Den Nachweis, dass Poker keine reine Männerdomäne ist, verdanken wir so erstklassigen Spielerinnen wie Olivia „Liv“ Boeree. Die 35-jährige Britin ist nicht nur unter Insidern ein Weltstar. Sie studierte Astrophysik, modelte, moderierte TV-Sendungen und gehört zu den populärsten und siegreichsten Pokerspielerinnen der Welt. Mehrfach war sie bei der World Series of Poker erfolgreich, setzte sich als dritte Frau überhaupt im Main Event der European Poker Tour (EPT) durch und erreichte zahlreiche Finaltische bei internationalen High Roller-Events. Sie wurde dreimal als beste weibliche europäische Pokerspielerin ausgezeichnet, und zwar in den Jahren 2010, 2014 und 2015. Diese Awards basieren auf den Punktzahlen des Global Poker Index, die sie in diesen Jahren erreichte. An die vier Millionen Euro gewann Liv Boeree im Laufe ihrer Karriere. Vor einigen Jahren gründete sie mit ihrem Lebensgefährten, dem russischen Pokerprofi Igor Kurganow und dem deutschen Pokerspieler Philipp Gruissem das Charity-Projekt „Raising for Effective Giving“. Dieses Projekt ist in erster Linie in der Pokercommunity aktiv. Es sammelt Geld für Charity-Organisationen, die hoch effektiv sind. Unlängst plauderte sie mit Journalisten über Poker und Mathematik, den Reiz des Wettbewerbs und Wohltätigkeit. Dabei gibt sie interessante Einblicke, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Poker gegen die Krise 

Liv Boeree Poker Die aktuell noch immer anhaltende Krise ist auch für eine der erfolgreichsten Pokerspielerinnen der Welt ein großes Thema. Ihr Tipp in diesen Zeiten: Poker lernen! Für Texas Hold’em benötigt man beispielsweise nur zwei Stunden um sich einzulesen und die Rangordnung zu erlernen. Das macht zwar noch keinen guten Pokerspieler aus, aber wenn man weiß, was ein Straight ist oder ein Flush und ein Full House beginnt man zu verstehen, worum es bei diesem Spiel geht. Und man begreift, wie wichtig das Bluffen ist. „Wenn Sie Ihren Gegner dazu bringen, dass er denkt, Sie hätten gute Karten, obwohl Sie schlechte haben, gewinnen Sie auch. Da fängt der Spaß an,“ sagt die Britin und betont, wie gut sich Poker als Übung für rationales Denken eignet, besonders hinsichtlich Entscheidungen, die es zu treffen gilt. Beim Spiel lernt man, die Lage einzuschätzen. „Bin ich zu 60 Prozent sicher, dass mein Gegner einen Fehler begeht, oder zu 80 Prozent? Entsprechend handelt man dann. Wer oft genug spielt, wird ein ziemlich gutes Gespür für solche Wahrscheinlichkeiten bekommen. Außerdem ist es gesellig. Selbst beim Social Distancing kann man über Zoom spielen.“ In diesem Kontext zitiert sie ihren deutschen Kollegen Jan Heitmann. Er ist der Meinung, dass Poker ein sehr gutes Training für Manager ist. Letztlich ginge es auch beim Business um eine Art Spiel: zukunftsweisend denken, Entscheidungen treffen, Erwartungen berücksichtigen. Der Unterschied zu Poker besteht allerdings darin, dass es keinen Mehrwert gibt. Der eine verliert und der andere gewinnt. 

Mathematik verstehen heißt Poker verstehen

Liv Boeree ist es ein großes Anliegen, mit dem allgemeinen Missverständnis aufzuräumen, dass es beim Poker ausschließlich darum geht, seine Gegner zu durchschauen. Vor 30 oder 40 Jahren, als die erfolgreichsten Spieler noch ältere, ausgebuffte Zocker gewesen sind, die sich schon seit Jahrzehnten in Casinos herumtrieben, mag das noch ausschlaggebend gewesen sein. Heutzutage zählt etwas ganz Anderes, sagt sie und verweist auf Computertechnologie und Datenanalyse. In Zeiten des Online Poker zählen die sogenannten Nerds zu den besten Spielern. Damit meint sie diejenigen, die die Bereitschaft haben, auch die Mathematik dahinter zu lernen: „Letztendlich ist Poker ein mathematisches Problem, das man lösen muss.“ Ihrer Meinung nach sind viele Menschen einfach zu schlecht in Mathe. Das liegt in ihren Augen an zu viel Geometrie und Algebra und an zu wenig Statistik. Wer übt schon, einen Erwartungswert zu errechnen? Das ist simple Wahrscheinlichkeitsrechnung. Stattdessen muss man Trigonometrie büffeln. Die 35-Jährige hält es für wesentlich wichtiger, Mathematik auch für weniger begabte Menschen interessant zu machen, damit sie in ihrem späteren Leben nicht benachteiligt sind. In Armenien bringt man beispielsweise schon den Grundschulkindern Schach bei. Auch wenn der Gedanke für sie reizvoll ist, bereits kleine Kinder ans Pokern heranzuführen, ist sie dennoch dagegen: „Es hat den Ruf eines reinen Glücksspiels, da hat man Angst, es Kindern beizubringen. Als würde man sie dadurch ermutigen, um Geld zu zocken.“

Die Liebe zum Wettbewerb 

Ihr Lebensweg war Liv Boeree schon früh klar - zumindest im Groben: Sie wollte etwas Großes werden. Zunächst Löwe, dann professionelle Reiterin, später Pilotin und im Anschluss Astronomin. Aber erst beim Poker fand ihre Leidenschaft für Wettbewerbe die richtige Befriedigung. Sie wollte immer die Beste sein, bei allem, was sie tat. Das war auch einer der Gründe, weshalb sie sich entschloss Astrophysik zu studieren. Sie interessierte sich für die ganz großen Fragen, wie die nach dem Wesen des Universums. Schon als sie klein war, schaute sie regelmäßig mit ihrer Mutter in die Sterne. Zu Anfang ging sie davon aus, dass ihr Studium darin bestand, durchs Teleskop zu sehen, doch das war ein Trugschluss. Allerdings wurde auf der Uni ihr Interesse für die Theorien und auch ihre Leidenschaft für Mathematik geweckt. Zum Pokern kam sie, weil sie nach ihrem Diplom die Uni-Schulden abzahlen musste: „Da bin ich über eine Fernseh-Spielshow gestolpert, wo man 200.000,- Pfund gewinnen konnte. Ich wurde als eine der fünf Kandidaten akzeptiert. Dann stellte sich raus, dass sie uns Poker beibringen wollten. Ich habe nicht gewonnen, mich aber total in das Spiel verliebt. Da konnte ich die Welt bereisen, gegen die Jungs antreten und sie bei ihrem eigenen Game schlagen.“ Nach und nach entwickelte sie ihren eigenen Trainingsplan. Sie hielt sich immer körperlich fit, da Turniere gelegentlich auch über mehrere Tage andauern und das lange Sitzen kann sehr anstrengend werden kann. „Beim Poker ist man selbst sein schlimmster Feind: Man muss seine Emotionen kontrollieren. Deswegen machen viele Spieler Yoga und Meditation.“ Wenn sie es bis ins Finale eines Wettbewerbs schaffte und absehen konnte, wer ihre Gegenspieler werden, dann sah sie sich Videos über die Gegner an. 

Die Pokerspielerin, die die Welt retten will

So titelte die Huffington Post nachdem Liv Boeree ihr Projekt „Raising for Effective Giving“ öffentlich vorgestellt hatte. Gemeinsam mit ihrem Partner, dem erfolgreichen Pokerspieler Igor Kurganow hatte sie diese Organisation gegründet. Sie waren beide dankbar für das Glück, welches sie hatten und andererseits aber auch etwas frustriert. Damals stellten sie sich die Frage: „Gibt’s einen Weg, weiter zu spielen und Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen? Anders als Poker ist Philanthropie eine Win-win-Situation. Wir lernten Philosophen kennen, die versuchen herauszufinden, wie man Wohltätigkeit effektiver gestalten kann. Traditionell beruhten Spenden ja darauf, dass Leute Bilder von irgendwo auf der Welt sehen, entsetzt sind und Geld hinwerfen, um das Problem zu lösen.“ Sie stießen auf den Begriff „Effektiver Altruismus“, bei dem Rationalität und wissenschaftliche Denkweisen angewendet werden um „... mit beschränkten Mitteln so viel Gutes wie möglich zu erreichen.“ 

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