Pontus Lindwall, der CEO des schwedischen Glücksspielanbieters Betsson, hat sich in einem Interview zur schwierigen Situation des Unternehmens in Schweden geäußert. Dabei erhält Pontus Lindwall sich nicht zurück mit Kritik an der schwedischen Politik und der schwedischen Glücksspielbehörde Spelinspektionen. In den letzten Monaten hat Schweden für viel Kopfschütteln bei Glücksspielexperten gesorgt. Die Politik hat auf dem Höhepunkt der Krise Einzahlungslimits und Bonusgrenzen für die schwedischen Online-Glücksspielanbieter geschlossen. Diese Limits sind aber erst im in Kraft getreten. Zu diesem Zeitpunkt wurden in anderen Ländern bereits ähnliche Begrenzungen für Online-Glücksspielanbieter wieder zurückgenommen. Doch das ist nur ein Kritikpunkt, den Pontus Lindwall im aktuellen Interview anspricht.

Lindwall deutliche Kritik an Einzahlungslimits und Bonusgrenzen

Pontus Lindwall BetssonAus Sicht des Vorstandsvorsitzenden von Betsson ist die gesamte schwedische Glücksspiel-Regulierung auf einem schlechten Weg. Auf der einen Seite gibt es eine starke Opposition gegen das Glücksspiel in der schwedischen Regierung. Auf der anderen Seite ist die schwedische Glücksspielbehörde Spelinspektionen, die sich jeder offenen Diskussion mit den Glücksspielanbietern laut Pontus Lindwall verweigert. Das ist eine schwierige Gesamtsituation, die langfristig dazu führen kann, dass die gesamte Glücksspiel-Regulierung für Online-Anbieter scheitert. Ein Grund dafür ist laut Lindwall, dass Schweden erst seit Anfang 2019 Online Casinos und andere Glücksspielangebote im Internet überhaupt reguliert. Die schwedische Glücksspielbehörde existiert zwar schon lange, aber mit dem Online-Glücksspiel gibt es keine Erfahrungswerte. Aktuell sieht Pontus Lindwall das Ziel der schwedischen Glücksspiel-Regulierung, 90 Prozent des Marktes bis 2024 zu kanalisieren, in großer Gefahr. Wenn die Politik und die Glücksspielbehörde nicht grundlegend anders aufgestellt würden, könnte es auch passieren, dass Betsson irgendwann den schwedischen Markt aus wirtschaftlichen Gründen verlassen müsste. Für Betsson ist es ein großes Problem, dass die schwedische Glücksspiel-Regulierung nicht verlässlich ist. Das erklärt Pontus Lindwall sehr ausführlich im aktuellen Interview. Besonders schwierig ist die Situation bei Geldstrafen, die in den vergangenen Monaten zunehmend verhängt worden sind, auch gegen Betsson. Das grundsätzliche Problem sei, dass überhaupt keine Kommunikation hinsichtlich dieser Problematik mit der schwedischen Glücksspielbehörde stattfinde. Die Anbieter bekommen plötzlich ein Schreiben von der Glücksspielbehörde mit dem Hinweis, dass ein Verstoß stattgefunden habe und deswegen eine Zahlung erfolgen müsse. Dabei ist in vielen Fällen laut Pontus Lindwall überhaupt nicht klar, ob es sich überhaupt um einen Verstoß handele. Aber die Möglichkeiten, sich gegen die Beschlüsse der schwedischen Glücksspielbehörde zur Wehr zu setzen, seien begrenzt. Aus Sicht von Pontus Lindwall ist es ein großer Fehler, dass die Glücksspielbehörde sich nicht stärker mit den Anbietern auseinandersetzt. Die fehlende Erfahrung im Bereich der Online-Glücksspiele sei ein riesiges Problem. Die zuständigen Mitarbeiter der Glücksspielbehörde hätten vor allem in Detailfragen oft nicht die nötige Fachkenntnis, um eine faire Beurteilung durchzuführen. Das ist starker Tobak, denn letztlich wird damit die Kompetenz der schwedischen Glücksspielbehörde in Frage gestellt. Angesichts der zum Teil doch erstaunlichen Geldstrafen, die in den letzten Monaten gegen diverse Unternehmen der Glücksspielbranche verhängt worden sind, ist es allerdings nachvollziehbar, dass mittlerweile viele Unternehmen äußerst vorsichtig sind. Das größte Problem ist, dass niemand so ganz genau zu wissen scheint, wann ein Verstoß erfolgt. Das ist ein unhaltbarer Zustand auf einem regulierten Markt.

Weit gefasste Regulierung sorgt für Unsicherheit

Betsson ist in vielen Jurisdiktionen mit Sportwetten und Glücksspiele online vertreten. Aber laut Pontus Lindwall gibt es keine andere Jurisdiktion, in der die Kommunikation mit der Glücksspielbehörde so schlecht funktioniere wie in Schweden. Ein grundlegendes Problem bei der Regulierung des Online-Glücksspiels in Schweden sei, dass die Gesetze relativ weit gefasst sein. Das sei zwar grundsätzlich sinnvoll, aber dann müsste die Glücksspielbehörde für Klarheit sorgen und den Anbietern eindeutige und nachvollziehbare Regeln und Vorgaben an die Hand geben. Das geschehe aber bislang nicht und deswegen gebe es immer wieder Überraschungen für der Anbieter. Pontus Lindwall berichtet von einer Geldstrafe gegen Betsson, die aus seiner Sicht nicht gerechtfertigt sei. Aber Pontus Lindwall sieht auch keine Möglichkeit, diese Geldstrafe abzuwenden. Wenn das Problem nur Betsson beträfe und alle anderen Glücksspielanbieter auf dem schwedischen Markt mit der Arbeit der Glücksspielbehörde zufrieden wären, wäre Betsson wohl das Problem. Aber in der letzten Zeit mehren sich die kritischen Stimmen. Für Betsson ist es eine Frage des Prestiges, auf dem heimischen schwedischen Glücksspielmarkt erfolgreich zu sein. Aber Pontus Lindwall weist auch darauf hin, dass es eine Grenze gibt, bis zu der ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen agieren kann. Wenn Schweden diese Grenze überschreiten sollte, würde Betsson vermutlich gar keine andere Wahl bleiben, als Schweden zu verlassen. Das wäre ein großer Schaden für die schwedischen Glücksspiel-Fans, aber auch ein Imageschaden für die schwedische Regierung.
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Die schwedische Glücksspielbehörde könnte von Behörden in anderen Ländern viel lernen. Beispielsweise hat die UK Gambling Commission sehr viel Erfahrung mit der Regulierung des Online-Glücksspiels. Auch die Malta Gaming Authority ist schon seit vielen Jahren im Regulierungsgeschäft. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Behörden muss nicht dazu führen, dass die Regulierung dieser anderen Behörden übernommen wird. Aber es wäre in jedem Fall möglich, unnötige Fehler zu vermeiden. Doch bislang hat sich die schwedische Glücksspielbehörde nicht gerade damit hervorgetan, von den Erfahrungen anderer Glücksspielbehörden zu lernen. Das ist durchaus erstaunlich, denn als die neue Glücksspiel-Regulierung in Schweden am 1. Januar 2019 eingeführt wurde, gab es durchaus eine gewisse Euphorie in der Glücksspielbranche. Die Regulierung wirkte zu Beginn sinnvoll und maßvoll. Doch in diesem Jahr hat sich die Situation komplett gedreht. Schon im letzten Jahr gab es diverse empfindliche Geldstrafen für Unternehmen. Die ersten Unternehmen haben den schwedischen Markt auch aufgrund der unkalkulierbaren Geldstrafen bereits verlassen. Das große Problem bei der aktuellen Situation ist, dass es sehr schwierig werden dürfte, die Glücksspiel-Regulierung langfristig zu einem Erfolg zu machen. Wenn Schweden wirklich ein Interesse daran haben sollte, eine moderne Glücksspiel-Regulierung umzusetzen, ist der aktuelle Weg nicht die beste Wahl. Darauf weist auch Pontus Lindwall hin, der zudem in frage stellt, ob Schweden überhaupt daran interessiert sei, dass privatwirtschaftlich organisierte Online-Glücksspiel seriös zu regulieren. Im Moment wirkt vieles so, als ob die Regierung ihre eigene Glücksspiel-Regulierung sabotieren möchte.

Schwedischer Markt für seriöse Anbieter zunehmend schwieriger

Normalerweise sollte es eine gute Nachricht sein, dass sich ein seriöser Glücksspielanbieter wie Betsson auf dem schwedischen Markt der Regulierung unterwirft. Es gibt noch viele andere Firmen, die es Betsson gleich getan haben und dafür sorgen, dass die schwedischen Sportwetten- und Glücksspiel-Fans aktuell viele gute Angebote zur Verfügung haben. Allerdings haben die Beschränkungen der letzten Monate, zum Beispiel das Einzahlungslimit und das Bonuslimit, dafür gesorgt, dass die seriösen Anbieter mit schwedischer Lizenz deutlich an Attraktivität verloren haben. Schon jetzt lässt sich aus diversen Studien und Berichten ableiten, dass immer mehr schwedische Glücksspiel-Fans nach alternativen Anbietern suchen, die diese Beschränkungen nicht haben. Das große Problem ist: Diese schwedischen Glücksspiel-Fans werden sehr schnell fündig, denn es gibt nach wie vor sehr viele Anbieter, die schwedische Kunden nehmen, auch wenn keine schwedische Lizenz vorhanden ist. Dieses Thema sollte eigentlich zentral sein bei jeder seriösen Glücksspiel-Regulierung. Dem Spielerschutz ist nicht damit geholfen, wenn es sehr streng regulierte Online Casinos gibt mit niedrigen Einzahlungslimits und Bonuslimits, solange es alternative Angebote gibt, die diese Beschränkungen nicht haben. Eine Kanalisierung von 90 Prozent ist das große Ziel der schwedischen Glücksspiel-Regulierung. Derzeit ist nicht erkennbar, wie die schwedische Glücksspielbehörde dieses Ziel erreichen soll. Wenn der aktuelle Weg weiter beschritten wird, kann es sogar leicht passieren, dass die Kanalisierung deutlich unter 50 Prozent landet. Spätestens dann müsste von einem Scheitern der schwedischen Glücksspiel-Regulierung gesprochen werden.

Wiederholt Luxemburg die schwedischen Fehler?

Das Thema Kanalisierung wird ab Mitte 2024 auch in Luxemburg noch eine wichtige Rolle spielen. Wer glaubt, dass die schwedische Glücksspiel-Regulierung aktuell streng sei, sollte sich den Kompromiss zum neuen Glücksspielstaatsvertrag anschauen. In Luxemburg werden die Regeln deutlich strenger, als sie bisher in Schweden sind. Ganz ohne Krise wird es dann in Luxemburg zum Beispiel nicht erlaubt sein, mehr als 1.000 Euro pro Monat für Online-Glücksspiel auszugeben, jedenfalls nicht in Casinos mit deutscher Lizenz. Die Beschränkung auf 1.000 Euro soll mit einer Datenbank in Echtzeit überprüft werden. Wie das genau funktionieren soll und wieso das angesichts des strengen Datenschutzes in Luxemburg überhaupt umsetzbar ist, weiß im Moment wohl noch niemand so richtig. Die deutsche Politik wäre gut beraten, nach Schweden zu schauen, um die Fehler, die aktuell dort gemacht werden, nicht zu wiederholen. Wenn ein top-seriöses Unternehmen wie Betsson an der Regulierung verzweifelt, ist das ein Warnsignal, das jeden Politiker aufschrecken sollte. Im Moment deutet jedoch nichts darauf hin, dass die schwedische Regierung sich von den zahlreichen kritischen Stimmen aus der Glücksspielbranche abhalten lassen von ihrem eingeschlagenen Weg. Auch in Luxemburg gibt es bislang keine Hinweise, dass die Glücksspiel-Regulierung noch einmal verändert werden soll. Die deutsche Glücksspielbehörde, die bis Mitte 2024 in Magdeburg entstehen soll, hat eine Aufgabe vor sich, die kaum zu bewältigen ist. Aber bis dahin können sich die deutschen Glücksspiel-Fans zumindest noch darüber freuen, dass es zahlreiche Online Casinos mit EU-Lizenz gibt, die deutlich vernünftiger reguliert sind als die Casinos aktuell in Schweden und demnächst in Luxemburg.