In Großbritannien wehrt sich die Glücksspielindustrie aktuell gegen Vorwürfe, die Regulierung sei nicht streng genug. Vor allem die Kritik an der UK Gambling Commission stört viele Vertreter der Glücksspielbranche. In Großbritannien gibt es derzeit Bestrebungen, die Glücksspiel-Regulierung erheblich zu verändern. Auch die Online Casinos wären von den Veränderungen betroffen.

Scharfe Kritik von Parlamentarier-Gruppe an Glücksspiel-Regierung

UK Gambling CommissionDie Gambling Related Harm All Party Parliamentary Group, eine Parlamentarier-Gruppe, die sich für eine scharfe Regulierung des Glücksspiels in Großbritannien ausspricht, sorgte Moment für Aufsehen. Nach Auffassung der Parlamentarier-Gruppe hätten die UK Gambling Commission (UKGC) und das Department for Digital, Culture, Media and Sport (DMCS) in der Vergangenheit mehr tun können für eine wirkungsvollere Glücksspiel-Regulierung. Die Parlamentarier-Gruppe hat einen großen Report zusammengestellt, zu dem über 30 Vorschläge zur Verbesserung der Glücksspiel-Regulierung gehören. Sollten diese Vorschläge durchgesetzt werden, würde sich das Online-Angebot für britische Glücksspiel-Fans dramatisch verändern. Unter anderem möchte die Parlamentarier-Gruppe gerne ein sehr niedriges Einsatzlimit umsetzen. Die gezielte Kritik an der UK Gambling Commission und dem Department for Digital, Culture, Media and Sport sorgt dafür, dass es aktuell deutliche Gegenkritik gibt. Nach Ansicht vieler Politiker sei die Kritik der Parlamentarier-Gruppe überzogen. Aber aus der Glücksspielbranche gibt es mittlerweile einige Stimmen, die sich klar gegen die Parlamentarier-Gruppe positionieren. Dabei geht es nicht darum, Verbesserungen des Spielerschutzes abzulehnen. Vielmehr plädieren die Befürworter des Glücksspiels dafür, dass eine vernünftige Regulierung stattfindet, die nicht dazu führt, dass am Ende ein großer Teil der britischen Glücksspiel-Fans Angebote auf dem Schwarzmarkt nutzt.

Die Glücksspielbranche ist vielleicht gerade noch rechtzeitig aufgewacht in Großbritannien, denn wenn die Parlamentarier-Gruppe freie Hand hätte, würde das Online-Glücksspiel massiv beeinträchtigt. Es ist einigermaßen kurios, dass gerade in Großbritannien die Glücksspiel-Regulierung derzeit massiv angegriffen wird. Viele andere Länder sehen gerade die britische Glücksspiel-Regulierung von Online Casinos und Online-Buchmachern als Vorbild. Das bedeutet nicht, dass alles perfekt sein muss, was die UK Gambling Commission in den letzten Jahren gemacht hat. Aber es lässt sich bei einem nüchternen Blick auf die Fakten kaum bestreiten, dass die Glücksspiel-Regulierung in Großbritannien unter dem Strich doch recht gut funktioniert, vor allem hinsichtlich der Internetanbieter. Die Parlamentarier-Gruppe, die sich eine deutliche Verschärfung der Glücksspielgesetze wünscht, übersieht vielleicht, dass das Online-Glücksspiel in den letzten Jahren in einem rasanten Tempo gewachsen ist. Auch in anderen Bereichen wird immer wieder sichtbar, dass die normalen demokratischen Prozesse der hohen Geschwindigkeit der Internetunternehmen kaum folgen kann. Aber gerade mit dieser Anmerkung im Hinterkopf dürfte es schwer sein, der UK Gambling Commission substanzielle Vorwürfe zu machen. Ohne Zweifel ist es aber wichtig und sinnvoll, den Spielerschutz weiter auszubauen und zu verbessern. Der Weg, den die Parlamentarier-Gruppe vorschlägt, würde aber wahrscheinlich genau das Gegenteil bewirken.

Kritik an Glücksspiel-Regulierung nicht berechtigt

Einige Vertreter der Glücksspielbranche haben sich mittlerweile klar zu den Positionen und Vorschlägen der Parlamentarier-Gruppe geäußert. Das Betting and Gaming Council spricht sich eindeutig für eine Optimierung der Glücksspiel-Regulierung und eine Verbesserung des Spielerschutzes aus. Allerdings weist die renommierte Institution darauf hin, dass es auf keinen Fall passieren dürfe, dass die Regulierung so restriktiv werde, dass am Ende die Kunden nur noch Anbieter auf dem Schwarzmarkt als attraktive Alternativen zur Verfügung hätten. Das Betting and Gaming Council sieht viel Potenzial für eine bessere Regulierung und besseren Spielerschutz, ohne dass auf der anderen Seite die Attraktivität der Glücksspiel-Angebote insgesamt massiv beeinträchtigt wird. Genau diese Position vertreten auch in Luxemburg viele Glücksspiel-Experten. Auch das DCMS hat eine Stellungnahme veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass es gerade in der jüngeren Vergangenheit einige wichtige Verschärfungen der Glücksspiel-Regulierung gegeben habe. Unter anderem müssen alle britischen Glücksspielanbieter dafür sorgen, dass eine umfassende Verifizierung der Kunden stattfindet. Auch das Verbot von Kreditkarten für Online-Glücksspiele sei ein wichtiger Schritt gewesen, um den Spielerschutz insgesamt zu verbessern. Beim DCMS sieht man grundsätzlich noch Spielraum zur Verbesserung der Glücksspiel-Regulierung. Aber anders als die Parlamentarier-Gruppe behaupte, sei die Glücksspiel-Regulierung jetzt schon auf einem hohen Niveau. Das müsse auch berücksichtigt werden bei weiteren Vorschlägen und Verschärfungen.

Warwick Bartlett von Global Betting & Gaming Consultancy (GBGC) befürchtet, dass die Parlamentarier-Gruppe, die sich gegen das Glücksspiel positioniert hat, zu viel Einfluss bekomme. Dabei sei der Anteil der Problemspieler in Großbritannien sehr gering. Da dieser Anteil so gering sei, sei die Definition sogar erweitert worden um Spieler, die vielleicht irgendwann einmal ein Problem haben könnten. Wie viele Experten aus der Glücksspielbranche argumentiert auch Warwick Bartlett, dass es wichtig sei, zunächst die Fakten klar zu haben, bevor eine Regulierung stattfindet. Zudem sei es auch wichtig, dass eine neue Regulierung auf wissenschaftlichen Daten und Fakten basiere. Bedauerlicherweise ist nicht nur in Großbritannien die Tendenz vorhanden, eine Regulierung auf der Basis von gefühltem Fortschritt umzusetzen. Bedauerlicherweise geht es bei der Glücksspiel-Regulierung oft um Ideologie und nicht darum, möglichst erfolgreich guten Spielerschutz umzusetzen. Dieses grundsätzliche Problem lässt sich fast überall beobachten, wo Glücksspiel reguliert wird. Es gibt fast überall Politiker, die das Glücksspiel am liebsten komplett verbieten würden. Für einen Politiker ist es oft deutlich einfacher, gegen das Glücksspiel zu argumentieren in der Öffentlichkeit. Dahingegen werden Politiker, die für eine sinnvolle Regulierung eintreten, oft scharf kritisiert oder als Lobbyisten bezeichnet. Es ist spannend zu sehen, dass in Großbritannien ähnliche Schwierigkeiten bei der Glücksspiel-Regulierung vorhanden sind wie in Luxemburg.

Glücksspielbranche befürwortet faktenbasierte Regulierung

Generell hat die britische Glücksspielindustrie nichts dagegen, eine vernünftige Regulierung zu beschließen und umzusetzen. Die meisten Glücksspielkonzerne haben längst in Eigeninitiative deutlich mehr Spielerschutz umgesetzt als gesetzlich vorgeschrieben ist. Grundsätzlich wäre es eine gute Idee, in direkter Zusammenarbeit mit den großen Glücksspielanbietern zielgerichtet den Spielerschutz zu verbessern. Anstatt öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie die Reduzierung des Höchsteinsatzes zu verlangen, wäre es zum Beispiel eine gute Sache, wenn die Online Casinos mit Hilfe moderner Algorithmen automatisch dafür sorgen würden, dass gefährdete Spieler nur kleine Einsätze und kleine Einzahlungen machen können. Die dafür benötigte Technologie ist längst vorhanden. Es fehlt nur die Umsetzung, auch weil die gesetzliche Basis in Großbritannien derzeit noch nicht ausreicht. Ein individueller Spielerschutz war früher aus ganz praktischen Gründen in Online Casinos und bei anderen Online-Glücksspielanbietern nur schwer möglich. Da es keine Möglichkeit gab, mit Künstlicher Intelligenz, Deep Learning und ähnlichen Techniken zu arbeiten, hätte jeder Kunde individuell mit Personal überwacht werden müssen, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Heutzutage ist es bereits möglich, jeden Spieler individuell zu begutachten durch entsprechende Computerprogramme, die dann auch Maßnahmen umsetzen oder vorschlagen. Dieser Ansatz ist nach Auffassung vieler Glücksspiel-Experten die Zukunft beim Spielerschutz.

Auch in Luxemburg muss sich die Glücksspielbranche mit Politikern auseinandersetzen, die das Glücksspiel am liebsten komplett abschaffen würden. Der ausgehandelte Glücksspielstaatsvertrag ist noch nicht verabschiedet worden. Sollte der neue Glücksspielstaatsvertrag wie geplant ab Mitte 2024 gültig sein, würde das allerdings dazu führen, dass die Online Casinos in Luxemburg mit heftigen Einschnitten umgehen müssten. Beispielsweise ist in Luxemburg vorgesehen, dass ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Monat umgesetzt wird. Dieses Einzahlungslimit soll jedoch nicht nur für die einzelnen Casinos separat gelten, sondern für alle Casinos übergreifend. Einige Datenschützer haben bereits heftige Bedenken angemeldet gegen die Einrichtung einer Datenbank, die alle Kunden von Online Casinos in Luxemburg mit sämtlichen Aktivitäten erfassen würde. Im Gegensatz zu Luxemburg hat Großbritannien schon seit vielen Jahren eine Glücksspiel-Regulierung, die auch die Online-Anbieter berücksichtigt. In Luxemburg wird zum ersten Mal das Online-Glücksspiel umfassend reguliert werden mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag. Angesichts der aktuellen Debatten in Großbritannien stellt sich aber die Frage, ob Luxemburg dazu in der Lage ist, auf Anhieb eine effektive Regulierung hinzubekommen, die einen hochwertigen Spielerschutz ermöglicht und zugleich aber auch dafür sorgt, dass eine gute Kanalisierung stattfindet. Was bedeutet Kanalisierung? Eine Glücksspiel-Regulierung sollte immer, ganz unabhängig davon, ob es sich um Großbritannien oder Luxemburg handelt, dazu führen, dass sich möglichst viele Anbieter dieser Regulierung unterwerfen. Wenn die Regulierung zu restriktiv ist, wird dieses Ziel nicht erreicht und der Schwarzmarkt floriert.