Wir hatten schon an anderer Stelle darüber berichtet: Der Sportwettenmarkt befindet sich wieder im Aufwind. Nach einer wochen- bzw. monatelangen Durststrecke, aufgrund des Ausfalls von fast allen Sportereignissen, gehen die Zahlen spätestens mit dem ersten Spiel der Bundesliga in Luxemburg wieder rapide in die Höhe, und die Branche scheint sich langsam zu erholen. Dabei gab und gibt es aber ein paar faustdicke Überraschungen. Denn zum normalen Business ist man dann doch nicht so einfach übergegangen. Die Entwicklungen zeigen auf, dass es neben dem Fußball, mit dem jeder gerechnet hat, ein paar Sportarten gibt, die eindeutig zu den Gewinnern des Aufschwungs gehören. Und in einem Fall ist man sich nicht sicher, ob es sich denn tatsächlich um eine Sportart handelt. Aber dazu später mehr.

Sportwetten: Der Ball muss über´s Netz

Sportwetten VolleyballDie aktuelle Situation beschreibt Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbands so: „Der Re-Start der Bundesliga war natürlich sehr erfreulich, dennoch sind die Umsätze erst bei etwa zwei Dritteln des Niveaus vor der Krise.“ Als eine mögliche Ursache für den etwas schleppenden Anlauf nennt er die Unsicherheit der Verbraucher in Bezug auf ihre berufliche und damit auch finanzielle Situation. Wetten würden meistens aus dem Freizeitbudget bestritten, und dieses wird als erstes in Zeiten einer Krise beschnitten. Das Geld wird an anderer Stelle benötigt, wie z.B. für die Bildung von Rücklagen. Zudem hätte sich das Freizeitverhalten generell verändert. Viele Verbraucher scheuen den Gang in ein Wettbüro aufgrund der unbestimmten Situation. Und obwohl es zu einer verstärkten Nutzung von Online-Angeboten gekommen ist, können diese nicht alles auffangen. Allerdings sieht Dahms den Aufschwung als ein positives Signal, das, wie erwähnt, mit dem Start der Fußball Bundesliga seinen Anfang genommen hat. 90% der platzierten Wetten schreibt er der Deutschen liebsten Sportart zu. Doch es gibt auch ein paar Shootingstars in der Branche, mit denen niemand gerechnet hatte.Volleyball zum Beispiel. Irgendwie wusste man zwar, dass es diese Sportart gibt und manche Spiele wurden auch schon einmal im Fernsehen übertragen, aber den ganz großen Durchbruch ist dem Volleyball nie gelungen. 

Einen Aufschwung gab es mit dem steigenden Interesse an Beach-Volleyball, wobei zu fragen ist, ob dabei der sportliche Aspekt oder vielleicht andere Beweggründe den Zuschauer, insbesondere den männlichen Zuschauer, vor den Bildschirm zog. Sportlich tummeln sich die Deutschen Sportlerinnen und Sportler in dieser Disziplin ja weit oben. Und dies hat natürlich auch Auswirkungen auf den Wettmarkt. Gab es schon vereinzelte Angebote bei Buchmachern, die allerdings eher ein Schattendasein fristeten, stocken viele Anbieter jetzt ihr Angebot immens auf. Damit zählt Volleyball fast schon zu den beliebtesten Sportarten in Luxemburg. Nicht nur auf die Bundesliga, auch auf internationale Turniere und Ligen kann gesetzt werden. Dabei gibt es aber nur Zweit-Weg-Wetten, da es beim Volleyball zu keinen Unentschieden kommen kann. Ein schon vor der Krise zu beobachtender Trend, wird jetzt wohl auch weiter zunehmen, nämlich der Trend zu Live-Wetten.

Und nochmal muss der Ball über´s Netz

Auch bei der zweiten Sportart, die einen regelrechten Boom erlebt, muss der Ball über´s Netz. Der ist aber wesentlich kleiner als beim Volleyball und wird mit einem Schläger vorangetrieben. Die Rede ist von Tischtennis. Dort gab es mit dem Deutschen Athleten Herrn Rosskopf zwar mal sowas wie einen internationalen Star, aber in den letzten Jahren machte der Sport in Luxemburg doch eher mit seinen Doping-Skandalen Schlagzeilen. Dies gehört aber der Vergangenheit an. Heute zählen eher Sportsgeist und Fairness zu den Attributen dieser Sportart. Bei den Buchmachern bzw. den Wettern liegt Tischtennis voll im Trend. Für die Wettexperten ist diese Entwicklung eine echte Überraschung, denn lange Jahre hatte kaum jemand die früher recht abwertend als Ping Pong bezeichnete Sportart auf dem Schirm. Dies hängt bestimmt nicht mit der Medienpräsenz zusammen, denn im Fernsehen ist dieser Sport eigentlich nicht vorhanden. Darin sehen einige auch einen Vorteil, denn die Wetten laufen sehr diskret ab. Für die Wetter bietet Tischtennis ein sehr kalkulierbares Risiko bei attraktiven Quoten, denn die strengen sportlichen Rahmenbedingungen lassen wenig Raum für spektakuläre Überraschungssiege. Hier geht es um die individuelle Klasse eines einzelnen Spielers bzw. einer einzelnen Spielerin. Und die ist zwar auch Tagesform abhängig, aber besser einzuschätzen als ein ganzes Team.

 Sport oder doch kein Sport – das ist hier die Frage

Die Rede ist von eSport. Einem der ganz, ganz großen Gewinner der Krise im Bereich der Wetten. Die, die es professionell betreiben, bezeichnen es als Sport. Mit Training, Ernährungsplan, Fitness und allem, was einen modernen Hochleistungssportler ausmacht. Der Deutsche Olympische Sportbund sieht es aber irgendwie anders. Denn etwas in den Formulierungen in der Aufnahmeordnung des Bundes verhindert dies, nämlich der Passus, nach der es für die Anerkennung einer Sportart festgeschrieben ist, dass ihr Ziel und Selbstzweck „eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität“ sein müsse. Puh, da wird es aber ganz schön spitzfindig. Der Duden definiert Sport so: „Unter „Sport“ wird eine nach bestimmten Regeln, regelmäßig im Wettkampf ausgetragene, aus Freude an Bewegung und Spiel, zur körperlichen Ertüchtigung ausgeübte körperliche Betätigung verstanden (Quelle: Duden). Wir schauen dann mal auf Schach. Und kommen da auch nicht weiter. Dadurch, dass der eSport nicht als Sportart anerkannt ist, zählen Wetten auf Ereignisse auch nicht als Sportwetten. Für die Wettfans und die Anbieter bedeutet das konkret, dass Verbraucher Verluste, die durch das Platzieren einer Wette im Bereich eSport entstanden sind, sogar zurückfordern dürften, da das Angebot nicht in den regulierten Bereich der Sportwetten fällt. Aber die Entwicklung ist ja irgendwie nicht aufzuhalten. Gerade in der Krise wurde weltweit auf eSport Events gewettet. Sicherlich wird es in der Zukunft eine einvernehmliche Lösung geben.