Es zieht so etwas wie ein Aufatmen durch die Branche. Die Sportwettenanbieter schauen deutlich optimistischer drein, nachdem zuletzt die Umsätze wieder gestiegen sind. In den letzten Monaten lag der gesamte Markt so gut wie tot darnieder. Es gab einfach keine Sportereignisse mehr, auf die man hätte wetten können. Gut, irgendwo in Weißrussland spielte man trotz der Krise weiterhin Fußball, aber da von einem echten Markt zu sprechen, wäre wohl etwas übertrieben gewesen. Selbst die Schachbundesliga pausierte. Fast alle stationären Wettbüros waren aufgrund der anhaltenden Gesundheitskrise gezwungen zu schließen, und selbst wenn sie in die letzten Wochen wieder öffnen durften, dann war es untersagt, sich dort aufzuhalten. Auch die Online Sportwettenanbieter, die ihre Dienste im Netz offerieren, waren selbstverständlich von der Krise betroffen. Manche versuchten auf andere Art und Weise Geschäfte zu generieren, aber von echten Deals konnte man wirklich nicht sprechen. Nun geht es endlich aufwärts. So zieht Matthias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes folgendes vorläufige Resümee: „Wir sind von der Normalität noch ein ganzes Stück entfernt. Der Re-Start der Bundesliga war natürlich sehr erfreulich, dennoch sind die Umsätze erst bei etwa zwei Dritteln des Niveaus als vor der Gesundheitskrise". 

Der Sportwetten-Markt erholt sich langsam

Sportwetten Online CasinoDabei war der Markt so etwas wie ein Musterknabe auf dem Glücksspielsektor. Immer wieder konnte man von beeindruckenden Umsatzsteigerungen berichten. Jedes Jahr war noch besser als das Jahr davor und brach Rekorde, und auch 2024 machte sich auf den Weg ein solches Rekordjahr zu werden. Fußball-Europameisterschaft und Olympia hätten zu dem täglichen Geschäft on top weitere Millionen in die Kassen gespült. Die Sportwettenanbieter und den Staat hätte es gleichermaßen gefreut. Die Wetteinsätze stiegen von 3,46 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2019. Dabei fiel ein Löwenanteil des Geschäfts auf Fußballwetten. Ab März dieses Jahres fiel dieser Sektor allerdings europa- und weltweit aus. Viele andere Sportarten folgten. Ab Mitte wurde der Spielbetrieb zumindest in Luxemburg wieder aufgenommen und andere Länder schlossen sich an. Es kam zu einem echten Boom - und das, trotz fehlender Zuschauer in den Stadien und den daraus resultierenden Geisterspielen. Für die Zocker schien dies aber keinen Unterschied zu machen. Eher für die Wettanbieter, die vor der schwierigen Aufgabe standen, Wettquoten festzusetzen. Aber, so Michael Monka, Statistiker und Wett-Experte des nichtkommerziellen Portals Youpriboo: „Nach einer Anlaufphase von drei bis vier Spieltagen waren die Wahrscheinlichkeiten sehr gut berechnet. Das haben die Buchmacher gut gemacht". Zur Quotierung wurden die ersten vier Spieltage aus dem Sommer mit den ersten vier Geisterspielen verglichen. Monka erklärt: „Der Heimvorteil ist quasi weg, es fallen weniger Tore, es gibt weniger Torchancen. Es werden auch weniger Zweikämpfe geführt". Natürlich seien diese Ergebnisse noch nicht wasserdicht, aber: „Nach 81 Spielen kann man aber von einem Trend sprechen, das ist kein Zufall."

Wie es im Bereich Sportwetten weitergeht

Durch die Ausfälle kam es natürlich zu einer immensen Verschiebung des Spielbetriebes. Die Europameisterschaft wurde ja bekanntlich vollständig abgesagt und in das nächste Jahr verschoben. Aber auch die nationalen Ligen und die europäischen Wettbewerbe wurden oder werden nicht in dem regulären Rhythmus ausgetragen. Manche europäische Liga entschied sich die Saison vollständig abzubrechen, in manch anderen wurde weitergespielt. Die beiden großen europäischen Wettbewerbe werden nun auch zu Ende gespielt, aber nur in Form von Turnieren. Das bedeutet, dass die Europa League und die Champions League in veränderter Form stattfinden. Der Europa League Sieger wird dabei in Nordrhein-Westfalen ermittelt. Wenn die fehlenden Achtelfinalspiele ausgetragen worden sind, kommt es im August zur Austragung aller Viertelfinals und der nachfolgenden Finalspiele in Form eines Turniers. Dabei findet kein Hin- und Rückspiel statt, sondern es wird ein KO-Modus angesetzt. Auch die Champions League bedient sich eines ähnlichen Prozederes. Sie wird in Lissabon stattfinden. Acht Vereine werden dort den Champions League Sieger 2024 ermitteln.

Auch in anderen Sportarten versucht man natürlich zu so etwas wie Normalität zurückzukehren. Und mache konnten sogar von der Krise profitieren, da sie plötzlich in das verstärkte Interesse der Wetter rückten wie z.B. das Tischtennis. Dies wird aber voraussichtlich nur eine Momentaufnahme sein. Ganz anders verhält es sich dagegen vermutlich im Bereich des eSports, der einen ungeheuren Boom bei den Sportwettern erfuhr und sich wachsender Beliebtheit erfreut. Dort ist auszumachen, dass die Zahlen auch jetzt nicht sinken. Gerade für junge Wetter scheint es ein sehr interessantes Angebot zu sein, dass sich mit ihren persönlichen Interessen deckt.

Die Branche zeigt sich in Luxemburg also zunehmen im Aufwind. Dies ist natürlich weiterhin abhängig von der Entwicklung der Krise. Und im nächsten Jahr stehen mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag ja noch andere weitreichende Veränderungen ins Haus. Ob es dann schwieriger für die Sportwettenanbieter werden wird, bleibt abzuwarten. Ganz glücklich ist man mit dem Gesetzentwurf auf alle Fälle nicht. Dabei ist das nächste Jahr, mit den verschobenen Großereignissen wie Europameisterschaft und Olympia sicherlich sehr attraktiv für die Branche. Es bleibt spannend zu sehen, wie man auf die Veränderungen reagieren wird und natürlich auch wie die Nutzer sich verhalten werden. Das ein starkes Interesse an Sportwetten besteht, das zeigen schon die Zahlen der letzten Jahre, mit ihrem stetigen Wachstum.