UK Gambling Commission hat in einer Pressemitteilung erklärt, dass die FIFA-Lootboxen, die seit einiger Zeit in der Kritik stehen, kein Glücksspiel seien. Das sehen viele Experten anders, aber die UKGC hat zumindest bedenkenswerte Argumente, die diskutiert werden sollten.

Lootboxen in FIFA – was geht ab?

Lootbox GewinnLootboxen sind virtuelle Schatztruhen, in denen Items zu finden sind, die für das Spiel nützlich sein können. Das Prinzip ist ganz einfach: Der Spieler kauft sich den Zugang zu einer Lootbox und darf sich dann überraschen lassen, was in dieser Box enthalten ist. Auch bei FIFA 19 gibt es die Möglichkeit, im Ultimate Team Modus Lootboxen zu kaufen. In diesen Boxen sind unter anderem auch Spieler. Da die Lootboxen nach dem Zufallsprinzip funktionieren und der Spieler Geld investieren muss, ist es zumindest verständlich, dass viele Beobachter diese Form des Spiels für ein Glücksspiel halten. Aber die UK Gambling Commission sieht das anders, denn für ein Glücksspiel müsste der Preis echtes Geld sein oder ein Gegenstand, der einen echten Geldwert habe. Nur dann würden Lootboxen unter das Glücksspielgesetz fallen. Das ist eine interessante Begründung, die allerdings wahrscheinlich nicht ganz so stichhaltig ist, wie es im ersten Moment scheint. Denn die Gegenstände, sprich die Spieler, die ein Spieler bei FIFA 19 mit den Lootboxen gewinnen kann, sind echtes Geld wert. Es gibt einen Markt für diese Spieler, der sehr real ist. Somit ist es möglich, mit lukrativen Lootboxen genauso wie in modernen Online Casinos Geld zu gewinnen, wenn auch auf einem kleinen Umweg.

Wenn ein FIFA-Zocker einen Spieler zu Geld machen will, kann er diesen für Coins im Spiel verkaufen. Die Coins können auf einschlägigen Börsen verkauft werden. Angesichts dieser Möglichkeit, die allerdings nicht vom Spielehersteller zur Verfügung gestellt wird, ist es relativ schwer nachvollziehbar, wie die UK Gambling Commission auf die Idee kommen kann, dass Lootboxen kein Glücksspiel sind. Noch klarer wäre die Situation nur, wenn Geld in den Lootboxen zu finden wäre. Aber darauf verzichtet der Spielehersteller EA Sports natürlich. Brad Enright von der UK Gambling Commission weiß das und weist darauf hin, dass EA Sports schon seit langem versuche, derartige Börsen zu stoppen. Ob das aber ein ausreichender Grund ist, Lootboxen nicht als Glücksspiel zu bezeichnen, muss doch zumindest bezweifelt werden. Fakt ist: Es ist möglich, die Gewinne aus den Lootboxen zu echtem Geld zu machen. Nur das sollte eigentlich bei der Bewertung zählen. Die belgische Glücksspielkommission hat genau diese Argumentationskette zuletzt präsentiert, um Lootboxen zu verbieten. Dass gerade die UK Gambling Commission, die zuletzt beim Online-Glücksspiel und bei den Sportwetten strenger und strenger geworden ist, ist mehr als erstaunlich.

Ist Gesetzgebung das eigentliche Problem?

Nach den Aussagen der UK Gambling Commission zu den Lootboxen in FIFA 19 sieht es so aus, als sei die Definition von Glücksspiel in den britischen Gesetzen zu eng gefasst. Wenn man einem unbedarften Mitbürger erklären würde, was ein Glücksspiel ist und danach erklären würde, was Lootboxen sind, würde dieser wohl kaum auf die Idee kommen, dass es sich nicht um ein Glücksspiel handele. Aber der gesunde Menschenverstand scheint an dieser Stelle nicht viel zu zählen, was auch nachvollziehbar ist, wenn es echte juristische Gründe gibt. Alles andere wäre ein kleiner Skandal, denn die UK Gambling Commission hat den Auftrag, Spieler zu schützen. Gerade bei einem Spiel wie FIFA 19 sind viele Spieler minderjährig, sodass ein besonderer Schutz notwendig ist. Nur ein Beispiel: Es ist überhaupt kein Problem, Werbung für FIFA 19 auf allen Kanälen zu machen. Wenn es hingegen um Werbung für Online Casinos, Spielhallen, Spielbanken, Spielautomaten oder Sportwetten geht, gibt es restriktive Beschränkungen in Großbritannien. Ähnlich ist die Situation übrigens auch in Luxemburg und vielen anderen Ländern.

Zum Schutz von Minderjährigen wäre es mit Sicherheit keine schlechte Idee, Lootboxen als Glücksspiele zu bewerten. Dann wäre es zumindest machbar, den Jugendschutz deutlich zu verbessern. Die Frage ist aber, ob Lootboxen überhaupt in Computerspielen vorhanden sein müssten. Derzeit findet überhaupt keine Kontrolle dieser speziellen Spiele-Inhalte statt. In Luxemburg wird zum Beispiel viel Aufwand betrieben, um die Altersfreigabe bei Videospielen sinnvoll zu gewährleisten. Vielleicht wäre es eine gute Idee, die Altersfreigabe auch an die Existenz von Lootboxen zu koppeln. Doch weder in Großbritannien noch in Luxemburg scheint es derzeit Bemühungen seitens der Politik zu geben, dieses Problem zu lösen. Die UK Gambling Commission hat sich einen schlanken Fuß gemacht und mit dem Hinweis auf die aktuelle Gesetzgebung entschieden, dass sie nicht zuständig sei. Das kann man den Verantwortlichen in der Kommission sicher nicht vorwerfen. Aber es wirft ein etwas seltsames Licht auf die britische Politik, die seit Jahren damit beschäftigt ist, den Casino-Betreibern und Buchmachern das Leben schwerzumachen mit immer neuen Restriktionen. Währenddessen kann die Computerspiel-Industrie eine Form des Glücksspiels entwickeln, die nicht einmal offiziell ein Glücksspiel ist. Vielleicht hat EA Sports auch einfach nur sehr clevere Anwälte.