Die European Gaming and Betting Association (EGBA) fordert, den Verbraucherschutz beim Glücksspiel europäisch zu regeln. Die Europäische Kommission befasst sich in diesem Jahr mit Änderungen beim Verbraucherschutz. Nach den Vorstellungen der EGBA sollte dabei das Glücksspiel berücksichtigt werden. In Europa gibt es beim Glücksspiel eine schwierige Situation. Vor allem beim Online-Glücksspiel ist es ein großer Nachteil, dass es in allen Ländern individuelle Regelungen gibt. Dahingegen sind viele Online Casinos, aber auch Online-Buchmacher und andere Online-Glücksspiele grenzübergreifend aktiv. Deswegen passiert es häufig, dass Glücksspiel-Fans in einem Land Angebote nutzen, die in einem anderen Land reguliert werden. Die deutschen Glücksspiel-Fans kennen diese Situation sehr gut.

Europäischer Verbraucherschutz für Glücksspiel wichtig

CasinoViele Online Casinos, die in Luxemburg genutzt werden, arbeiten mit einer EU-Lizenz, die nicht von einer deutschen Behörde ausgestellt worden ist. Nach der Vorstellung der European Gaming and Betting Association wäre es eine gute Idee, grundlegende Richtlinien für den Verbraucherschutz beim Glücksspiel festzulegen, die sich alle Glücksspielbehörden in Europa halten müssten. Auf diese Weise wäre es möglich, einen Mindeststandard einzuführen. Dann müssten die Glücksspiel-Fans in Europa sich nicht mehr fragen, ob ein Anbieter hinsichtlich der Seriosität auf einem hohen Niveau ist. Wenn die Europäische Kommission Regeln vorgibt, an die sich alle Glücksspielbehörden erhalten müssen, ist jede EU-Lizenz zumindest in dieser Hinsicht gleichwertig. Es gibt viele unterschiedliche Vorgaben, die beim Verbraucherschutz auf europäischer Ebene thematisiert werden könnten. Beispielsweise könnte es Mindeststandards für Einzahlungen und Auszahlungen geben. Auch die Sicherheit der Webseite könnte an Mindeststandards gebunden werden. Die individuellen Regulierungen bleiben ohnehin den Ländern überlassen. Aber wenn es um Sicherheit und Kundenschutz geht, kann Europa vieles leisten. In vielen anderen Branchen ist die EU beim Verbraucherschutz bereits seit Jahren sehr aktiv. Warum also nicht auch beim Online-Glücksspiel?

Laut EGBA ist es ein großes Problem für die europäischen Glücksspiel-Fans, die online spielen, dass es kein verlässliches Regelwerk gibt, das für alle Anbieter gilt. In anderen Branchen gibt es Normen und Regeln bis ins letzte Detail. Aber beim Glücksspiel überlässt es die Europäischen Union den Nationalstaaten, die Regulierung zu übernehmen. Das führt nicht automatisch zu Problemen. Im Gegenteil: Es gibt einige positive Beispiele für gelungene Regulierungen in Europa. Aber trotzdem gibt es zum Beispiel eine große Unsicherheit bei vielen Glücksspiel-Fans, die nach einem Online Casino suchen. Das Casino soll nicht nur attraktiv sein, sondern selbstverständlich auch seriös. Die Seriosität eines Anbieters lässt sich für einen unerfahrenen Casino-Fan aber nur sehr bedingt überprüfen. Oft hilft ein Blick auf die Lizenz. Beispielsweise haben die Online Casinos mit einer EU-Lizenz der Malta Gaming Authority in der Regel ein hohes Niveau. Aber was ist mit anderen Lizenzen? Im Zweifel ist es erforderlich, ganz genau hinzuschauen. Wir untersuchen und testen regelmäßig Online Casinos, um unseren Lesern die Möglichkeit zu geben, gute Entscheidungen bei der Auswahl zu treffen. Aber noch besser wäre es natürlich, wenn von vornherein klar wäre, dass jedes Online Casino mit einer Lizenz eines EU-Landes ein bestimmtes Mindestniveau einhält. Dann könnten wir uns darauf beschränken, nur noch die Qualität des Anbieters zu testen. Seriosität sollte eigentlich selbstverständlich sein. Aber bedauerlicherweise gibt es nach wie vor unschöne Ausnahmen.

Einfache EU-Regeln könnten Spielerschutz verbessern

In manchen Bereichen ist die Europäische Union bereits sehr aktiv, wenn es um die Regulierung von Online Casinos geht. Beispielsweise müssen Casino-Betreiber in Europa Maßnahmen zum Schutz vor Geldwäsche umsetzen. Aber wenn es um den konkreten Spielerschutz geht, wäre deutlich mehr möglich. Die Europäischen Union könnte zum Beispiel von allen Casino-Betreibern verlangen, dass die Identität der Kunden eingehend geprüft wird. Zum größten Teil findet das bereits jetzt statt, aber es gibt nach wie vor Anbieter, die an dieser Stelle nicht besonders zuverlässig sind. Eine große Sache wäre ein EU-Register für alle Spieler, die sich selbst gerne vom Glücksspiel abhalten möchten. In manchen Ländern gibt es schon jetzt mehr oder weniger gut funktionierende Sperrlisten. Aber ein großes Problem der Nationalstaaten ist, dass eine Sperrliste immer nur die Casinos betreffen kann, die im jeweiligen Land lizenziert sind. Wenn Schweden zum Beispiel mit der Sperrliste alle Lizenznehmer dazu verpflichtet, die Spieler, die sich selbst schützen möchten, nicht als Kunden zuzulassen, ist das großartig. Aber das hindert die Spieler, die sich selbst gesperrt haben, nicht davor, in Online Casinos mit Lizenzen aus anderen EU-Ländern zu spielen. Es wäre ein riesiger Fortschritt, wenn es eine europäische Sperrliste für Glücksspiel gäbe. Davon würde der Spielerschutz auf breiter Front erheblich profitieren. Wahrscheinlich könnte keine noch so strenge nationale Regulierung eine europäische Sperrliste hinsichtlich der Wirkung für den Spielerschutz übertreffen. Erstaunlicherweise gibt es aber abgesehen von der European Gaming and Betting Association kaum Verbände und Interessenvertreter, die sich für eine europaweite Sperrliste beim Glücksspiel einsetzen.

Bedauerlicherweise hat die Europäische Kommission eine Expertengruppe, die sich mit der Glücksspiel-Regulierung in Europa befasst hat, aufgelöst. Laut EGBA war diese Gruppe prädestiniert dafür, über die Landesgrenzen hinweg nach Lösungen für eine vernünftige Regulierung des Online-Glücksspiels zu suchen. Es ist ein riesiges Problem, dass in Europa jeder Nationalstaat individuelle Regeln für Online-Glücksspiel hat. In manchen Ländern, zum Beispiel Luxemburg, wird das Online-Glücksspiel bislang überhaupt nicht reguliert. Es sollte eigentlich klar sein, dass eine Glücksspiel-Regulierung in Europa nur dann funktionieren kann, wenn hohe Mindeststandards in allen Ländern gelten. Innerhalb der Europäischen Union kann die Regulierung in einem einzelnen Staat immer nur eine begrenzte Wirkung haben, da es für die Casino-Fans sehr leicht ist, Anbieter zu finden, die sich nicht der nationalen Regulierung unterwerfen. In Luxemburg ist man sogar noch ein bisschen kreativer, denn die Glücksspiel-Regulierung wird von den Ländern bestimmt. Die neue Glücksspiel-Regulierung, die mit dem Glücksspielstaatsvertrag ab Mitte 2024 neu gelten soll, wird im Idealfall eine nationale Regulierung sein. Aber wenn nicht alle Bundesländer der Regulierung zustimmen werden, kann es auch sein, dass einzelne Bundesländer individuelle Regulierungen beschließen werden. Noch ist es nicht so weit, aber es hätte eine gewisse Ironie, wenn Luxemburg als einziger europäischer Staat unterschiedliche Glücksspiel-Regulierungen innerhalb der Landesgrenzen hätte.

Glücksspielindustrie muss proaktiv handeln

Die europäische Glücksspielindustrie wäre gut beraten, sich nicht auf die Europäische Kommission zu verlassen. Es kann noch Jahre dauern, bis es eine europäische Glücksspiel-Regulierung gibt. Vielleicht wird dieses Ziel auch nie erreicht. Aber bis dahin könnte die Glücksspielindustrie in Europa proaktiv wichtige Regulierungsziele ohne gesetzliche Vorgaben umsetzen. Beispielsweise wäre es denkbar, dass sich zumindest die großen Konzerne in Europa auf eine gemeinsame Sperrliste einigen. Das wäre ein großartiges Zeichen der Glücksspielbranche in Richtung Spieler und in Richtung Politik. Das Image der Glücksspielbranche könnte mit sinnvollen Regulierungsmaßnahmen in Eigenregie deutlich aufpoliert werden. In den vergangenen Jahren war es oft so, dass die Glücksspielindustrie in Europa nur reagiert hat auf die Vorgaben der Politiker. Doch viel besser wäre es, eine Glücksspiel-Regulierung in einem sinnvollen Umfang umzusetzen und dann auch wissenschaftlich zu begleiten. Auf diese Weise wäre es wahrscheinlich langfristig möglich, die schlimmsten Regulierungsfehler zu vermeiden. Wenn die Politik mit der Glücksspiel-Regulierung beauftragt wird, endet die Regulierung meist mit sehr strengen Regeln, die aber oft nicht viel für den Spielerschutz bewirken. Das Paradebeispiel dafür könnte die neue Glücksspiel-Regulierung in Luxemburg werden, die mit sehr strengen Regeln und Limits ausgestattet wird. Es spricht einiges dafür, dass diese Regulierung zu großen Problemen führen wird, auch weil es keine europäische Lösung für die Glücksspiel-Regulierung gibt. Die deutschen Glücksspiel-Fans, denen die Regulierung, die ab Mitte 2024 gelten wird, zu streng ausfällt, werden nicht lange fackeln und sich Anbieter suchen, die außerhalb der Regulierung agieren.

Die European Gaming and Betting Association hat sich in den vergangenen Jahren einige Meriten erworben bei der Kommunikation mit der Politik. Aber es ist sehr schwierig, beim Thema Glücksspiel-Regulierung auch nur einen Schritt voranzukommen. Es gibt viele fundamentale Glücksspielgegner, die nicht zu Kompromissen bereit sind. Das betrifft nicht nur die deutsche Glücksspiel-Regulierung. Auch in vielen anderen Ländern gibt es einflussreiche Gruppen, die das Glücksspiel am liebsten komplett abschaffen würden. Selbst wenn man diese Auffassung teilen sollte, wäre es doch für Politiker angemessen, zunächst die Realität anzuerkennen. Die Realität ist, dass es in Luxemburg und allen anderen europäischen Ländern einen erheblichen Glücksspielbedarf gibt. Dieser Bedarf sollte mit einem vernünftig regulierten Angebot befriedigt werden. Wenn das nicht geschieht, florieren die illegalen Angebote. Das kann nicht im Sinne eines verantwortungsvollen Politikers sein. Aber bei der Glücksspiel-Regulierung wird viel zu selten abgewogen, wie der Spielerschutz auf pragmatische Weise verbessert werden könnte. Wie bei vielen anderen Themen wäre es auch beim Glücksspiel wahrscheinlich eine gute Sache, wenn die Europäische Union den Nationalstaaten zumindest einige Mindeststandards vorgeben würde. Auf dieser Basis wäre es dann vielleicht einfacher, auch im nationalstaatlichen Rahmen zu einer vernünftigen Regulierung zu kommen. Vor allem die Idee der European Gaming and Betting Association, eine europäische Sperrliste für das Online-Glücksspiel einzuführen, sollte ausführlich diskutiert werden.