Die European Gaming and Betting Association (EGBA) hat deutliche Kritik an der geplanten neuen Glücksspiel-Regulierung in Luxemburg geübt. Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag sollen ab Mitte 2024 neue Regeln für Online Casinos, Online-Buchmacher und Online-Pokeranbieter umgesetzt werden. Doch viele Experten befürchten, dass die neuen Regeln so streng sind, dass die Regulierung am Ende scheitern könnte. Für European Gaming and Betting Association, den wichtigsten Verband der Sportwetten-Branche in Europa, ist die beschlossene Glücksspiel-Regulierung in Luxemburg problematisch. Es gibt einige Regeln im neuen Glücksspielstaatsvertrag, der mit 2024 in Kraft treten soll, die für viele Buchmacher nicht nachvollziehbar sind. Besonders kritisch wird das Einzahlungslimit von 1.000 Euro bewertet. Dieses Limit gilt nicht für jeden Anbieter individuell, sondern für alle Anbieter auf dem Markt. Was bedeutet das konkret?

EGBA sieht viele neue Regeln kritisch

EGBA Betting AssociationDie neue Glücksspielbehörde, die in Magdeburg aufgebaut wird, muss mit einer Datenbank dafür sorgen, dass in Echtzeit alle Einzahlungen bei Sportwetten- und Glücksspielanbietern in Luxemburg registriert werden. Nur dann ist es möglich, das beschlossene Einzahlungslimit umzusetzen. Schon aus Datenschutz-Gründen dürfte es enorm schwierig sein, eine derartige Datenbank zu realisieren. Aber für die European Gaming and Betting Association gibt es bei dem Einzahlungslimit noch ein ganz anderes Problem: Es gibt viele High Roller, die mit dem niedrigen Limit komplett vom Markt ausgeschlossen würden. Das Ergebnis wäre dann aber nicht, dass diese High Roller einfach darauf verzichten würden, ihre Wetten zu platzieren. Viel wahrscheinlicher ist, dass die High Roller sich Alternativen außerhalb des regulierten Marktes suchen werden. Zudem kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass viele Sportwetten-Fans keine Lust haben, sämtliche Einzahlungen registrieren zu lassen. Wer möchte schon, dass der Staat über jede Einzahlung bei einem Buchmacher oder in einem Online Casino informiert wird? Das anbieterübergreifende Einzahlungslimit ist in jeder Hinsicht problematisch und es gibt nicht wenige Juristen, die davon ausgehen, dass dieses Limit relativ schnell kippen würde vor Gerichten.

Das zweite Limit, das für die European Gaming and Betting Association sehr problematisch ist, ist der Höchsteinsatz von 1 Euro. Ein derartiges Limit ist nicht praxisgerecht. Viele Menschen möchten mehr einsetzen bei Glücksspielen und Sportwetten. Der entscheidende Punkt ist: Viele Menschen können sich auch einen höheren Einsatz leisten. Wer hohe Beträge an Spielautomaten setzen möchte oder hohe Wetten platzieren will, wird bei den Anbietern mit deutscher Lizenz in Zukunft nicht fündig werden. Das ist ein riesiges Problem, zumal sich nicht richtig erschließt, warum es notwendig sein soll, nicht nur ein sehr strenges Einzahlungslimit, sondern dann gleich auch noch einen sehr niedrigen Höchsteinsatz festzulegen. Normalerweise sollte es genügen, entweder das eine oder das andere Limit festzulegen, um den gewünschten Effekt zu haben. Derart niedrige Limits stoßen viele Glücksspiel- und Sportwetten-Fans vor den Kopf. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum es in Luxemburg offensichtlich viele Politiker gibt, die davon überzeugt sind, dass es möglich sei, derartige Limits in der Praxis durchzusetzen. Natürlich ist es möglich, einzelne Anbieter zu diesen Limits zu verpflichten. Aber gelingt das auch bei Anbietern, die nicht in Europa lizenziert sind? Nicht nur bei der European Gaming and Betting Association befürchtet man, dass die neue Glücksspiel-Regulierung in Luxemburg viele Menschen auf den in Zukunft entstehenden Schwarzmarkt treiben wird.

Demnächst keine Livewetten mehr in Luxemburg?

Ein großes Problem für die Sportwettenanbieter in Luxemburg könnte das weitgehende Verbot von Livewetten werden, das der neue Glücksspielstaatsvertrag vorsieht. Warum ist das ein Problem? Die Livewetten sind enorm populär geworden in den letzten Jahren. Viele Sportwetten-Fans nutzen überwiegend oder ausschließlich Livewetten. Was genau sind Livewetten? Bei dieser speziellen Variante der modernen Sportwetten werden die Tipps nicht vor einem Spiel abgegeben, sondern während eines Spiels. Bei einem guten Buchmacher ist es heutzutage problemlos möglich, in einem Spiel zum Beispiel auf den nächsten Torschützen, den nächsten Einwurf, das Halbzeitergebnis oder auch das Endergebnis zu tippen. Dadurch kommt eine ganz besondere Spannung ins Spiel, zumal es bei vielen Events auch noch die passenden Livestreams gibt. Viele Sportwetten-Fans kombinieren die Livewetten auch mit Fernsehübertragungen. Vor allem Fußballfans können auf diese Weise sehr viel Spaß haben. Aber deutsche Politiker mögen Livewetten nicht besonders und sehen in dieser besonderen Variante der Sportwetten eine große Gefahr. Warum Livewetten eine besondere Gefahr darstellen sollen, wenn ohnehin schon sehr niedrige Limits für Buchmacher eingeführt werden, bleibt einstweilen unbeantwortet. Für die Sportwettenanbieter, die in Luxemburg demnächst eine Sportwetten-Lizenz haben möchten, wird der Verlust der Livewetten sehr schmerzhaft sein.

Die Livewetten werden natürlich nicht vom Sportwetten-Markt verschwinden. Es wird auch in Zukunft aller Voraussicht nach viele Online-Buchmacher geben, die Livewetten im Programm haben. Diese Buchmacher werden allerdings keine deutsche Lizenz haben und sich dementsprechend auch nicht von der deutschen Glücksspielbehörde regulieren lassen. Luxemburg müsste sämtliche Buchmacher, die deutsche Kunden akzeptieren und Livewetten anbieten, komplett vom deutschen Markt ausschließen. Das würde aber nur mit einem chinesischen Modell des Internets optimal funktionieren. Ansonsten spricht einiges dafür, dass viele Sportwetten-Fans in Zukunft Buchmacher mit deutscher Lizenz meiden werden, um die liebgewonnenen Livewetten auch in Zukunft nutzen zu können. Sollte diese Prognose von der European Gaming and Betting Association, die von vielen Experten geteilt wird, stimmen, wäre die Glücksspiel-Regulierung auf dem Papier in Luxemburg großartig, in der Praxis aber nicht sonderlich wirkungsvoll. Doch vielleicht ist das auch gar nicht wichtig. Schon in den letzten Jahren haben sich viele Politiker darin gefallen, in Sonntagsreden gegen das Glücksspiel zu argumentieren, ohne auch nur einen einzigen ernsthaften Versuch zu machen, eine vernünftige und moderne Glücksspiel-Regulierung für Online-Anbieter umzusetzen. Die meisten Beobachter aus der Branche sind nicht überrascht, dass der erste Versuch einer Regulierung des Online-Glücksspiels in Luxemburg völlig überzogen wirkt.

Kanalisierung des Online-Glücksspiels unwahrscheinlich

Maarten Haijer, der Generalsekretär von EGBA, weist darauf hin, dass in Luxemburg im Jahr 2017 nur 1,8 Prozent des Online-Glücksspielmarktes über in Luxemburg lizenzierte Angebote abgewickelt wurde. Die einfache Erklärung: Damals wie heute gab es nur in Schleswig-Holstein Lizenzen für seriöse Online Casinos. Die Situation hat sich nicht prinzipiell verändert, auch wenn die Sportwettenanbieter mittlerweile geduldet werden. Der Glücksspielstaatsvertrag verpflichtet die Bundesländer dazu, den Glücksspielmarkt vernünftig zu kanalisieren. Das bedeutet ganz konkret, dass die Bundesländer dafür sorgen müssen, dass die vorhandene Nachfrage von legalen Angeboten abgedeckt wird. Doch genau dieses Ziel sieht die EGBA gefährdet. Wenn die Glücksspiel-Regulierung so umgesetzt wird, wie dies im ausgehandelten Kompromiss zum Glücksspielstaatsvertrag beschlossen worden ist, wird das Ergebnis sein, dass nur ein relativ kleiner Teil der Glücksspiel- und Sportwetten-Fans überhaupt die legalen Angebote nutzen wird. Das Problem ist, dass die Anbieter ohne deutsche Lizenz in Zukunft einen qualitativen Vorteil haben werden. Es gibt keine niedrigen Limits für Einzahlungen und Einsätze. Zudem werden auch die Livewetten bei den Anbietern ohne deutsche Lizenz auch in Zukunft verfügbar sein. Damit es überhaupt möglich wäre, die Glücksspiel-Regulierung in der geplanten Form umzusetzen, müsste Luxemburg einen riesigen Aufwand betreiben, um die Anbieter ohne deutsche Lizenz aus dem deutschen Internet auszusperren. Wie das funktionieren soll, bleibt allerdings ein Rätsel.

Niedersachsen hat in diesem Jahr diverse Maßnahmen ergriffen, um Zahlungsanbieter davon abzuhalten, Transaktionen zu und von Online Casinos zu machen. Immerhin ist es Niedersachsen gelungen, zwei Zahlungsanbieter davon zu überzeugen, die Kooperation mit Online Casinos einzustellen. Doch selbst wenn Luxemburg demnächst noch viele weitere Zahlungsanbieter davon überzeugen könnte, keine Transaktionen zu und von Online Casinos zu machen, wäre damit das Problem nicht gelöst. Gegebenenfalls würde Luxemburg damit nur dafür sorgen, dass Kryptowährungen wie Bitcoin demnächst zum Standard in den wirklich attraktiven Online Casinos werden. An dieser Stelle hätte der deutsche Staat dann kaum noch eine Möglichkeit, wirkungsvoll gegen die Glücksspielanbieter vorzugehen. Die Glücksspiel-Fans hingegen hätten den großen Nachteil, dass die Anbieter dann einer deutlich schlechteren Regulierung unterworfen wären. Die beste Lösung für die Glücksspiel- und Sportwetten-Fans bestünde darin, attraktive Angebote mit deutscher Lizenz zu schaffen. Es wäre durchaus möglich, einen sehr guten Spielerschutz umzusetzen mit individuellen Limits und einer nationalen Sperrliste für Eigensperren. Doch die deutschen Bundesländer haben sich dazu entschieden, die Glücksspiele und Sportwetten insgesamt deutlich unattraktiver zu machen. Nicht nur bei European Gaming and Betting Association ist man davon überzeugt, dass dieser Ansatz am Ende scheitern wird.