der Enthüllungsjournalist war wegen eines angeblichen Drogendelikts es festgenommen worden. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass es sich um fabrizierte Vorwürfe handelte. Aufgrund des großen öffentlichen Druckes in Russland und vielen anderen Ländern wurde Golunow schließlich freigelassen. Aber in den letzten Jahren sind viele andere Journalisten in Russland entweder in Haft gelandet oder aber auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Als Beispiel sei nur der Tod von Anna Politkowskaja genannt.

Wenn Russland sich gegen die VPN-Anbieter durchsetzt, und danach sieht es aktuell aus, wird es für die Opposition und die Journalisten in Russland noch schwieriger, Informationen aus dem Ausland zu bekommen. Zwar geht es offiziell im Moment nur um die Online Casinos und die Online-Buchmacher. Aber es wäre nach der Politik der letzten Jahre überraschend, wenn Russland das neue Instrument nicht auch nutzen würde, um andere Inhalte auszusperren. Die vermeintlich unabhängige Behörde Roskomnadzor hat sich in den letzten Jahren den Ruf erarbeitet, bei der Umsetzung von Restriktionen erstaunlich kreative Ideen zu entwickeln. Nicht nur für Glücksspiel-Fans wird Russland zunehmend unangenehm.