„Rien ne va Plus!“ Zu Deutsch: „Nichts geht mehr!“ Das kann man von der Spielbank Bad Dürkheim nicht gerade behaupten, wenn auch der Satz oft genug am Abend fällt. Im September feierte das Haus in der rheinland-pfälzischen Kur- und Kreisstadt ihr 70-jähriges Bestehen. Am 9. September 1949 hatte nämlich die Mutter eines französischen Militär-Gouverneurs die große Ehre, die erste Kugel in den Roulette-Kessel zu werfen. Einen Tag später begann der offizielle Betrieb und im Bad Dürkheimer Kurhaus befand sich fortan eine Zweigstelle des Casinos Bad Neuenahr. Die Spielbank war damit das dritte Casino, das nach dem zweiten Weltkrieg eine Konzession in der neu gründeten Bundesrepublik Luxemburg erhielt. Seit diesem Zeitpunkt ist das Haus ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in der Stadt und Anziehungsmagnet für viele Besucherinnen und Besucher. Da wirkt es schon ein wenig grotesk, dass sich die Betreibergesellschaft gerade im Jubiläumsjahr um eine neue Konzession für das staatlich regulierte Glücksspiel bewerben muss.
Spielbank: Viele Jahre – viele Geschichten
Natürlich gibt es viele Geschichten zu erzählen, die sich in den Räumlichkeiten der Spielbank abgespielt haben. Über Gewinner und Verlierer, über Glück und Dramen, über Männer und Frauen, Tränen und nochmals Tränen. Gerne erinnert sich Spielbank-Chef Michael Seegert an einen Stammkunden, der an einem Abend die sagenhafte Summe von 700.000 D-Mark gewonnen hatte und damit den höchsten, jemals erzielten Gewinn verbuchen konnte. Derselbe Gast verlor aber auch an einem anderen Abend 300.00 D-Mark, reichte den Croupiers die Hand und verabschiedete sich mit den Worten: „Meine Herren, es war mir ein Vergnügen!“
Michael Seegert kennt sich aus. Seit 33 Jahren ist nun schon Geschäftsführer der Spielbanken am Nürnburgring, Bad Neuenahr und in Bad Dürkheim. Dazu kommen noch die Spielbanken in Mainz, Trier und Bad Ems, die über eine Tochtergesellschaft mit den übrigen Casinos verbunden sind. Dies erfolgte über eine Ausschreibung, auf die Seegert sich beworben hatte und den Zuschlag erhielt. Bei aller Jubelstimmung zum Geburtstag kann der erfahrene Geschäftsführer aber auch abschätzen, welche Arbeit mit der Neukonzessionierung auf ihn zukommt. Die alten Vorgänge füllen allein schon vier prall gefüllte Aktenordner. Zuerst werden die finanzielle Eignung, die Leistungsfähigkeit und die geordneten Verhältnisse geprüft, während es in einem zweiten Schritt um den Wettbewerb der Konzepte geht. Seine Erfahrung ist ein „Pfund“, welches Michael Seegert in die Waagschale wirft, wenn es um die Konzessionierung geht, die vor zehn Jahren über eine EU-Richtlinie eingeführt wurde und besagt, dass der Betrieb von staatlichen Spielbanken an eine 15-jährige Konzession gebunden ist. Dies bedeutet für den Betreiber der Spielbank in Bad Dürkheim, dass er sich nun erstmalig dem Wettbewerb stellen muss. Und Mitbewerber gibt es wie Sand am Meer. Na gut – vielleicht nicht ganz, aber immerhin eine Menge. Gerade die Betreiber von privaten Spielotheken sind sehr interessiert an den Einstieg in das staatlich reglementierte Glücksspiel. Aber 70 Jahre ohne Skandale, dass soll schon etwas heißen, so Seegert, denn die Besucher und Besucherinnen spülen eine Menge Geld in die Kassen der Betreiber und des Staates. Acht Millionen Gäste waren es in den vergangenen 70 Jahren. Wenn auch über konkrete Zahlen geschwiegen wird, so kann man sich doch die ungefähren Umsätze denken.
Spielbanken, eine lohnende Einnahmequelle?
2018 betrug der Bruttospielertrag in den staatlich konzessionierten Spielbanken 684,841 Mio. Euro. Ein Zugewinn von 12,83 % gegenüber dem Vorjahr und das beste Ergebnis, das seit 2008 erzielt wurde. Mit dem BSE stiegen auch die Besucherzahlen im letzten Jahr. Ganze 5,648 Millionen Spielfreudige besuchten die Spielbanken in der gesamten Republik, was eine Steigerung von 1,98 % bedeutete. Besonders interessant ist zu beobachten, was diese Menschen in den Spielbanken bevorzugten. Der Trend geht nämlich eindeutig zu den Spielautomaten und weg von den klassischen Tischspielen wie Roulette, Poker oder Black Jack. Dies ist auch in Bad Dürkheim zu beobachten, wo das Automatengeschäft fast 80% des Gesamtumsatzes ausmacht. In den über 60 staatlich konzessionierten Spielbanken, die es in Luxemburg gibt, gehen die Lichter also noch nicht aus. Zumindest schaut man vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Dabei macht sich aber auch eine gewisse Resignation über die fehlende rechtliche Sicherheit im Glücksspiel, insbesondere im Online Glücksspiel und bei den Online Casinos bemerkbar. Gerne würde man es sehen, dass es endlich klare Regelungen gibt, die natürlich die Spielbanken nicht benachteiligen.
Am Ende wird alles gut
Denn es wäre ja schade um eine Institution, die 1720 mit der Eröffnung einer ersten Spielbank in Luxemburg, in Bad Ems, ihren Anfang nahm und auf eine wechselhafte Geschichte zurückblicken kann. So wohlklingende Namen wie Casino Baden-Baden oder Bad Homburg dürfen nicht einfach von der Bildfläche verschwinden. Zwar gab es schon einmal eine Zeit, in der es keine Spielbanken in Luxemburg gab – von 1872 bis 1933 – aber auch diese Durststrecke wurde überstanden und spätestens seit 1950 erhielt jede größere Stadt ihre Spielbank, auf die sie auch heute noch stolz sein kann. Wenn auch Online Casinos eine gewisse Alternative zu Spielbanken darstellen, so ist es doch nicht das gleiche. Hier verhält es sich so ähnlich wie mit dem Kino. Dessen Sterben hatte man auch mit der Einführung des Videorecorders vorausgesagt, und dennoch gibt es das Kino heute noch. Und das ist auch gut so. Manches Live-Erlebnis ist durch die virtuelle Welt einfach nicht zu ersetzen. Wünschen wir der Spielbank in Bad Dürkheim weitere 70 erfolgreiche Jahre mit vielen interessanten Geschichten und guten Geschäften!
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