Letzte Woche hat die spanische Polizei bei einer großen Razzia an vier Orten zugleich Verdächtige in einem neuen Wettskandal festgenommen. Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht Raúl Bravo, der viele Jahre lang als Verteidiger für Real Madrid gespielt hat. Die Vorwürfe der Ermittler sind erheblich.

BarcelonaSpanische Polizei macht Razzia gegen Wettmanipulation

Nach monatelangen Ermittlungen gelang die spanische Polizei letzte Woche ein großer Schlag gegen die Wettmafia. Bei einer Razzia in Coruña, Málaga, Valladolid und Madrid wurden mehrere Fußballer der Top-Liga festgenommen. Auch Ex-Fußballer gingen den Ermittlern ins Netz. Die aktiven Fußballer, die von der Polizei aufgegriffen wurden, sind Ínigo López Montana von Deportivo La Coruna, Borja Fernández von Real Valladolid und Samuel Saiz Alonso vom FC Getafe. Bei diesen Fußballern handelt es sich nicht um die großen Top-Stars, aber immerhin handelt es sich durchweg um Spieler der Primera Division. Doch die größte Nachricht war, dass Raúl Bravo, der ehemalige Verteidiger von Real Madrid, hinter der gesamten Wettmanipulation stecken soll.

Alle Verdächtigen wurden festgenommen und verhört. Es ist nicht bekannt, ob die Fußballer Aussagen gemacht haben. Allerdings sind mittlerweile alle Spieler auf freiem Fuß. Nur Raúl Bravo ist weiterhin in Untersuchungshaft. Das deutet darauf hin, dass die Ermittler handfeste Beweise gegen den Ex-Spieler von Real Madrid in der Hand haben. Ansonsten würde ein spanisches Gericht einer längeren Untersuchungshaft nicht zustimmen. Dem ehemaligen Top-Spieler und den anderen beteiligten Fußballern wird vorgeworfen, an Geldwäsche und Korruption beteiligt gewesen zu sein. Die Beweislage muss erdrückend gewesen sein, denn üblicherweise ist die spanische Justiz eher zurückhaltend, wenn es um Sportstars geht.

Zweitliga-Partie als Startpunkt der Ermittlungen

Im letzten Jahr spielte der SD Huesca gegen Nàstic in der zweiten spanischen Liga. Außer für die Fans der beiden Clubs war das keine besonders aufregende Partie. Der katalanische Club Nàstic gewann das Spiel mit 1:0, doch es gab einige seltsame Vorkommnisse im Spiel. Das veranlasste den Vorsitzenden der Liga, Javier Tebas, Anzeige zu erstatten, um eine Ermittlung wegen Spielmanipulation in die Wege zu leiten. Die spanische Polizei muss diese Ermittlungen mit großer Akribie betrieben haben, denn ansonsten wäre es nicht möglich gewesen, die Razzia in der letzten Woche zu machen. Besonders dramatisch beim aktuellen Wettskandal ist, dass zum ersten Mal in Spanien Spieler beteiligt sind, die in der ersten Liga spielen oder gespielt haben. Es wird spannend sein, mehr über die Motivation der mutmaßlichen Täter zu erfahren.

Experten gehen normalerweise davon aus, dass die Spieler in den Top-Ligen Europas nicht besonders anfällig sind für Manipulationen. Selbst durchschnittliche Spieler verdienen Beträge, die mit auch mit ambitionierten Wettmanipulationen nicht übertroffen werden können. Aber manchmal gibt es Situationen, in denen Spieler in Geldnot geraten und aus diesem Grund empfänglich sind für entsprechende Angebote. Der aktuelle Fall ist darüber hinaus interessant, weil mit Raúl Bravo ein ehemaliger Top-Fußballer im Zentrum der Ermittlungen steht. Wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre das eine ganz neue Klasse von Wettbetrug im europäischen Spitzenfußball. Auch in Luxemburg werden sich in Zukunft die Bundesliga-Verantwortlichen fragen lassen, ob den deutschen Top-Spielern Wettmanipulationen zuzutrauen wären.

Sportwetten stehen unter ständiger Kontrolle

Mittlerweile gibt es umfassende Systeme, mit denen Wettmanipulationen frühzeitig aufgedeckt werden können. Es wird aber unter Experten diskutiert, wie effizient diese Systeme tatsächlich sind. Beim neuen spanischen Wettskandal wird es interessant sein zu sehen, in welcher Form die Manipulation stattgefunden hat. Allem Anschein nach haben die Warnsysteme nicht angeschlagen. Erst durch die konkreten Ermittlungen aufgrund eines konkreten Verdachts kam es letztlich zur Aufdeckung der Taten. Noch hat die spanische Staatsanwaltschaft keine Anklage erhoben. Aber aufgrund der gesamten Vorgehensweise ist davon auszugehen, dass genügend Beweise vorliegen, um die Täter vor Gericht zu bringen. Die spanischen Gerichte gehen oft erstaunlich milde mit Sportlern um. Ob das auch für Betrüger gilt, wird sich eventuell zeigen, wenn es zum Verfahren kommt.

Spanien hat einen regulierten Markt für Sportwetten und Online Casinos, aber das dürfte im aktuellen Fall keine Rolle gespielt haben. Manipulierte Wetten sind immer möglich, denn wenn es nicht möglich wäre in Spanien Sportwetten zu platzieren, würden Kriminelle die Wettangebote in anderen Ländern nutzen. Vielmehr ist es so, dass durch die umfassende Regulierung des Sportwetten-Marktes eine bessere Kontrolle möglich ist. Die Aufsichtsbehörden werden sich genau anschauen, ob es Lücken im System gibt, die verhindert haben, dass der aktuelle Wettskandal nicht schon früher aufgedeckt wurde. Für die Romantiker unter den Fußballfans sind die aktuellen Vorgänge in jedem Fall erschütternd.