Kann man sich eigentlich an schlechte Nachrichten gewöhnen? Hoffentlich nicht! Aber immer wieder gibt es sie, insbesondere in diesem Jahr und gerade auch in Zusammenhang mit stationären Spielbanken. Diese waren und sind nämlich von der anhaltenden Gesundheitskrise besonders betroffen. Erneut klar wird das durch die soeben veröffentlichten Zahlen des Baden-Württembergischen Finanzministeriums. Man stellt sich im Ministerium offensichtlich auf das Schlimmste ein: „Mögliche Jahresfehlbeträge sind jedoch durch das Eigenkapital der Gesellschaften gedeckt“, so eine Sprecherin der Finanzministerin Edith Sitzmann von den Grünen. Vielleicht kommt man mit einem blauen Auge davon, aber die Zeichen stehen auf Sturm, auch wenn man unbedingt eine zweite Schließung vermeiden möchte. Allerdings gelten Spielbanken nicht unbedingt als systemrelevant, wie es seit neustem so schön heißt.
Die Zahlen sprechen für sich
Bei den Spielbanken im Land, dem “Casino Baden-Baden”, dem “Casino Konstanz” und der “Spielbank Stuttgart”, ist ein Umsatzrückgang des Bruttospielertrags um 34,5 Prozent auf 24,1 Millionen Euro im ersten Halbjahr dieses Jahres zu verzeichnen, so Geschäftsführer Otto Wulferding. Er fügt hinzu: „Dies lässt sich im weiteren Verlauf des Jahres nicht mehr aufholen.“ Dabei war man mit einer gehörigen Portion Optimismus in das Jahr 2024 gestartet, nachdem in 2019 ein Rekordjahr mit einem Ergebnis von 107,2 Millionen Euro verzeichnet wurde. Dies bedeutete für den Landeshaushalt von Baden-Württemberg die stolze Summe von 56 Millionen Euro Steuereinnahmen. Doch die Schließung der Spielbanken vom 13. März bis zum 25. dieses Jahres hat ein großes Loch in die Kasse gerissen. Auch 80% der 600 Angestellten mussten durch die verordnete Kurzarbeit den Gürtel deutlich enger schnallen. Zwar hatte das Automatenspiel schon vor dem 25. wieder geöffnet, aber es kehrten nicht alle Gäste in die Betriebe zurück. Otto Wulferding war positiv überrascht, dass viele Stammgäste die Häuser wieder besuchten, aber es kommt dennoch zu einem Rückgang der Besucherzahlen. „Allerdings vermissen wir immer noch viele Besucher aus dem benachbarten Ausland oder Messebesucher und Geschäftsreisende“, so Wulferding. Insbesondere die Laufkundschaft fehlt, wie sich am Beispiel Stuttgart besonders gut dokumentieren lässt. Am Standort in CI spielt das Musical immer noch nicht. Die Kinos sind erst seit kurzem wieder geöffnet und dürfen auch nicht die Besucherzahlen von vor der Krise zulassen. So fehlen die Gäste, die mal gern einen kleinen Abstecher in die Spielbank gemacht haben. Auf alle Kunden wartet ein strenges Hygienekonzept, welches Fiebermessen am Eingang, Maskenpflicht und durch Acrylscheiben abgetrennte Spieltische beinhaltet. Zudem werden regelmäßig die Kugeln desinfiziert und die Karten auch. Man ist demnach gut gerüstet und tut vieles, damit sich die Gäste in den stationären Spielbanken wohlfühlen. Hat man in den vergangenen Jahren besonders im Herbst und im Winter sehr viele Besucher gehabt, so bleibt abzuwarten, ob die Zahlen mit dem Herbst- und Winterwetter wieder steigen werden. Keiner wagt im Moment eine Prognose dazu abzugeben.
Es hängt viel davon ab
Wenn auch mögliche Fehlbeträge durch das Eigenkapital abgedeckt sind, so fragt man sich schon wie es weitergehen soll. Insbesondere die Angestellten der Spielbanken würde eine Schließung besonders hart treffen, da sie teilweise sehr spezielle Berufe ausüben, wie z.B. Croupiers, die sich nicht so einfach in einen anderen Betrieb vermitteln lassen. Auch Angestellte im gastronomischen Bereich, werden so schnell keine neue Arbeit finden, da dieser Bereich mit zu dem gefährdetsten gehört und viele Betriebe kurz vor der Insolvenz stehen. So wird eine Vermittlung mehr als schwierig werden. Natürlich hängen auch eine Menge anderer Geschäftszweige direkt oder indirekt am Betrieb der Spielbanken, wie Reinigungsfirmen, Nahrungsmittel-Lieferanten, Security-Unternehmen und, und, und. Eine weitere Schließung oder starke Einschränkung des Betriebs hätte voraussichtlich weitreichende Folgen.
Die Regierungen und die Bundesländer versuchen derzeit durch mannigfaltige Programme die Auswirkungen der Gesundheitskrise auf die Wirtschaft abzufedern und auch die landeseigenen Spielbanken werden sicherlich eine besondere Form der Unterstützung erhalten. Aber wie lange diese gewährt werden kann und in welcher Höhe, vermag derzeit niemand zu sagen. Besondere Hoffnung setzt man von Seiten der Betreiber auf das Spiel an den sogenannten einarmigen Banditen, wie man sie früher nannte. Diese sind schon vor der Krise ein Besuchermagnet gewesen und weisen auch derzeit deutlich höhere Besucherzahlen auf, als das sogenannte Klassische Spiel. In diesem Bereich lassen sich Abstands- und Hygieneregeln einfach leichter und effektiver umsetzen. Die Betreiber befürchten allerdings, dass viele Besucher, die während der Schließung ihr Glück bei Anbietern im Internet gesucht haben, dies auch in Zukunft dem Besuch eines klassischen Betriebs vorziehen. Das konnte man in den Monaten vor der Krise abwenden, aber die Befürchtungen bleiben. Schon länger sind die externen Online Angebote den Betreibern ein Dorn im Auge, da sie sich aus ihrer Sicht auch in einem rechtlich nicht einwandfreien Raum bewegen. Man hofft aber weiter, dass die spezielle Atmosphäre einer klassischen Spielbank, ihre gastronomischen Angebote und auch die Rahmenprogramme wie Konzerte, Lesungen etc. Besucher überzeugen können, die Häuser weiterhin zu besuchen.