Transparente Lootboxen? Was soll das sein? Und was haben Microsoft, Sony und Nintendo damit zu tun? Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt Hinweise, dass diese drei Hersteller von Spielkonsolen planen, demnächst die Spielehersteller dazu zu verpflichten, die Gewinnwahrscheinlichkeiten der Lootboxen anzugeben. Das wäre eine große Sache.
Lösung für wichtiges Lootbox-Problem?
Lootboxen haben im Moment schlechte Presse. Das liegt vor allem daran, dass es sich um glücksspielähnliche Spiele innerhalb von Videospielen handelt, die unter Umständen vielleicht auch gar nicht nur ähnlich, sondern sogar richtige Glücksspiele, wie es sie in Online Casinos gibt, sind. Darüber wird im Moment in vielen Ländern gestritten. Ein großes Problem ist: Niemand weiß so richtig, welche Gewinnwahrscheinlichkeiten eine Lootbox überhaupt hat. Zur Aufklärung: Eine Lootbox ist so etwas wie eine Schatztruhe, die verschlossen ist. Wenn der Spieler bezahlt, bekommt er mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Zugang zum Inhalt. Es ist aber nicht klar, was in der Lootbox ist. Die neuen Pläne von Microsoft, Sony und Nintendo sehen nach Angaben der Entertainment Software Association (ESA) vor, dass die Gewinnwahrscheinlichkeit jeder Lootbox angegeben werden muss vom Hersteller. Das wird es den Spielern leichter machen zu entscheiden, ob eine Lootbox eine sinnvolle Investition sein kann oder nicht. Man muss sich das vorstellen: Im Moment ist überhaupt nicht klar bei Lootboxen, mit welcher Chance es überhaupt zu einem Gewinn kommt!
Derzeit wird noch über die Details diskutiert, denn es gibt sehr viele unterschiedliche Varianten der Lootbox. Aber sicher ist eines: Die meisten Spieler werden sich über die zusätzliche Transparenz, die geschaffen werden soll, freuen. Im Moment können die Spieler einfach nur ausprobieren, ob eine Lootbox interessant ist oder nicht. Das Ergebnis ist dann immer, dass der Versuch funktioniert hat oder nicht. Das wäre alles kein Problem, wenn Spieler nicht für den Versuch bezahlen müssten. In der Regel müssen die Spieler echtes Geld einsetzen, meistens dann natürlich in Form einer Spielwährung. Aber auch da gibt es Unterschiede, sodass es wichtig sein wird, dass die neuen Regeln so gefasst sind, dass tatsächlich alle Lootboxen erfasst werden. In jedem Fall ist es der richtige Weg, dass die größten Konsolenhersteller neue Regeln schaffen für alle Spielehersteller. Wenn sich nur einzelne Hersteller dazu verpflichten würden, die Regeln umzusetzen, wäre das zum einen vielleicht ein Wettbewerbsnachteil. Zum anderen hätten die Kunden aber auch das Problem, dass es sehr unterschiedlich regulierte Lootboxen auf dem Markt gäbe. Wenn alle großen Konsolenhersteller die gleiche Politik bei Lootboxen verfolgen, kann kein Spielehersteller sein eigenes Ding machen.
Auch Spielehersteller unterstützen neue Transparenz
Laut Entertainment Software Association (ESA) sind nicht nur die Konsolenhersteller von der neuen Transparenz-Idee begeistert. Es gibt auch einige renommierte Spielehersteller, die sich dafür aussprechen, die Lootbox-Regeln zu verändern und zu vereinheitlichen. Dazu gehören unter anderem Take-Two Interactive, Bandai Namco Entertainment, Bethesda, Bungie, Microsoft, Nintendo, Sony Interactive Entertainment, Activision Blizzard, Ubisoft, Wizards of the Coast, Warner Bros. Interactive Entertainment und Electronic Arts. Das ist eine eindrucksvolle Liste, die fast alle großen Spielehersteller umfasst. Diese Firmen scheinen verstanden zu haben, dass es auf lange Sicht keine gute Idee ist, mit problematischen Lootboxen ständig schlechte Presse zu bekommen. Wenn die Regeln ein bisschen verändert werden und die Transparenz erhöht wird, kann das dazu führen, dass die Lootboxen deutlich besser angenommen werden. Transparenz kann allerdings nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Zwar ist es in jedem Fall lobenswert, dass diese Anstrengung nun unternommen wird. Aber Transparenz ist am Ende nur dann etwas wert, wenn das Produkt auch fair und kundenfreundlich ist. Zumindest bei einigen Varianten der Lootbox dürfen diesbezüglich Zweifel angemeldet werden. Eine positive Sache ist in jedem Fall, dass die neuen Regeln nicht nur für neue Games, sondern auch für alle Updates von alten Games gelten sollen. Somit werden früher oder später die Transparenz-Regeln für alle Spiele gelten.
Damit die Lootboxen eine bessere Akzeptanz finden, wäre es wichtig, klare Regeln vorzugeben, wie eine Lootbox aussehen darf. Möglicherweise müsste man sich auch einmal die Frage stellen, ob es überhaupt nötig ist, Lootboxen in Videospiele einzubauen. Vielleicht wird der eine oder andere Gesetzgeber in Europa schon bald Fakten schaffen und zumindest bestimmte Varianten der Lootbox komplett verbieten. Den Spieleherstellern und den Konsolenherstellern ist nicht entgangen, dass es in manchen Ländern diese Tendenzen gibt. Die aktuelle Transparenz-Initiative muss in diesem Zusammenhang gesehen werden. Wenn transparente Lootboxen dann auch noch so gestaltet sind, dass auch jugendliche Spieler diese Spielelemente bedenkenlos nutzen können, wäre alles bestens. Aber ganz so weit ist die Industrie wahrscheinlich noch nicht. Doch zumindest unter Experten scheint mittlerweile ein Konsens darüber vorzulegen, dass zum Beispiel Lootboxen, die zwingend genutzt werden müssen, um das Spielziel zu erreichen, problematisch sind. Die Industrie könnte mit einem Verbot dieser speziellen Lootboxen wahrscheinlich noch mehr erreichen als mit der lobenswerten Transparenz-Initiative. Man wird sehen, ob Microsoft, Sony, Nintendo und die diversen Spielehersteller auch noch diesen Weg einschlagen werden. Einstweilen ist es aber positiv zu bewerten, dass man offensichtlich in der Glücksspielbranche verstanden hat, dass unschöne Probleme entstehen werden, wenn die Lootboxen nicht besser reguliert werden.
Wie unterscheiden sich Lootboxen und Casino-Spiele?
Glücksspielähnlich? Oder doch ein echtes Glücksspiel? Bei der Beantwortung dieser Frage können sich Experten die Köpfe heiß reden. In erster Linie handelt es sich um eine juristische Frage, auch wenn das vielleicht nicht besonders sexy ist. Aber sowohl in Luxemburg als auch in anderen Ländern muss zunächst geklärt werden, ob Lootboxen Glücksspiele im juristischen Sinne sind. Wenn das der Fall sein sollte, müssten die gleichen Regeln gelten wie für alle anderen Glücksspiele. Eine direkte Folge wäre, dass die Anbieter dringend darauf achten müssten, dass die Spiele Jugendlichen nicht verfügbar gemacht werden. Bei den Videospielen wäre das deutlich schwerer als zum Beispiel bei den Spielautomaten in Online Casinos. Im Moment deutet jedoch vieles darauf hin, dass Lootboxen von deutschen Juristen nicht als Glücksspiele im Gesetzessinne betrachtet werden. Das liegt unter anderem daran, dass es mit Lootboxen nicht möglich ist, direkt Geld zu gewinnen. Aber die Bewertung ist schwierig und deswegen kann es gut sein, dass irgendwann Gerichte entscheiden müssen, was Lootboxen wirklich sind. Wenn es um Jugendschutz geht, sind Lootboxen in jedem Fall problematischer als alle Online-Glücksspiele, denn Casino-Betreiber, die online Spielautomaten und andere Games anbieten, achten sehr strikt darauf, dass nur Erwachsene zum Zug kommen, wenn echtes Geld eingesetzt wird. Genauso sollte es eigentlich auch bei Lootboxen sein.