Einige Personalentscheidungen der FPÖ, die in den letzten eineinhalb Jahren gefällt wurden, können durchaus als fragwürdig eingestuft werden. Ein Beispiel hierfür ist die Ernennung der Euro-Kritikerin Barbara Kolm zur Vizepräsidentin der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Die Leiterin des wirtschaftsliberalen Hayek-Instituts und des Austrian Economic Center (AEC) steht wegen zweifelhafter Parteispenden in der Kritik. Dank der Freiheitlichen Partei Österreichs bekam auch der blaue Wiener Bezirksrat Peter Sidlo einen Posten im OeNB-Generalrat. Nicht ohne Spott macht dort das Gerücht die Runde, dass Sidlo zunächst einmal nach Visitenkarten und einem eigenen Büro gefragt hätte, doch beides steht „einfachen“ Generalräten gar nicht zu. Im Vorfeld hatten bereits Personalberater von Sidlo abgeraten.
Sidlo ohne Glücksspiel-Erfahrung
Noch verwunderlicher ist die Tatsache, dass der 45-Jährige, der zuvor Angestellter der Immogesellschaft Conwert war und dann die Sigma Investment AG führte, im Vorstand der Casinos Austria AG (CASAG) kürzlich das Ressort Finanzen übernahm. Es wurde kritisiert, dass es ihm an Management-Erfahrung fehlt. Auch mit Glücksspiel hatte Sidlo noch keine Berührung. Im Vergleich zur CASAG, die vier Mio. Euro Umsatz verbucht und 4.200 Mitarbeiter beschäftigt, kam die Sigma, die Sidlos Schwager Markus Braun gehört, im Geschäftsjahr 2018 gerade mal auf 6 Mitarbeiter und auf einen Jahresgewinn von 43.500 Euro.Wiens blauer Bezirksrat Sidlo verfügt über sehr gute Kontakte zu Novomatic, einer Mitinhaberin und gleichzeitig Konkurrentin der CASAG. Fünf Kandidaten wurden dem Personalberater Egon Zehnder geschickt. Das Ergebnis war niederschmetternd. Sidlo attestierte er mangelnde Führungserfahrung, da er noch nie größere Budgets verwaltet habe. Zehnder informierte Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner darüber, dass Sidlo nicht qualifiziert sei, dennoch entschied der Aufsichtsrat einstimmig für ihn.
Gerüchte um FPÖ-Interventionen
Es wird gemunkelt, dass die Entscheidung auch von Interventionen einzelner Freiheitlicher Parteimitglieder von hohem Rang beeinflusst wurde, mit denen Sidlo gut bekannt ist, wie zum Beispiel Johann Gudenus. Auf Nachfragen kamen entweder schwammige, oder gar keine Antworten. Bei der CASAG will man sich zu den Interna des Aufsichtsrats nicht äußern. Novomatic-Boss Harald Neumann versichert, viel von Sidlo zu halten und ihm zu dieser Bewerbung geraten zu haben. Sidlo selbst verweist auf seine sechsjährige Erfahrung bei der Conwert, wo er „wichtige Transaktionen“ betreut hätte. Er wehrt sich gegen das Gerücht, dass er einen Teil seines Gehalts der FPÖ spendet, obwohl seine Verbindung zu den Freiheitlichen nach wie vor sehr eng ist.
Verbindung zu Straches Ibiza-Video
Dass Sidlo auch dem Vorstand der Braun Privatstiftung seines Schwagers Markus Braun angehörte, die bereits im Jahre 2018 abgewickelt wurde, macht ebenfalls stutzig. Braun hat die Aufgabe des Obmanns beim Verein Austria in Motion übernommen. Und genau dieser Markus Braun wurde mit dem Spendenverein in Verbindung gebracht, der von Heinz-Christian Strache in dem Ibiza-Video angesprochen wurde. Es verwundert nicht, dass Braun diese Darstellung zurückweist.
Die ganze Angelegenheit hätte großes Potenzial für einen Buch- oder Film-Stoff. Sie eignet sich sowohl als Komödie, wie auch als Wirtschaftskrimi. Mit etwas Fantasie ließe sich auch ein Krimi-Spiel daraus entwickeln, dass das vielfältige Angebot von Online Casinos bereichert: ein Glücksspiel mit niedrigen Einsätzen und hohen Gewinnen.