Die erste Sperrliste für Online Casinos in der Schweiz ist veröffentlicht worden. Die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) und das Swiss Lottery and Betting Board (Comlot) haben Listen veröffentlicht mit Anbietern, die in der Schweiz nicht mehr aktiv sein dürfen und mit Internetsperren ausgeschlossen werden.

Neues Geldspielgesetz verbietet internationale Online Casinos

Internationale Casino-Betreiber dürfen nach dem neuen Geldspielgesetz nicht mehr in der Schweiz aktiv sein. Online Casinos dürfen nur noch von den Schweizer Spielbanken angeboten werden. Das neue Gesetz wird seit Mitte des Jahres umgesetzt. Bislang fehlte aber eine Sperrliste für Online Casinos, die nicht in der Schweiz verfügbar sind. Der Grund für die Sperrliste ist ganz simpel: Die Schweiz möchte Internetsperren einrichten, um die nicht zugelassenen Anbieter aus dem schweizerischen Internet komplett auszusperren. Es hat eine Weile gedauert, aber die ESPK und Comlot, die zwei zuständigen Regulierungsbehörden, haben nun schwarze Listen veröffentlicht, die als Basis für die Internetsperren dienen sollen. Internetsperren sind in Artikel 86 des neuen Geldspielgesetzes ausdrücklich vorgeschrieben. Mit einer DNS-Sperre soll verhindert werden, dass die Schweizer Glücksspiel-Fans die Seiten überhaupt aufrufen können. Das funktioniert in der Praxis aber nur dann, wenn die Internetnutzer sehr unbedarft sind und keine Suchmaschine nutzen können. Ansonsten ist es sehr leicht, eine DNS-Sperre zu umgehen. In der Praxis wird sich zeigen, ob die Internetsperren die gewünschte Wirkung haben. Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass viele Top-Anbieter aus Europa auf den Schweizer Sperrlisten der Schweizer Sperrliste gelandet sind.

Zu den bekanntesten Anbietern, die auf den beiden Listen von ESBK und Comlot stehen, gehören Interwetten und Unibet. Diese beiden Wettanbieter, die auch erstklassige Online Casinos haben, sind auch in Luxemburg sehr populär. Auf der Liste der ESBK stehen insgesamt 39 Domains. Comlot hat 65 Domains gelistet. Teilweise gibt es Überschneidungen, aber da nach dem Schweizer Geldspielgesetz beide Glücksspielbehörden zuständig sind, wurden die Listen individuell erarbeitet. Am Ende wird eine gemeinsame Liste generiert, die dann die endgültige Sperrliste sein soll. Die Internetsperren sind möglich, weil sich das Schweizer Volk in einem Volksentscheid für die aktuelle Gesetzgebung entschieden hat. Das ist eine zutiefst demokratische Entscheidung, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass es sich um eine vernünftige Entscheidung handelt. Es gibt zahlreiche Experten, die massiv Kritik üben an dem neuen Geldspielgesetz. Unter anderem wird argumentiert, dass es sich um eine Form von Zensur handele. Ungeachtet dessen wird die Sperrliste jetzt in Kraft treten. Die Schweiz hat sich für ein sehr restriktives Regulierungsmodell entschieden und viele internationale Beobachter schauen im Moment ganz genau hin, welche Auswirkungen das neue Geldspielgesetz hat. Auch in Luxemburg wird über eine neue Regulierung diskutiert und die Schweiz könnte zum Vorbild werden, wenn die neue Regulierung zu einem echten Erfolg wird. Aber ob das der Fall ist, darf zumindest bezweifelt werden.

Viele Anbieter sind bereits freiwillig gegangen

Nachdem das neue Schweizer Geldspielgesetz in Kraft getreten ist, haben sich viele Anbieter umgehend vom Markt verabschiedet und die Konten der vorhandenen Schweizer Kunden gekündigt. Dieser Effekt ist wahrscheinlich deutlich stärker als der Effekt durch die neue Sperrliste. Eine Sperrliste ist letztlich kein wirkungsvolles Mittel, denn mit ein wenig technischem Sachverstand ist es problemlos möglich, Internetsperren zu umgehen. Aber wenn die Anbieter keine Schweizer Kunden mehr nehmen, hilft das auch nicht. Eines ist jedenfalls sicher: Auf den beiden Listen der Schweizer Glücksspielbehörden sind längst nicht alle Sportwettenanbieter und Online Casinos, die in der Schweiz verfügbar sind, aufgelistet. Insofern dürfte es auch in Zukunft relativ leicht sein für Schweizer Glücksspiel-Fans, passende Anbieter außerhalb des eigenen Landes zu finden. Wie viele Schweizer von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden, lässt sich im Moment aber nicht abschätzen. In den nächsten Monaten wird es mit Sicherheit Untersuchungen und Studien zur Wirksamkeit des neuen Geldspielgesetzes geben. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es in der Praxis sehr schwierig ist, Sperren im Internet wirkungsvoll durchzusetzen. Aber vielleicht macht die Schweizer ganz andere Erfahrungen.

Ein großes Problem für die Schweizer Glücksspiel-Fans, die viele Jahre lang zahlreiche Online Casinos aus aller Welt nutzen konnten, ist das legale Glücksspielangebot. Derzeit gibt es nur zwei Online Casinos mit einer schweizerischen Lizenz. Das Grand Casino Luzern und das Grand Casino Baden haben Online Casinos geschaffen, die bislang allerdings nicht viel Grund zur Begeisterung geben. Die Angebote sind noch relativ klein und auch technisch nicht auf dem Level, den die Schweizer Glücksspiel-Fans bislang gewohnt waren. Im Vergleich mit den großen Online Casinos, die auf der neuen Sperrliste sind, sehen die legalen Angebote geradezu mickrig aus. Das ist ein wichtiger Punkt vieler Kritiker am neuen Geldspielgesetz. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass es ohne ein attraktives legales Angebot schwierig ist, die Nutzung von nicht zugelassenen Angeboten zu unterbinden. Die meisten Experten befürworten deswegen eine Legalisierung mit einer strengen, aber fairen Regulierung. Nur wenn das legale Angebot attraktiver ist als das nicht zugelassene Angebot, entscheiden sich die Glücksspiel-Fans konsequent für die legale Variante. Die Schweiz hat sich für ein komplett anderes Modell entschieden und ein möglicher Effekt könnte sein, dass viele Glücksspiel-Fans die legalen Angebote links liegen lassen und stattdessen Anbieter bevorzugen, die nicht in der Schweiz zugelassen sind, aber auch nicht auf der aktuellen Sperrliste stehen.

Schweizer Sperrliste als Vorbild für deutsche Casino-Regulierung?

Internetsperren lassen sich in Luxemburg nicht durchsetzen. Das hat sich in den letzten Jahren immer wieder gezeigt. Die grundsätzlichen Bedenken gegen dieses Instrument sind so umfassend, dass es praktisch ausgeschlossen scheint, dass irgendwann ein Glücksspielgesetz mit Internetsperren verabschiedet werden könnte. Natürlich kann sich der Wind irgendwann drehen und dann gibt es vielleicht auch in Luxemburg Internetsperren. Aber aus den bereits genannten Gründen sind diese DNS-Sperren nicht besonders wirksam. Die deutschen Bundesländer verhandeln aktuell darüber, ob Online Casinos in Luxemburg offiziell reguliert werden sollen oder nicht. Derzeit gibt es einen grauen Markt, aber keine deutsche Casino-Lizenz für Anbieter im Internet. Der deutsche Glücksspielmarkt ist wesentlich größer als der Schweizer Markt. Deswegen wäre es noch schwieriger, eine restriktive Regulierung durchzusetzen. Der deutsche Gesetzgeber wäre vermutlich gut beraten, nicht in die Schweiz, sondern nach Schweden zu schauen. Die Schweden haben es in diesem Jahr geschafft, eine neue Regulierung umzusetzen, die dank fairen, aber harten Gesetzen und einer starken Regulierungsbehörde die Qualität des Glücksspielmarktes innerhalb weniger Monate auf ein ganz neues Niveau gehoben hat. Übrigens gibt es auch in Schweden eine Sperrliste. Allerdings tragen sich auf dieser Sperrliste alle Spieler ein, die in Online Casinos gesperrt werden möchten. Das ist im Sinne eines wirkungsvollen Spielerschutzes eine wesentlich vernünftigere Sperrliste als die erste Sperrliste, die von den Schweizer Glücksspielbehörden veröffentlicht worden ist.