Was ist denn in Schweden los? Nach der erfolgreichen Regulierung des Online-Glücksspiels im Jahr 2019 stellt Schweden plötzlich fest, dass es trotzdem einen Glücksspiel-Schwarzmarkt gibt? Wie konnte das passieren? Und was kann Luxemburg von Schweden lernen, wenn ab Mitte 2024 Online Casinos lizenziert werden? Wir berichten aktuell die neuesten Nachrichten!

Glücksspiel-Regulierung in Schweden doch kein Erfolg?

Nach den Zahlen der schwedischen Glücksspielbehörde nutzen 91 Prozent der schwedischen Glücksspiel-Fans die lizenzierten Angebote. Es ist aber möglich, dass die offiziellen Zahlen zu positiv sind. Experten befürchten, dass etwa 30 Prozent der aktiven schwedischen Glücksspiel-Fans Angebote nutzen, die nicht in Schweden lizenziert sind. Doch selbst wenn nur neun Prozent den Umweg zum Glücksspiel-Schwarzmarkt nehmen, wäre das immer noch eine beträchtliche Anzahl. Immerhin hat der schwedische Glücksspielmarkt ein Volumen von etwa 1,2 Milliarden Euro. Experten, die sich unter anderem mit den Suchanfragen der schwedischen Glücksspiel-Fans bei Google intensiv beschäftigt haben, glauben, dass die schwedische Glücksspiel-Regulierung kein Erfolg ist. Unabhängig davon, ob die offiziellen Zahlen stimmen oder nicht: In jeder anderen Branche würden die Alarmglocken losgehen, wenn neun Prozent der Kunden auf dem Schwarzmarkt einkaufen würden. Doch in der Glücksspielbranche werden Erfolge offenbar anders definiert. In jedem Fall lohnt sich ein differenzierter Blick auf die schwedische Situation, insbesondere mit der geplanten deutschen Glücksspiel-Regulierung, die ab Mitte 2024 gelten soll. SchwedenWas hat Schweden gemacht? Seit dem 1. Januar 2019 gibt es in Schweden eine umfassende Regulierung für Online-Glücksspiel. Auch vorher gab es einen riesigen Markt, der jedoch von anderen Glücksspielbehörden reguliert wurde, zum Beispiel von der Malta Gaming Authority. Schweden hat sich dazu entschieden, eine Regulierung umzusetzen, die einige sinnvolle und einige weniger sinnvolle Elemente enthält. Sinnvoll ist zum Beispiel, dass es in Schweden möglich ist, eine Sperrliste zu nutzen. Jeder Glücksspiel-Fan kann sich freiwillig auf diese Sperrliste setzen lassen und darf dann von keinem lizenzierten Casino mehr als Kunde akzeptiert werden. Das ist eine Regelung, die sich relativ leicht umsetzen lässt und eine positive Wirkung hat. Allerdings lässt sich mit der Sperrliste nicht verhindern, dass die Glücksspiel-Fans, die auf der Liste stehen, nicht doch auf dem Schwarzmarkt nach attraktiven Angeboten suchen. Aber letztlich liegt das dann in der Verantwortung der Spieler. Immerhin ist durch die Sperrliste die Situation im Vergleich zu vorher deutlich besser geworden hinsichtlich des Spielerschutzes. Aber Schweden hat wahrscheinlich bei der Regulierung etwas übertrieben und deswegen ist es nicht gelungen, einen größeren Teil des Marktes in den legalen Bereich zu überführen.

Überregulierung in Schweden beim Glücksspiel?

Schweden macht es den Glücksspielanbietern nicht leicht. Die Steuern sind vergleichsweise hoch und es gibt unzählige Regeln, die eingehalten werden müssen. Vor allem in den ersten Monaten hat es diverse Probleme gegeben, die neue Regulierung umzusetzen. Zeitweise schien es, als hätte die schwedische Glücksspielbehörde ein bisschen den Überblick verloren. Mitunter war nicht ganz klar, was die Unternehmen mit schwedischer Lizenz überhaupt genau machen mussten, um den Anforderungen der Glücksspielbehörde zu genügen. Aber mittlerweile scheint dieses Thema zumindest weitgehend behoben zu sein. Doch die hohen Ansprüche für eine schwedische Lizenz sind vermutlich für einige Unternehmen nach wie vor ein Hinderungsgrund, den legalen Weg zu gehen. Die hohen Kosten für die Regulierung und die Steuern sind offensichtlich ein Anreiz, den Glücksspiel-Schwarzmarkt zu bevorzugen. Das kann niemand gut finden, der sich für ein vernünftig reguliertes Glücksspiel einsetzt. Aber das ändert nichts daran, dass nach wie vor viele Glücksspielanbieter in Schweden verfügbar sind, die sich nicht an die schwedische Regulierung halten. Diese Unternehmen haben den unrechtmäßigen Vorteil, dass sie deutlich attraktivere Glücksspiele zur Verfügung stellen können. In Schweden gibt es diverse Regulierungen, die umstritten sind. Beispielsweise dürfen die Glücksspielanbieter in Schweden nur einen einzigen Bonus zur Verfügung stellen. In der Praxis bedeutet das, dass es in den Online Casinos mit schwedischer Lizenz einen Willkommensbonus gibt und danach nie mehr ein Bonusangebot. Es ist völlig klar, dass die Anbieter, die sich nicht an die schwedischen Regeln halten, gerade an diesem Punkt viele Glücksspiel-Fans gewinnen können. Die Frage ist, ob mit der Beschränkung auf ein einziges Bonusangebot der Spielerschutz tatsächlich verbessert wird. Ganz sicher ist es so, dass es für die zahlreichen Glücksspiel-Fans, die es seit Jahren gewohnt sind, regelmäßig Bonusangebote zu nutzen, eine große Einschränkung ist, wenn plötzlich nur noch ein Willkommensbonus pro Casino verfügbar ist. An dieser Stelle könnte der schwedische Gesetzgeber leicht nachbessern und damit dafür sorgen, dass die Casinos mit schwedischer Lizenz deutlich attraktiver werden. Zudem sollte auch erforscht werden, ob es handfeste wirtschaftliche Gründe gibt, warum offensichtlich einige Unternehmen darauf verzichten, den legalen Weg zu gehen. Eventuell könnte eine Steuersenkung dazu führen, dass deutlich mehr Unternehmen den legalen Weg nutzen. An dieser Stelle können wir nicht klären, ob das ein sinnvoller Weg wäre, aber zumindest sollte Schweden prüfen, warum es nicht gelungen ist, den Glücksspielmarkt nahezu komplett in die Legalität zu überführen.

Wird die Situation immer schlechter?

Einige Experten glauben, dass die Situation auf dem schwedischen Markt seit der Einführung der Regulierung kontinuierlich schlechter wird. Wenn das stimmen sollte, könnte es sein, dass die Regulierung am Ende komplett scheitert. Falls wirklich jetzt schon wirklich nur noch 70 Prozent der Casino-Besucher im Netz legale Angebote nutzen, wäre das bereits ein fatales Signal. Wir können diese Zahl nicht überprüfen, aber es gibt einige besorgte Stimmen auf dem schwedischen Glücksspielmarkt, die andeuten, dass der legale schwedische Glücksspielmarkt nicht ganz so gut ist, wie die Behörden es gerne darstellen. Das Problem bei einem Glücksspiels-Schwarzmarkt ist, dass es sehr schwer ist, die Zahlen genau zu evaluieren. Aber zumindest sollte die schwedische Glücksspielbehörde dazu in der Lage sein, die Umsatzzahlen der letzten Monate auszuwerten. Wenn die Umsätze sinken, deutet das wahrscheinlich darauf hin, dass viele Kunden aus den legalen Casinos in den Glücksspiel-Schwarzmarkt abwandern. Sollte das der Fall sein müsste sich Schweden sehr genau überlegen, wie dieses Phänomen umgekehrt werden kann. Eine Regulierung, die große Teile des Marktes nicht erfasst, ist am Ende nicht viel wert. Nicht zuletzt werden die Unternehmen, die sich der Regulierung unterwerfen, erheblich benachteiligt, wenn es sehr viele Konkurrenten gibt, die deutlich freier sind bei der Zusammenstellung ihrer Angebote. Im ungünstigsten Fall ergibt sich eine selbstverstärkende Dynamik, wenn immer mehr Glücksspiel-Fans in Schweden den Glücksspiel-Schwarzmarkt im Netz bevorzugen.

Was kann Luxemburg von Schweden lernen?

Die schwedische Regulierung ist im Vergleich mit der Regulierung, die in Luxemburg geplant ist, sehr liberal. Das sollte jeden Glücksspiel-Fans in Luxemburg beunruhigen. Für Mitte 2024 ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag angekündigt. Mit diesem Glücksspielstaatsvertrag wird es zahlreiche neue Regeln für Online Casinos geben. Ein paar Beispiele: In Luxemburg soll es demnächst nicht mehr möglich sein, Tischspiele und Spielautomaten unter einem Online-Dach anzubieten. Kein Spieler soll mehr als 1.000 Euro pro Monat einzahlen können, und zwar insgesamt, nicht nur bei einzelnen Online Casinos. Der Höchsteinsatz pro Runde an einem Slot soll auf 1 Euro begrenzt werden. Die Liste geht noch weiter, aber schon an diesen Regelungen wird deutlich, dass es demnächst einen enorm großen Anreiz geben wird für Glücksspiel-Fans in Luxemburg, nicht die legalen Angebote zu nutzen. Auch in Luxemburg wird es ohne jeden Zweifel einen Glücksspiel-Schwarzmarkt geben. Wenn der deutsche Gesetzgeber die Vorstellung hat, dass es möglich sei, Online-Glücksspiele ohne deutsche Lizenzierung komplett auszusperren, ist das wahrscheinlich ein großer Irrtum. Viele Experten warnen davor, dass die deutsche Glücksspiel-Regulierung zu streng ausfallen wird. Die Leidtragenden werden am Ende vor allem die Glücksspiel-Fans sein, die vermutlich wieder einmal keinen vernünftig regulierten Glücksspielmarkt im Netz bekommen werden. Viele Jahre lang haben deutsche Politiker die Online-Glücksspiele in Sonntagsreden kritisiert. Aber zu einer Regulierung ist es nie gekommen, obwohl viele Experten genau das immer gefordert haben. Nun ist eine Regulierung beschlossen worden in Form des neuen Glücksspielstaatsvertrags, die vermutlich viel zu streng ausfallen ist. Eine Regulierung, die so streng ist wie die deutsche Glücksspiel-Regulierung ab Mitte 2024, wäre nur dann sinnvoll, wenn es möglich wäre, den Markt sehr strikt zu kontrollieren. Das ist jedoch bei neuen Online Casinos, deren Betreiber oft nicht einmal in der Europäischen Union beheimatet sind, nahezu aussichtslos. Um auch nur ansatzweise zu verhindern, dass demnächst viele Angebote auf dem dann neuen Glücksspiel-Schwarzmarkt in Luxemburg verfügbar sein werden, müsste die Politik mit sehr harten Bandagen kämpfen. Aber glaubt wirklich irgendjemand, dass zum Beispiel Internetsperren in Luxemburg irgendwann salonfähig werden? Dieses zu Recht umstrittene Instrument konnte bislang in Luxemburg nicht etabliert werden. In jedem Fall wird die Situation für deutsche Glücksspiel-Fans ab Mitte 2024 interessant werden. Vielleicht gibt es aber auch noch ein kleines Wunder und die zuständigen Bundesländer entscheiden sich dazu, doch noch Korrekturen vorzunehmen. Doch das ist vermutlich nur Wunschdenken.